Gut zwei Jahre nach ihrem arg durchwachsenen Debüt meldet sich am 9. April die portugiesische Formation Gwydion mit ihrem zweiten Album „Horn Triskelion“ zurück. Die Band – übrigens keinesfalls mit der belgischen Gruppe Gwyllion zu verwechseln – wird im Pressetext mittlerweile als Viking Folk Metal angekündigt.
Ob „Horn Triskelion“ besser abschneidet als sein Vorgängeralbum verrät euch nun diese CD-Rezension.
„Horn Triskelion“ hat eine Gesamtspielzeit von gut 50 Minuten, die sich auf zehn Lieder und ein Intro aufteilt. Das Intro ist wieder sehr gut gelungen, doch wie sieht es dieses Mal mit der musikalischen Substanz von Gwydion aus?
Zunächst ist festzustellen, dass die Portugiesen weiterhin auf melodischen, sehr keyboardlastigen Metal-Sound mit kraftvollem Growlgesang setzen. Der wieder gelegentlich zu hörende Klargesang fällt auf „Horn Triskelion“ glücklicherweise nicht mehr so grausam und peinlich aus wie auf dem Debütalbum.
Auch darüber hinaus haben Gwydion auf ihrem neuen Werk vieles besser gemacht als es noch vor zwei Jahren der Fall war. So wirkt der Sound des Zweitlingswerkes viel ausgereifter und auch die Keyboard-Schleifen, obwohl immer noch fast omnipräsent, sind nicht mehr nervtötend sondern fügen sich tatsächlich gut in das Klangbild ein. Musikalisch haben Gwydion also hörbar eine Schippe draufgelegt.
Viel wert legen die Portugiesen auf ihrer neuen CD auch auf Abwechslungsreichtum. So hat sich die Band ganz offensichtlich von den verschiedensten Vertretern des Metal-Genres inspirieren lassen und schneidet sich überall eine große Scheibe ab. Mit sehr schnellen Stücken wie „From Hel to Asgard“ oder „Mead Of Poetry“ schnuppern Gwydion beispielsweise ein wenig Power-Metal-Luft und lassen ihr Keyboard ein Schifferklavier nachahmen – Alestorm lassen grüßen. Nicht nur aber gerade bei diesen Stücken kommen diverse mehrstimmige Mitsing-Passagen zum Tragen, die auf „Horn Triskelion“ neu sind und zusammen mit den Power-Metal-Anleihen auch tatsächlich Stimmung aufkommen lassen.
In eine komplett andere Kerbe schlagen Gwydion beispielsweise mit „Ofíussa (a terre das serpentes)“. Hier will das Keyboard niemanden zum Schunkeln anregen, sondern übt sich stattdessen eher in einer epischen Tonlage. Auch die restlichen Instrumente nehmen sich zurück und spielen eher Midtempo. Zumal in diesem Lied auch Klargesang zu vernehmen ist, werden sich hier manche Hörer ein Stück weit an Bands wie Turisas erinnert fühlen.
Wieder anders gehen Gwydion in „Odhinn’s Cult“ vor. Dort warten die Portugiesen mit eingängigen Polka-Rhythmen auf und bedienen sich bei skandinavischen Humppa-Metal-Bands wie Korpiklaani oder Finntroll. Insgesamt haben sich Gwydion also an zahlreichen anderen Bands ein Beispiel genommen. Die positive Überraschung ist, dass die Portugiesen trotz deutlicher Parallelen zu ihren Vorbildern auch genug Eigeninitiative beweisen und ihr musikalisches Schaffen diesmal qualitativ sehr viel besser umgesetzt haben als es das Debütalbum hätte vermuten lassen.
Gesondert erwähnt sei auch noch das Stück „At the Sumbel“. Bei diesem handelt es sich um ein akustisches und instrumentales Lied, für das Gwydion Flöte, Schalmei und co hervorgekramt haben – und das durchaus gelungen.
Fazit
Gwydion sind ein Beispiel dafür, dass man Bands, die ein etwas misslungenes Debüt hinlegen, nicht gleich abschreiben sollte. Mit „Horn Triskelion“ kehren die Portugiesen nämlich in deutlich gesteigerter Form zurück. Das Album ist tatsächlich hörenswert geworden und wird unter Fans des Genres mit Sicherheit seine Freunde finden.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de