Vor wenigen Wochen brachte die aus München stammende Mittelalter-Folkband Adas ihr Debutalbum „Gezeiten“ heraus.
Nun beantwortete Adas-Multiinstrumentalistin und -Sängerin Stefanía –
mit Tastatur-Unterstützung ihrer Schwester und Mitmusikerin Geka – in
einem Interview-Chat einige Fragen gegenüber
dark-festivals.de-Redakteur Stefan Frühauf.
Viel Spaß beim Lesen des Interviews!
Hallo Stefanía!
Seit wann gibt es Adas in der heutigen Besetzung?
In der heutigen gibts uns seit 2004. In dem Jahr ist Jessy als Geigerin dazugekommen.
Wie würdest du selbst eure Musik gegenüber Leuten
beschreiben, die sie noch nicht kennen?
Wir fühlen uns mit der Beschreibung Elvenfolk sehr wohl: So nennen wir selbst unseren Stil. Es drückt die Richtung und Einflüsse aus: Elven wegen unserem Bandnamen – Adas bedeutet Feen -, Folk, weil wir Einflüsse aus Spanien, unserer zweiten Heimat, Irland und der nordischen Bordunmusik miteinander verbinden. Elvenfolk ist unser Pendant zu den zusammengesetzten Stilbezeichnungen wie „Paganfolk“, „Fantasyfolk“ oder „Folkrock“, wie sie in der Szene kursieren.
Im letzten Monat ist euer Debutalbum „Gezeiten“ erschienen.
Wie war denn in den ersten Wochen die Nachfrage nach eurem Album? Seid ihr mit
dem bisherigen Absatz zufrieden?
Sehr zufrieden! Es könnte besser nicht laufen. Wir sind auf das bisherige Feedback sehr stolz. Mit so viel Aufmerksamkeit seitens der Presse hatten wir für ein Debütalbum gar nicht gerechnet, und wir wurden vom Vertrieb Galileo-MC unter Vertrag genommen. In Kürze wird „Gezeiten“ in den Plattenläden überall erhältlich sein.
Das freut mich sehr für euch.
Was war denn die größte Schwierigkeit im Entstehungsprozess
von „Gezeiten“?
Die Zeit. Nicht etwa, weil wir mit dem Musik machen nicht nachgekommen wären, das funktioniert bei uns zum Glück sehr gut, weil wir drei Songwriter in der Band sind. Aber vier von uns studieren neben der Musik – drei machen gerade ihren Abschluss – und Andi, die fünfte Fee, ist Mediengestalterin, deshalb konnten wir immer nur abends und nachts ins Studio. Insgesamt hat das „Baby“ also neun Monate auf sich warten lassen. Nach so viel Zeit vermissen wir jetzt die Arbeit bei den Aufnahmen und natürlich auch Hubsi. (Hubsi Widmann, Musikproduzent. Anm. d. Red.)
Bei den Texten von „Gezeiten“ habt ihr euch verschiedensten,
teils historischen Quellen verschiedener Sprachen bedient. Wie kommt ihr zu
dieser großen Bandbreite an Quellen und wann erachtet ihr eine Vorlage als
geeignet für eine musikalische Interpretation eurerseits?
In unserer Musik sind uns die Texte sehr wichtig. In erster Linie wollen wir Geschichten erzählen, die inspirieren – uns und andere. Geka und ich studieren Literaturwissenschaften und dabei stoßen wir oft auf interessante Quellen, zum Beispiel Shakespeares Prospero zitiert im „Sturm“ die antike Zauberin Medea und ihren dunkelsten Zauber, den wir dann im Original von Ovid vertonten. Solche Referenzen veranlassen uns dann zum „Weiterwühlen“ in verstaubten Büchern, manchmal eben in sehr alten Sprachen. Dass wir unseren Lieblingsautoren Musik verleihen, ist also oft künstlerische Verarbeitung der Eindrücke, die uns begegnen. Delia als Archäologin bringt dabei stark den historischen Aspekt mit hinein.
Auf „Gezeiten“ stammen die Texte ja wie gesagt alle aus diversen
Quellen, wie beispielsweise Gedichten oder traditionellen Werken. Habt ihr auch
mal daran gedacht, den Text eines Stückes komplett selbst zu verfassen?
Ja. Das Ergebnis ist vielleicht auf dem nächsten Adas-Album zu hören. Wie meistens handelt es sich dabei um eine Teamarbeit von uns Songwriterinnen. Auf welcher Sprache das sein wird, verraten wir aber noch nicht!
Habt ihr irgendwelche musikalischen Vorbilder, die eure
Musik in gewissem Maße beeinflussen?
Ich und Geka – wir sind ja Zwillingsschwestern – haben von klein auf spanische Musik und Flamenco zu Hause gehört, vor allem von Seiten unserer spanischen Oma, die den ganzen Tag die alten Lieder vor sich hin singt, bei allem was sie tut, am meisten beim Kochen. Das hat uns in erster Linie beeinflusst, dadurch liegt uns die spanische Musik sozusagen im Blut. Es gibt aber auch Künstler, die wir sehr bewundern, wie zum Beispiel Carlos Nunez aus Galizien und Finbar Furey, die Irish Folk Legende, den wir letztes Jahr, als wir im Cork Opera House gearbeitet haben, kennen lernen durften. Ich denke, der längere Aufenthalt in Irland hat uns beide schon auch stark beeinflusst. Er hat uns auch zu dem Song „A Fear Marbh“ inspiriert.
Würdet ihr mal gerne mit einer anderen Band zusammen einige
Stücke aufnehmen?
Oh, da gibt es viele bei denen wir uns das vorstellen könnten! Ich glaube, wenn man mit anderen zusammen Musik macht, bereichert es einen immer. Vielleicht mal eine tiefe Männerstimme als Kontrastpunkt…
Würdet ihr auch mit einer Band zusammen spielen, die Rockinstrumente benutzt – Adas quasi involviert in Folk-Rock?
Ja, klar. Wir benutzen in unserer eigenen Musik ausschließlich akustische Instrumente. Da hätte es natürlich besonderen Reiz, mal ein Projekt anzugehen, bei dem man mit ganz anderen musikalischen Mitteln experimentieren kann. Ich finde gerade im Folk ist Offenheit für verschiedene Interpretationsweisen ein Muss!
Ihr tretet bisher nur sehr unregelmäßig auf. Habt ihr
vor, mal auf eine zusammenhängende Tour zu gehen, zum Beispiel als Vorgruppe
auf der kompletten Tournee einer bekannteren Band, oder ist das für euch wegen
anderweitigen Verpflichtungen – du erwähntest bereits das Studium – momentan
gar nicht umsetzbar?
Ja, genau. Momentan ginge das nur für kürzere Zeiträume. Zum Glück finden aber die meisten Konzerte an den Wochenenden statt.
Wenn ihr, oder sagen wir mal wenn du es dir aussuchen
könntest, wohin würdest du gerne mal für einen oder mehrere Auftritte reisen?
Nach Irland. Die Iren sind ein begeistertes Publikum, soviel konnte ich in Cork feststellen. Außerdem verstehen sie es, mit Feen umzugehen…
Habt ihr irgendwelche bestimmten Pläne für eure musikalische Zukunft?
Also erstmal so weitermachen wie bisher. Dabei unseren Stil weiterentwickeln und uns nicht verbiegen, viele Konzerte spielen und Alben aufnehmen und immer Spaß an unserer Musik haben.
Möchtest du zum Schluss unseren Lesern noch etwas sagen?
Bald ist Weihnachten und „Gezeiten“ eignet sich hervorragend als Geschenk… Nein, im Ernst, wer durch diesen kleinen Vorgeschmack Interesse bekommen hat, kann gerne mehr erfahren auf unserer Homepage www.adas-music.de und das Neueste von uns lesen im Adas-Blog blog.adas-music.de . Danke Dir für das Interview.
Und danke Dir, dass du Zeit für das Interview gefunden hast!
Interview: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de