Van Canto – Tribe of Force

Am 26. Februar erscheint mit „Tribe of Force“ das bereits dritte Album der erst 2006 gegründeten A-Capella-Metal-Band Van Canto.

Wer Van Canto noch nicht kennt wird sich nun fragen, was denn bitte A Capella Metal ist. Diese und weitere Fragen klärt diese Rezension zu „Tribe of Force“.

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Als Musikredakteur begegnen einem von Zeit zu Zeit Bands, die einfach anders sind. Bands, die ein neues musikalisches Subgenre erfinden oder Bands, die eigentlich bekannt erscheinendes auf eine neue, ungewöhnliche Art darbieten. Oft bleiben diese Bands auch ein wahres Unikat, weil sie aufgrund verschiedener Faktoren von anderen Musikgruppen einfach nicht imitiert werden können.

Spontan fällt mir dazu Haggard ein, das Metal-Orchester, oder auch Coppelius, die sich durch ihre Darbietung von Rock und Metal auf kammermusikalischen Instrumenten auszeichnen. Auch Van Canto sind solch eine Kuriosität, denn die sechsköpfige Gruppe singt Metal a capella. A Capella Metal bedeutet im Falle von Van Canto, dass nicht etwa auf Instrumentklang verzichtet wird, sondern die Sänger die fehlenden Instrumente imitieren.

So ganz stimmt das aber nicht, denn ein Instrument bei Van Canto ist tatsächlich real: Das Schlagzeug. Es wäre wohl auch keinem Beatboxer der Welt zuzumuten, das Schlagzeug einer Metal-Band mit seinem Munde zu imitieren. Für die restlichen Instrumente eines Metal-Instrumentariums gilt dies bei Van Canto aber sehr wohl, denn wo bei anderen Gruppen Gitarre und E-Bass zu hören wären, hört man hier tatsächlich menschliche Stimmen.

Dass auf „Tribe of Force“ anstelle von Gitarren, Bass oder mancher Keyboard-Schleife also rakkatakka– oder dandan-Lautmalerei zu hören ist, mag verrückt anmuten, erzeugt aber in der Praxis tatsächlich einen schönen, warmen und melodischen Klang, der schlicht und einfach unverwechselbar ist.

Da Van Canto keinen (imitiert) instrumentalen Metal machen, hat die Band auch zwei „traditionelle“ Gesangsstimmen an Bord. Sängerin Inga und Sänger Sly singen „normal“, also mit Text. Dies tun beide übrigens durchgehend in englischer Sprache. Die beiden verschiedengeschlechtlichen „richtigen“ Gesangsstimmen ergeben einen schönen Kontrast und sind qualitativ – wie auch die Instrument-Sänger – über jeden Zweifel erhaben.

Doch reichen ein A-Capella-Konzept und die Einzigartigkeit einer musikalischen Idee aus, um über ein fast eine Stunde andauerndes Album hinweg zu überzeugen? Im Falle von Van Canto definitiv ja. Die Band ruht sich keinesfalls auf ihrem Kuriositäten-Status aus und bieten auf ihrem Album einiges.

„Tribe of Force“ lebt selbstverständlich von dem ungewöhnlichen Konzept der Band, reduziert sich aber nicht auf diesen. Salopp ausgedrückt: Es wird einem hier keinesfalls eine Stunde lang derselbe Witz erzählt. Das Album ist nämlich überaus vielseitig und abwechslungsreich. Wie bei einer „gewöhnlichen“ Metal-Band nicht jedes Stück gleich klingen darf, darf das auch bei einer solch ungewöhnlichen Band nicht – und das tut es bei Van Canto auch auf keinen Fall.

Ein jedes der Musikstücke auf „Tribe of Force“ hat etwas Eigenes an sich und entfaltet einen entsprechenden Charme. Langweilig wird es auf dem Album zu keiner Zeit. Van Canto sind nicht bloß anders, sondern auch wirklich gut.

Als eine Art i-Tüpfelchen befinden sich auf der CD auch noch zwei Coverversionen: „Master of Puppets“ von Metallica und „Rebellion“ von Grave Digger. Beiden Stücken steht ihr A-Capella-Gewand wirklich gut, auch wenn man bei „Rebellion“ aus nachvollziehbaren Gründen auf die Dudelsack-Einlage verzichten muss. Dafür haben Van Canto bei dem Stück aber ganz wie im Original Chris Boltendahl, den Sänger von Grave Digger, ans Mikrofon gestellt – absolut hörenswert!

Fazit

Gute Band. Gutes Konzept. Gute Umsetzung. Gutes Album.

Metal-Fans, für die es gerne auch mal etwas Ungewöhnliches sein darf, können sich getrost „Tribe of Force“ anschaffen – es lohnt sich!

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de