Enid ist der Name eines kaum bekannten Musikprojektes, das Metal mit Klassik verbindet. Dahinter steht der Sänger, Pädagoge, Musikdozent und ausgebildete Kirchenmusiker Martin Wiese. Dieser hatte mit Enid zuletzt 2004 eine CD veröffentlicht und sein Projekt anschließend sechs Jahre lang eingefroren.
Im Zuge der Reaktivierung im vergangenen Jahr fand sich eine neue Besetzung zusammen, die unter anderem auch zwei Bandmitglieder von Eïs umfasst. In dieser Formation haben Enid ihr fünftes Album „Munsalvaesche“ aufgenommen, das am 28. November erscheint.
„Munsalvaesche“ hat eine Laufzeit von gut 50 Minuten, von denen allein das Titelstück rund elf Minuten einnimmt. Auf dem Programm steht Midtempo-Metal mit zahlreichen klassischen respektive mittelalterlichen Einflüssen.
Die Mittelalter-Einflüsse des Albums sind allerdings rein textlicher Natur. Als Inspiration zu „Munsalvaesche“ diente Enid nämlich der Roman „Parzival“ des mittelalterlichen Dichters Wolfram von Eschenbach. Obwohl der Lyriker das Werk seinerzeit auf Deutsch verfasste, ist Enids Umsetzung davon komplett auf Englisch.
Worauf ich aber eigentlich hinaus wollte: Trotz des textlichen Fundaments aus dem Mittelalter kommt „Munsalvaesche“ klanglich komplett ohne Mittelalter-Einflüsse aus. Dudelsack oder Schalmei sollte man hier also auf keinen Fall erwarten. Alles was bei Enid nicht vorrangig nach Metal klingt ist stattdessen der klassischen Musik entnommen. Zum Einsatz kommen also Streicher, Klavier und gelegentlich auch Chor-Passagen. Mithin kann man die Musik der Band also ruhigen Gewissens als Klassik Metal bezeichnen.
Im Zentrum steht dabei meistens der klassische, ebenso hochwertige wie glasklare Gesang von Bandkopf Martin Wiese. Gegen Ende des Albums kommen auch einige Growls hinzu, meistens bleibt der Klargesang aber unangefochten. Einen ebenso hohen Stellenwert genießen auf „Munsalvaesche“ auch ausgedehnte Instrumental-Passagen.
Ob mit oder ohne Gesang, Enid kreieren auf ihrem Album einiges an Atmosphäre. Ihre Klassik-Metal-Konzept zündet durchaus und sorgt phasenweise für echte Epik. Während die Intention des Albums im Grunde also aufgeht, wirken einige Dinge dennoch unausgereift. Vor allem hätte man den Klassik- und den Metal-Anteil viel konsequenter miteinander verbinden können, ja vielleicht sogar müssen.
Stattdessen wechseln sich die beiden Stile teilweise einfach nur ab. Es gibt zu viele Klassik-Passagen ohne Metal und zu viele Metal-Passagen ohne Klassik. Dieses Nebeneinander hätte – wie es an vielen Punkten des Albums ja durchaus geschieht – noch öfter ein Miteinander sein müssen. Auch das komplette Fehlen von Hightempo-Stellen wird nicht jedem gefallen.
Dennoch ist „Munsalvaesche“ ein interessantes Album geworden – trotz der genannten Schnitzer.
Fazit
Ein hörenswertes, obgleich nicht ganz ausgereiftes Album mit ungewöhnlichem Stil.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de