Ost+Front – Adrenalin

Ost+Front aus Berlin sind bekannt für ihre bemerkenswerten Bühnenshows mit aufwändiger Maske und dem großzügigen Einsatz von Kunstblut.

Gut zwei Jahre nach „Ultra“ bringt die NDH-Rockband in Kürze wieder ein neues Album heraus. Es trägt den Titel „Adrenalin“ und erscheint am 16. Februar. Mehr darüber erfahrt ihr in dieser Rezension.

Wer sich für „Adrenalin“ interessiert, der hat die Qual der Wahl. Soll es das ganz normale Album sein oder die 2-CD-Version mit Bonus-Stücken? Vielleicht aber auch die Sammler-Edition auf Schallplatte oder doch gleich die 4-CD-Fanbox mit Live-Album? Ja, „Adrenalin“ gibt es in all diesen Versionen. Gegenstand dieser Rezension ist wie immer nur die Standard-Ausgabe des Albums.

Die kommt mit 13 Liedern auf eine Gesamtspielzeit mit 47 Minuten. Gesungen wird durchgehend auf Deutsch. Vom Sound her gehen Ost+Front ihren Weg auf „Adrenalin“ konsequent weiter. Geboten wird eingängig gehaltener Rock mit Ecken und Kanten, der durch Synthesizer und andere Elektronik begleitet wird. Meistens geht es recht flott zur Sache, das Klangbild ist schwungvoll und wirkt in keinem Fall überproduziert.

Was die Texte angeht ist „Adrenalin“ – so wie eigentlich jedes Album von Ost+Front – etwas speziell. Schon die Bühnenshow zeigt, dass diese Band die Provokation liebt. Auch die Liedtexte tragen dieses Konzept voll mit. Ohne dass es inhaltlich wirklich tief geht, greifen Ost+Front aufmerksamkeitssichere Themen wie Krieg, Sex oder gar Kannibalismus auf.

Man wird nicht permanent abgestoßen, es geht aber schon expliziter und ein Stück weit derber zu als bei Genre-Kollegen wie Megaherz, Eisbrecher oder Stahlmann. Kontrovers und provokativ zu sein ist dabei eine Sache. Als Künstler muss man aber aufpassen, dabei nicht einfach geschmacklos oder vulgär herüberzukommen. Ost+Front ist diese Gratwanderung auf „Adrenalin“ nicht immer gelungen, zu den Tiefpunkten gehört dabei zum Beispiel „Disco Bukkake“.

Auch wenn gelegentlich sogar Gegenwartsthemen wie Trump („U.S.A.“) oder soziale Ungleichheit („Arm und Reich“) angesprochen werden, fällt „Adrenalin“ damit textlich schwächer aus als „Ultra“. Ost+Front hauen an manchen Stellen einfach daneben.

Musikalisch ist das Gegenteil der Fall, denn hier haben sich die Berliner im Vergleich zu „Ultra“ noch gesteigert. Als reine Unterhaltungsmusik ist ihr NDH-Rock von Haus aus eingängig gehalten, vom Songwriting her zeigen sich Ost+Front dieses Mal aber noch stärker als in der Vergangenheit.

Mitreißende Melodien und Refrains sind auf jeden Fall vorhanden, einzelne Lieder wie das Titelstück „Adrenalin“ hat man schon beim ersten Durchlauf voll im Ohr. Auch „10 Jahre Ost+Front“, eine Art Hymne der Band an sich selbst und ihre Fans, zählt zu den Hits des Albums und geht richtig gut rein.

Insgesamt zeigt sich das neue Album damit wirklich stimmungsvoll und ist außerdem auch abwechslungsreich. Zwischendurch können einem sogar mal Techno-Beats begegnen („Blattzeit“). Die technische Umsetzung ist dabei gelungen und zeitgemäß.

Fazit

„Adrenalin“ fällt textlich schwächer und musikalisch stärker aus als „Ultra“. Das neue Ost+Front-Album ist seinem Vorgänger damit ebenbürtig, wenn auch mit anderen Schwerpunkten.

Wer akzeptiert, dass es sich hier um Unterhaltungsmusik ohne nennenswerten kulturellen Anspruch handelt, bekommt in jedem Fall ein gut hörbares und stimmungsvolles Album.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de