Die aus Kaiserslautern stammende Gothic-Rock-Band Herzblvt hat mit „Bis in alle Ewigkeit“ ihr Debütalbum veröffentlicht.
Seit Oktober ist das Erstlingswerk des Trios bereits im Internet erhältlich, Ende Januar kommt es auch in den regulären Handel.
Was von dem Album zu halten ist verrät euch diese Rezension.
„Bis in alle Ewigkeit“ enthält sage und schreibe 21 (einundzwanzig!) Tracks mit einer mehr als stolzen Gesamtspielzeit von 76 Minuten. Die 21 Tracks verteilen sich auf das Intro und 19 Stücke, von denen eines neben seiner Normalfassung auch als Akustikversion vertreten ist.
Der reine Umfang des Albums sorgt erst einmal für Freude, ich habe durchaus schon Alben mit zehn oder gar über zehn Liedern weniger gesehen! Gesungen wird auf „Bis in alle Ewigkeit“ in englischer und deutscher Sprache.
Der Einstieg in das Album gestaltet sich vielversprechend, das mit Schlagzeug und Synthesizern fabrizierte Intro kann sich hören lassen. Im Anschluss daran geht es schon gleich mit dem Titelstück „Bis in alle Ewigkeit“ los, einem der besten Stücke auf dem Album.
Das Stück lebt von einem überaus gelungenen Kontrast aus einem sehr kraftvollen, beinahe hämmernden Schlagzeug und der eher zurückhaltenden, weichen Stimme von Sänger Daniel. Im Hintergrund des kaum drei Minuten andauernden Liedes verrichtet die Gitarre ihre Arbeit, über dem Vordergrund des Klangbildes schwebt etwas, das sich beinahe wie hohes Flötenspiel anhört, seinen Ursprung wohl aber eher in elektronischer Musikprogrammierung findet.
Die Frische und Vielseitigkeit des Stückes begeistern. Umso größer ist die Enttäuschung über den Fortgang des Albums, denn schon was im nächsten Stück „Auf dem Gipfel der Welt“ geboten wird ist unter aller Kanone.
Eigentlich könnte das Stück mit seiner Mischung aus schnellen, vortriebigen Passagen und eher ruhigen Momenten, in denen sogar mal ein Gitarrensolo zu hören ist, gefallen. Leider tut es das nicht, da die Instrumente die Stimme des Sängers gnadenlos niederdrücken. Dieser bemüht sich stets redlich, sich im Klangtumult die Wahrnehmbarkeit zu erkämpfen, jedoch versteht man kein einziges Wort.
Dies ist wohl einer sehr, sehr schlechten Abmischung zu verdanken. Dass man nur das Grollen der Instrumente hört und kein einziges Wort des Gesangs versteht kann nicht im Sinne der Erfinder sein. Zu allem Überfluss liegt über dem Stück auch noch eine wie ein Fremdkörper wirkende Synthesizer-Spur, die aus vier, maximal fünf verschiedenen Tönen besteht. Autsch!
Das Problem der schlechten Abmischung, die den Gesang hinter einer Wand zu lauter Instrumente kompensiert, tritt im Verlauf des Albums – wenn auch selten so drastisch wie in „Auf dem Gipfel der Welt“ – leider noch an einigen anderen Stellen auf.
Zunächst geht es aber mit etwas gediegeneren Stücken weiter, die weniger auf Vortrieb getrimmt sind als die ersten beiden. Diese gefallen durchaus, auch entfalten sie Abwechslungsreichtum. Hier geht es mal lauter zu, dort zurückhaltender. Hier ist es rockig, dort gibt es eher eine Rock-Ballade. Die durchaus eingängigen Rhythmen erfahren wahlweise Unterstützung von einer Breitseite elektronischer Keyboard-Klänge oder aber klassischen Piano-Tönen.
Manche Stücke, wie zum Beispiel „The Other Side“, gefallen auch mit unerwartet schnellen und wuchtigeren Passagen, die aus dem übrigen Klangbild ausbrechen.
Die musikalischen Fähigkeiten des Trios entfalten sich durchaus, an mancher Stelle leidet das Album aber wieder an seiner oft nicht optimalen Produktion.
Gegen Ende der Spielzeit wartet „Bis in alle Ewigkeit“ noch mit einigen Überraschungen auf. Die ersten zwei Minuten des Stückes „The Voice of my Guitar“ sind komplett akustisch gehalten, das ganze Stück „Break the walls of my horizon“ ebenso. Die Stücke sind sehr hörenswert, fast ist es schon überraschend, wie gut Herzblvt, einer Band mit synthetischen Keyboard- und Programmier-Klängen als festem Bestandteil, die Ausflüge in akustische Gefilde gelingen.
Dass am Ende des Albums mit „Break the walls of my horizon“, „Destination home again“ und der Akustik-Version von „Sternenfänger“ dann aber gleich eine ganze Reihe von Akustik- und Rockballaden erklingen, ist für ein eigentliches Gothic-Rock-Album doch etwas ungewöhnlich, was aber natürlich nicht negativ ist.
Fazit
„Bis in alle Ewigkeit“ hinterlässt rein musikalisch einen guten Eindruck. Geboten wird abwechslungsreicher, hörenswerter Gothic Rock, der mit einigen Balladen und Akustikstücken aufgelockert wird.
Technische Schwächen bei Produktion und Abmischung des Albums versuchen dem Hörer leider mehrmals den Spaß zu verderben.
Dies trübt die Gesamtbilanz des Albums, ist aber kein Grund „Bis in alle Ewigkeit“ gleich ganz zu verschmähen.
Gothic-Rock-Fans können und werden sich mit der Musik von Herzblvt durchaus anfreunden und über die technischen Schwächen dieses Debütalbums hinwegsehen.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de