Gute vier Jahre nach „Okeanos“ kehren Firtan wieder mit einem neuen Album zurück. Für die Black-Metal-Band, die zu den künstlerisch anspruchsvollen Vertretern ihrer Zunft zählt, handelt es sich um das dritte Studioalbum.
Das neue Werk der Baden-Württemberger trägt den Titel „Marter“ und ist ab dem 30. September erhältlich. Hier erhaltet ihr eine Einschätzung dazu.
„Marter“ ist das bisher umfangreichste Album von Firtan. Mit seinen acht Liedern kommt es auf eine Gesamtspielzeit von ganzen 58 Minuten. Textlich geht „Marter“ den Weg des vorherigen Albums nahtlos weiter. Die ausschließlich deutschen Texte lesen sich wie Gedichte und sind auch gleichsam interpretationsoffen gehalten.
Kein Wunder, denn erneut standen Werke bekannter Literaten Pate für Firtans Liedtexte. Dieses Mal bedient sich die Band bei einer Reihe von Autoren des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Auch musikalisch setzen Firtan auf Kontinuität, Fans des letzten Albums finden sich auf „Marter“ sofort zurecht. Geboten wird melodischer, vielschichtiger Black Metal, der manche Gegensätze in sich vereint. Die meisten Lieder bieten ein Wechselspiel zwischen einerseits harten und rohen und andererseits verträumten, sehr ruhigen Passagen. Vor alledem steht der charakteristische Gesang, der nicht mehr ganz Scream ist, aber auch noch nicht ganz Growl.
Das Klangbild ist immer sehr voll gestaltet und lässt keine Lücken. Dazu tragen im Hintergrund auch Geige und gelegentliche Elektronik bei. Beides wird allerdings wirklich nur begleitend eingesetzt. Geige und gelegentliche elektronische Elemente schmücken also aus, drängen sich aber nie nach vorne.
Die Wechsel zwischen harten und ruhigen Passagen gelingen Firtan gut und wirken zu keiner Zeit aufgesetzt. Wuchtige Black-Metal-Passagen inklusive Blastbeats gleiten nahtlos über in ruhige Abschnitte mit einer fast schon rockigen Rhythmik. In den ruhigen Passagen begegnen einem außerdem Akustikgitarre und gelegentlich auch gesprochener Textvortag.
Sowieso sollte man den Umfang der ruhigen Abschnitte nicht unterschätzen. So geht „Labsal“, mit das härteste Stück des Albums, auf einmal für mehr als zwei Minuten in sphärischen Instrumental-Rock mit Akustikgitarre über. Das komplexe „Amor Fati“ gönnt sich hingegen fast zwei Minuten Ambient-Elektronik als Ausklang.
Insgesamt gelingt Firtan hier erneut ein stimmiger, atmosphärischer Sound, der nicht berechenbar wird. Zum Ambiente und zum Wiedererkennungswert tragen dabei vor allem auch die vielen Wechsel zwischen harten und ruhigen Passagen bei. Das gehobene, aber nicht übertriebene Maß an Komplexität kann ebenfalls gerne so bleiben. „Marter“ hat einen vielschichtigen Sound, der manches Detail zu entdecken bereithält, dabei aber nicht komplett unzugänglich wird.
Dass Firtan sich nicht neu erfinden und hier vor allem mehr vom Gleichen bieten, muss Fans von anspruchsvollem Black Metal keinesfalls stören.
Fazit
Mit „Marter“ setzen Firtan den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Große Überraschungen gibt es also nicht, dafür erneut vielschichtigen, gelungen umgesetzten Black Metal mit dichter Atmosphäre.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de