Die Letzte Instanz ist nun schon seit über 20 Jahren musikalisch aktiv. Seit jeher bespielt die Band konsequent ihre musikalische Nische, die irgendwo zwischen Gothic Rock und Folk Rock liegt.
Mitten im Spannungsfeld zwischen diesen zwei Genres hat die Band sich einen markanten Stil geschaffen, der ihr bis heute einen hohen Wiedererkennungswert garantiert. Am 16. Februar veröffentlicht die Gruppe ihr neues Album „Morgenland“ – hier ist die Rezension dazu!
„Morgenland“ enthält in der Standard-Version zwölf Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 44 Minuten, als limitiertes Digipak 14 Lieder mit insgesamt 55 Minuten. Normalerweise beziehen sich all unsere Rezensionen auf die Standard-Ausgabe eines Albums, die Bonus-Stücke lassen wir links liegen. Im Fall von „Morgenland“ komme ich nicht umhin, auch auf das Digipak einzugehen – doch dazu später mehr.
Die Texte des Albums sind wie immer bei der Letzten Instanz auf Deutsch gehalten. „Morgenland“ ist dabei ein bewusst zweideutig gewählter Titel. Einerseits steht Morgenland für den geografisch-kulturellen Begriff – also so wie Abendland. Andererseits ist Morgenland für die Letzte Instanz aber auch der Gedanke einer Welt von morgen.
Laut Pressetext soll die nach Vorstellung der sechs Musiker „frei, tolerant und offen“ sein. Damit ist auch ein Teil des textlichen Inhalts klar, denn die Band bezieht auf ihrem Album auch zu politischen beziehungsweise gesellschaftlichen Themen Stellung.
Trotzdem ist „Morgenland“ kein Konzeptalbum oder dergleichen. Die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Themen hat auch nicht den hohen Stellenwert, den man anhand des Albumtitels vielleicht vermuten würde.
Bezüge zu Gesellschaft und Weltgeschehen sind hier und dort vorhanden. Mit „Mein Land“ gibt es auch ein für die Verhältnisse der Band sehr direktes und deutliches Lied, das sich gegen das Erstarken politisch rechter Strömungen stellt.
Die meisten Lieder des Albums behandeln dann aber doch die typischen Themen der Letzten Instanz: Es geht um Gefühlslagen, zwischenmenschliche Dinge und ähnliches. Das ist alles andere als neu, wird aber stimmig und niveauvoll umgesetzt. Meistens sind die Texte so angelegt, dass sie hoffnungsvoll wirken und hier und da auch etwas Trost spenden.
Rein musikalisch finden sich Fans der Band auf dem neuen Album sofort zurecht. Eingesetzt werden wie immer die typischen Rock-Instrumente und dazu Geige und Cello. Gelegentlich kommen auch Klavier und Akustikgitarre hinzu. Der Rock-Sound ist weich, hat aber doch einen gewissen Schwung. Das Stimmungsbild ist nachdenklich, aber nie zu traurig. Alles ist eben so wie man es von der Letzten Instanz gewohnt ist.
Umgesetzt hat die Band ihr Konzept wie immer souverän. An Produktion und Spielfertigkeiten hat wohl sowieso niemand gezweifelt und auch das Songwriting ist gut. Die Lieder gehen gut ins Ohr und stimmungsvolle Melodien und griffige Refrains mit. Mein persönlicher Anspieltipp: „Schwarz“!
Nun aber kommen wir zu dem Aspekt, der mir an „Morgenland“ so richtig aufstößt – und genau hier spielt das eingangs erwähnte Digipak eine Rolle. Letzte Instanz haben das Lied „Children“ der israelischen Metal-Band Orphaned Land gecovert. In dem Lied geht es um das Leid von Kindern in Kriegsgebieten, es steht also wie kein anderes mit dem „Morgenland“-Thema in Verbindung.
Das Cover ist absolut gelungen und sticht auf dem Album wirklich hervor. Schon allein durch die Länge von fast acht Minuten hebt es sich von den anderen, selten mehr als vier Minuten langen Liedern ab. Als einziges Stück nimmt es auch einige orientalische Klänge mit auf und trägt dem „Morgenland“-Thema somit als einziges Stück des Albums auch vom Sound her Rechnung. Es wird stellenweise sogar auf Arabisch gesungen.
Als Gastsänger tritt zudem Kobi Farhi von Orphaned Land auf, also der Original-Interpret des Stückes. Alles super also – wo ist nun also das Problem? Ganz einfach: „Children“, einer der Höhepunkte des gesamten Albums, gibt es nur im Digipak. Auf der normalen Version des Albums ist das Lied gar nicht enthalten.
Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. „Children“ ist das vielleicht aufwändigste Stück des Albums, das einzige Cover und bietet auch noch einen hochkarätigen Gastsänger. Wie kein anderes Lied steht es außerdem für das „Morgenland“-Thema. Kein Wunder, dass gerade mit „Children“ im Vorfeld viel geworben wurde und die Letzte Instanz genau mit diesem Lied Spenden für ein Flüchtlingsdorf im Nordirak gesammelt hat.
Dass nun ausgerechnet dieses Lied auf der Standard-Version des Albums gar nicht enthalten ist, grenzt an einen Schildbürgerstreich.
Fazit
„Morgenland“ sollte man nicht als reines Konzeptalbum missverstehen, denn im Großen und Ganzen ist es doch ein ganz normales Album der Letzten Instanz. Als solches ist es gelungen, stimmig und durchgehend hörenswert.
Ziemlich unglücklich ist dagegen, dass „Children“, das im Vorfeld für so viel Aufsehen gesorgt hat, nur als Dreingabe in der Digipak-Version enthalten ist.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de