Die bayerische Black-Metal-Band Nebelkrähe hat es offenbar nicht eilig. Ihr zweites Album “Lebensweisen”, das am 18. Februar erscheint, wurde bereits zwischen 2008 und 2010 komponiert. Die Aufnahmen des Werks fanden dann von Juni 2010 bis Februar 2011 statt – sind also seit geschlagenen zwei Jahren abgeschlossen.
Wie es scheint hat das Abmischen und Pressen der CD dann einige Zeit in Anspruch genommen. Hat sich das Warten gelohnt?
Dass Black Metal ein sehr weit gefasster Begriff ist stellen auch Nebelkrähe wieder unter Beweis. Zwar setzt die Band auf den für das Genre typischen Scream-Gesang, verzichtet aber fast völlig auf Blastbeats. Stattdessen bedient sich die Gruppe einigen Progressive-Elementen und auch verschiedenen Einflüssen anderer Musikrichtungen.
Die wirklich “typische” Black-Metal-Band sind Nebelkrähe also nicht. Ihre Musik geht viel mehr als Mischung aus Dark Metal und melodischem Black Metal durch, lässt sich aber auch hierauf nicht wirklich festnageln.
Vielfalt ist dabei das oberste Prinzip auf “Lebensweisen”. Das fängt schon beim Gesang an. Dessen einzige Konstante ist die deutsche Sprache, darüber hinaus wird aber oft und gerne variiert. Neben Scream und Growl kommt auch Klar- oder Flüstergesang hinzu. Bei Gelegenheit ist auch klarer Frauengesang zu hören (“Mit Glut auf den Lippen”).
Die instrumentale Seite steht der gesanglichen an Abwechslung in nichts nach. Neben den typischen Metal-Instrumenten kommen auch Klavier, Cello und Kontrabass zum Einsatz. Die Bandbreite an Stimmungen und Klangfarben ist dementsprechend hoch. Zusätzlich kommen noch die Anleihen an anderen Musikrichtungen zum Tragen. In “Mut & Demut” packen Nebelkrähe zum Beispiel richtige Funk-Riffs aus, die sie dann hinter ihrem Scream-Gesang spielen. Das wirkt beinahe schon ungewollt komisch, ist aber definitiv mal etwas anderes.
Langweilig wird es einem auf “Lebensweisen” also mit Sicherheit nicht – und das bei einer enormen Gesamtspielzeit von gut einer Stunde. Gemischte Gefühle hinterlässt streckenweise aber noch das Songwriting. Einige der Stücke verlieren mitunter ihren roten Faden, als Hörer geht man dabei manchmal etwas verloren. Das ist wohl der Preis für die zahlreichen stilistischen Einflüsse.
Abhilfe würden hier klare Refrains schaffen, die einem als Hörer die Orientierung in den Stücken leichter machen. Bisher hält sich die Komposition mit den Refrains aber stark zurück, was “Lebensweisen” streckenweise nicht sehr zugänglich macht. Die spielerischen Fertigkeiten der Band sind insgesamt voll in Ordnung, aber nicht immer auf dem gleichen Level. Manchmal liefern Nebelkrähe nur ein stark standardisiertes Riffing, dann aber werden auch wieder komplexe Riffs geboten, die aufhorchen lassen.
Insgesamt wirkt “Lebensweisen” noch ein bisschen, als hätten Nebelkrähe teilweise Schwierigkeiten, all ihre stilistischen Facetten unter einen Hut zu bringen. Die unkonventionelle Machart und ein wahrer Springbrunnen an Ideen lassen das Album dennoch zu einem interessanten Stück Musik werden.
Fazit
Mit “Lebensweisen” zeigen sich Nebelkrähe sehr vielseitig und erfrischend anders, jedoch noch nicht recht ausgereift.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de