Vor ein paar Wochen stellte sich mir die fünfköpfige Mittelalter-Frauenband Adas aus München vor, die ihre Musik selbst als „Elvenfolk“ (ja, mit v!) bezeichnet. Mit „Gezeiten“ haben die fünf Damen nun ihr Debutalbum aufgenommen.
Die vom ehemaligen Schandmaul-Mitglied Hubsi Widmann produzierte CD wird im Oktober erscheinen – ob sich der Griff dazu lohnt, verrät die Rezension.
Was nach dem ersten Hören der 14 Stücke umfassenden CD gleich auffällt: Die fünf Adas-Musikerinnen mögen Sprachen! Die Lieder bedienen sich vielfältigen Quellen wie traditionellen Stücken aus Spanien, Schottland oder Irland sowie Werken des englischen Dichters Shakespere und des mittelalterlichen Liedermachers Walther von der Vogelweide und somit auch den verschiedenen Sprachen dieser Quellen.
Der Albumtitel „Gezeiten“ ist, wie das Booklet anschaulich erklärt, wohlbegründet gewählt: Die Stücke handeln von mythischen Meeren und versunkenen Städten, außerdem vergleichen die Musikerinnen die mal mehr und mal weniger starken traditionellen Einflüsse in ihrer Musik mit einer Art Ebbe und Flut.
Die musikalische Ausrichtung von Adas ist mit der von Bands wie Faun oder Omnia zu vergleichen: Es handelt sich um leichtfüßigen, mystisch wirkenden Mittelalter-Folk. Anders als zum Beispiel bei Faun, kommen bei Adas aber keine „typischen“ Mittelalter-Instrumente wie Dudelsack und Schalmei zum Einsatz, das einzige Blasinstrument ist eine Querflöte.
Die meisten der Stücke auf „Gezeiten“ sind als langsame, mystische Balladen gehalten. Seltener finden sich tanztaugliche Passagen wie vor allem das Stück „Green Groves An Fear Marbh & Morrions Jig“, die die fünf Frauen aber auch zu beherrschen scheinen und sich zwecks höherem Abwechslungsreichtum und einer Auflockerung des Klangbildes vielleicht häufiger trauen sollten.
Fazit
Mit „Gezeiten“ legen Adas ein durchdachtes, hochwertiges Mittelalter-Folk-Album vor, das durchweg auf hohem musikalischem Niveau gehalten wird.
Die Vielzahl an Sprachen, Textquellen und Inspirationen reichen mit Leichtigkeit an Werke führender Mittelalter-Folkbands heran.
Gewünscht hätte man sich aber noch ein, zwei Stücke, die sich klanglich deutlicher von den übrigen abheben und als musikalische Eckpfeiler den Wiedererkennungswert der Band steigern.
Das Adas-Debutalbum „Gezeiten“ ist den Fans ruhigerer mittelalterlicher Klänge ohne Vorbehalt zu empfehlen und lässt keinen Zweifel daran, dass von den fünf Musikerinnen wohl noch einiges zu hören sein wird.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de