Agalloch war eine der bekanntesten Post-Metal-Bands überhaupt und für das Genre auch außerhalb ihrer US-amerikanischen Heimat wegweisend. 2016 löste sich die Gruppe auf, das Entsetzen der Fans war entsprechend groß. Frontmann John Haughm ist seither als Solokünstler unterwegs.
Die verbliebenen Agalloch-Bandmitglieder Don Anderson, Jason Walton und Aesop Dekker blieben unterdessen weiter zusammen. Gemeinsam mit Aaron Gregory von den ebenfalls aufgelösten Giant Squid hoben sie ihre neue Band Khôrada aus der Traufe.
Mit ihrem Debütalbum “Salt” stellen sich Khôrada nun der Öffentlichkeit vor. Erscheinungsdatum ist der 20. Juli.
Das Wichtiste gleich zu Anfang: Nein, Khôrada sind keine neuen Agalloch! Was die drei ehemaligen Agalloch-Musiker und ihr Freund von Giant Squid hier machen, geht in eine völlig andere Richtung. Khôrada spielen auf ihrem Debütalbum sehr breit gefächerten Artrock mit einigen Metal-Einflüssen. Man sollte also nicht erwarten, viel vom Stil der aufgelösten Bands bei Khôrada wieder zu finden.
Ihr Konzept bannen die vier Musiker in sieben vollwertige Lieder und ein kurzes Zwischenspiel. Insgesamt kommt ihr Album damit auf eine Laufzeit von 55 Minuten. Die englischsprachigen Liedtexte werfen einen eher kritischen Blick auf die Welt und tragen durchaus auch politische Züge. So werden zum Beispiel Profitgier und die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen angeprangert.
Rein musikalisch ist die Vorgehensweise von Khôrada gar nicht so leicht zu beschreiben. Der Sound ist wie erwähnt sehr breit gefächert und äußerst wandlungsreich. Man kann kaum etwas benennen, das für die Band wirklich typisch wäre, da praktisch in jedem Lied etwas anderes passiert.
Bindeglieder sind allenfalls der gerne auch mehrstimmige Klargesang, die eher gedämpfte Stimmung und die moderate Spielgeschwindigkeit. Ansonsten ist das gesamte Album ein steter Wandel. Erdige Abschnitte mit tiefem Bass gibt es ebenso wie kalte Metal-Gitarren. “Glacial Gold” bringt verträumten, ruhigen Rock auf das Album während “Seasons Of Salt” Blastbeats einsetzt wie im härteren Metal.
Die Stimmung von “Edeste” kippt schließlich komplett: Anfangs noch als progressives Rock-Stück gestartet, stellt es den Gesang am Ende vor eine undefinierte Klangwand, die im eigentlichen Sinne gar keine Melodie mehr spielt.
Insgesamt ist “Salt” damit maximal vielseitig und hoch abwechslungsreich. Saubere Spielfertigkeiten und eine interessante, sehr eigene Atmosphäre gibt es obendrauf. Auf der anderen Seite ist “Salt” auch ziemlich fordernd. Oder anders formuliert: Kein Stück weit eingängig. Auf Melodien und Refrains wurde “Salt” schlicht und einfach nicht ausgelegt. Trotz des künstlerischen Anspruchs, den das Album unbestritten hat, hätte es da zumindest ein bisschen mehr sein dürfen.
Meinen Appell vom Anfang kann ich deshalb nur wiederholen: Khôrada sind keine neuen Agalloch und deshalb sollte man hier auch kein Agalloch-Album erwarten.
Fazit
Anspruchsvoller und vielseitiger Artrock für Freunde des Genres.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de