2010 veröffentlichte die deutsche Viking-Black-Metal-Band Lost Shade ihr Album „Rückkehr nach Asgard“. Das freudlose Werk erhielt in unserer Rezension damals 2,5 von 10 Punkten. Es hält damit bis heute den Rekord der niedrigsten Rezensionswertung, die je bei uns vergeben wurde.
Zwölf Jahre später kehren Lost Shade nun mit einem neuen Album zurück. „Feinde des Glaubens“ ist kürzlich erschienen. Wo die Band heute steht verrät euch diese Rezension.
„Feinde des Glaubens“ kommt mit neun Liedern und einem instrumentalen Zwischenspiel auf eine Gesamtspielzeit von 48 Minuten. Der Stil von Lost Shade ist nicht mehr derselbe wie früher. Man könnte sagen, dass der „Viking“-Aspekt weggefallen ist. So wurde zum Beispiel das Keyboard eingestampft, das früher zum Teil Folk-Instrumente imitierte.
Auf „Feinde des Glaubens“ zeigen sich Lost Shade nun als reine Black-Metal-Band. Es setzt schroffen, wenn auch melodischen Black Metal mit kalten Klangfarben und durchaus auch so manchem Blastbeat-Gewitter. Die Texte sind auf Deutsch gehalten und erfüllen die üblichen Düsterklischees des Genres.
Lost Shade sind heute also eine ganz normale Black-Metal-Band. Es gibt zwar vereinzelt auch Lieder, die eine rockige Rhythmik auffahren („Düstere Ernte“) oder seltene Einwürfe von Synthesizer und Chorälen („Ewige Vergeltung“). Insgesamt finden sich im Sound der Band aber keine stilistischen Besonderheiten oder gar Überraschungen.
So klingen die verschiedenen Lieder dann auch oft relativ gleich. Wird doch mal ein anderes Klangbild geboten, ist es wie bei „Hexentanz“ sein langes Intro. Das eigentliche Lied klingt dann aber doch wieder wie die anderen. Der Mangel an Vielseitigkeit kommt auch daher, dass sich die instrumentale Arbeit der Band oft auf recht einfache Schablonen beschränkt.
So spielen die Gitarren meistens simple Schemen ab, die sich wiederholen. Das Riffing ist solide, aber eben unspektakulär. Soli oder sonstige nennenswerte Einlagen kommen nicht vor. Einzelne positive Gegenbeispiele gibt es jedoch und auch die will ich nicht verschweigen. So fährt „Kriegstreiber“ zum Beispiel ein schickes, richtig griffiges Riff auf. Man wundert sich fast, wo das auf einmal herkommt und möchte ausrufen: Na also, geht doch!
Leider bleiben diese Momente die Ausnahme. Der Großteil der instrumentalen Arbeit beschränkt sich auf wirklich einfache Tonfolgen ohne größeren Anspruch. Auch beim Gesang steht der Griff nach den Sternen noch nicht unmittelbar bevor, die Fortschritte gegenüber „Rückkehr nach Asgard“ sind aber nicht zu leugnen. So bietet „Feinde des Glaubens“ einen grundsoliden, harschen Scream, der sich gut in das ungeschliffene Black-Metal-Klangbild einfügt. Erstaunlich gut ist bei alledem die Aufnahmequalität.
Insgesamt bietet „Feinde des Glaubens“ einen soliden, wenn auch nicht spektakulären Black-Metal-Sound mit simplem Songwriting und einer durchschnittlichen Umsetzung.
Fazit
Ein mittelmäßiges Black-Metal-Album, das sich weder stilistisch noch qualitativ von der breiten Masse abhebt.
Für sich genommen ist „Feinde des Glaubens“ damit natürlich keine Empfehlung wert. Ich möchte aber würdigen, dass die Band im Vergleich zu 2010 schon mehrere Schippen draufgelegt hat.
Punkte: 5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de