Minas Morgul – Ära

Minas Morgul (benannt nach der Stadt aus Herr der Ringe) sind im Prinzip eine Death-Metal-Band, lehnen sich aber auch gerne an der Pagan-Schiene an. Die hört man bei der lauten Truppe zwar nicht unbedingt im Klang, textlich ist die Band für Mystik und Schwerter schwingen aber immer zu haben.

Nach 15 Jahren ist die Gruppe nun bei ihrem fünften Album angekommen. Es trägt den Titel „Ära“ und ist am 14. September erschienen.

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Mit deutlich über 70 Minuten Spielzeit ist Minas Morguls neues Werk wirklich fast schon eine „Ära“. So einen Umfang kann sich definitiv sehen lassen, denn oft wird man heute mit deutlich weniger abgespeist.

Von der Quantität her bleiben also keine Wünsche offen. In Sachen Qualität kann man das leider nicht behaupten. Doch fangen wir erst einmal vorne an: Minas Morgul spielen im Prinzip recht konventionellen, deutschsprachigen (Melodic) Death Metal. Trotzdem fällt auch oft der Begriff Pagan Metal wenn die Rede auf die Band kommt. An den Pagan-Bereich lehnt sich die Band auch durchaus an, ohne dass man aber Folk-Instrumente oder dergleichen serviert bekäme.

Nun kann das Konzept Death Metal mit Pagan-Bezug ja durchaus auch ohne Flöte, Fidel und Co funktionieren. Nicht erst seit Amon Amarth fahren Bands voll auf der Heiden- und Wikinger-Schiene und packen das Ganze in lupenreinen Melodic Death Metal. Ähnlich versuchen es im Prinzip auch Minas Morgul, reichen qualitativ aber nicht an die großen Vorbilder heran.

Doch was fehlt Minas Morgul dazu? Vor allem besseres Songwriting, bessere Melodien und bessere Spielfertigkeiten.

Auf „Ära“ gibt es nämlich leider zu viel Leerlauf. Insbesondere fehlen griffige Melodien und Gitarrenriffs im Vordergrund. Hierdurch vermisst man nicht nur den hellen (Gitarren-)Kontrast zum schweren Klangfundament, sondern auch die markante Melodiearbeit, die bei anderen Genre-Bands für die Ohrwürmer sorgt.

Minas Morgul treten aber kaum mit Melodien in den Vordergrund, was ihr Album insgesamt auch recht wenig abwechslungsreich macht – gerade im Angesicht der Länge von über 70 Minuten. Dadurch, dass lange Passagen ohne echte Melodiearbeit auskommen, hört sich vieles auf „Ära“ einfach zu gleich an. So kann man auf dem Album auch keine echten Höhepunkte benennen, da sich kaum Stücke im Vergleich zu anderen hervortun.

An Wumms fehlt es Minas Morgul hingegen sicher nicht. Obwohl die Band meistens im Midtempo bleibt, ist ihr Album sehr druckvoll geworden. Es gibt Blastbeats, breite Bass-Walzen und oft Vortrieb. All das wird den Genre-Fans gefallen, es reicht aber einfach nicht. Auch Headbang-Passagen täuschen nämlich nicht darüber hinweg, dass auf „Ära“ die Melodien und greifbaren Passagen fehlen.

Da stellt sich die Frage, ob es bei Minas Morgul eher am Songwriting oder eher an den Spielfertigkeiten liegt. Mit anderen Worten: Können die nicht komponieren oder können die ihre Instrumente nicht besser spielen? Ich vermag es nicht zu sagen. Instrumental jedenfalls ist die Band durchschnittlich. Das heißt, dass sich Minas Morgul keine Patzer leisten, aber auch nichts bringen, was irgendwie auffallend wäre. Gelegentlich blitzen aber anständige Riffs durch, die man bestimmt ausbauen könnte.

Ich tippe einfach mal darauf, dass es an der Komposition hapert. Gute Melodien, einfallsreiche Überleitungen oder andere Passagen, die irgendwie hängen bleiben würden, scheint die Band nicht recht auf das Notenblatt zu bekommen. Hiervon gibt es auf „Ära“ zwar auch positive Ausnahmen. „Ego“ geht zum Beispiel gut ins Ohr, hat einen rockigen Refrain und gutes Riffing im Instrumentalpart. Solche Lichtblicke kommen aber einfach zu selten.

So konzentriert sich das Schaffen der Band meist auf ihre Rhythmik. Die ist zwar druckvoll, aber wenig spektakulär und teilweise so plump wie die Texte. Wucht und Vortrieb sind ja nicht verkehrt, für sich alleine aber zu wenig um die Hörer über ein ganzes Album hinweg bei der Stange zu halten.

Fazit

„Ära“ klingt wie ein wuchtiges Fundament, auf dem bisher aber nur der Rohbau steht.

Insgesamt durchwachsen.

Punkte: 5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de