Coppelius – Time-Zeit

Am 21. September ist es endlich soweit: Das von Fans lang erwartete Debutalbum von Coppelius erscheint. „Time-Zeit“ heißt die CD, auf die die coppelanischen Herren ihre Fans lange warten ließen.

Ob sich die Wartezeit gelohnt hat, verrät die Rezension.

coppelius_-_time-zeit

Coppelius sind schon eine Sache für sich: Fünf Herren in Gehrock und Zylinder, die nach einener Angabe aus dem 19. Jahrhundert in die heutige Zeit gereist sind um den „guten Ton“ die in Konzertsäle zurückzubringen. Die auf der Bühne stets von ihrem treuen Diener Bastille umsorgten Herren tun dies, indem sie, mal etwas von Jazz beeinflusst, mal von Rock’n’Roll, mit zwei Klarinetten, einem Chello, einem Schlagzeug und einem Kontrabass Heavy Metal von sich geben. Neben Eigenkompositionen sind Coppelius vor allem auch für ihre Iron Maiden Cover bekannt.

Selber bezeichnen sie ihre Musik als „KammerCore“ bzw. „Heavy Wood“. Die Bühnenshows von Coppelius haben längst Kultstatus erreicht, lange hat die Band den Status eines Geheimtipps überschritten.

Nun endlich liegt mit „Time-Zeit“ ihr Debutalbum vor. Auf der CD befindet sich durchweg neues Material, nichts stammt von den bereits veröffentlichten drei Singles.

Als Intro und Outro dienen Zitate des Literaten Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, aus dessen Erzählung „der Sandmann“ der Bandname stammt.

Richtig los geht es mit der „Ouvertüre“, die berechtigt zu einem der beliebtesten Livestücke von Coppelius zählt. 

Durch das für das Album namensgebenden Stück „Time-Zeit“ weisen Coppelius, die ironischerweise nach eigenen Bekundungen durch die gute Konservierung ihres Dieners Bastille seit über 200 Jahren durch die Lande touren, auf die allgemeine Vergänglichkeit des Lebens hin. „Zeit verfliegt, Zeit verrint. Vergiss niemals, du wirst alt mein Kind!“ , heißt es im Stück.

Mit „Murders in the Rue Morgue“ hat auch eins der so beliebten von Iron Maiden gecoverten Stücke den Weg auf das Album gefunden. Doch außgerechnet das von Iron Maiden gecoverte „Killers“, das auf Coppelius-Konzerten seit jeher zu den beliebtesten und wohl auch besten Stücken zählt, ist nicht auf dem Album enthalten – ein Tiefschlag!

Besser bestellt ist es um die schaurig-schönen Geschichten, deren morbiden Charme die Fans auf Konzerten schon lange beigeistern: „Urinstinkt“ und „Operation“ folgen gleich aufeinander. Das vom Coppelius-Diener Bastille gesungene „Urinstinkt“ handelt von einem gepeinigten Butler, der seinen verunfallten Herren sterben lässt. In „Operation“, mit seinem charakteristischen kontrabasslastigen Klang, geht es um einen schwer verletzten Duellanten, der den ersten chirurgischen Eingriff eines halbstudierten Arztes nicht überlebt – nichts Seltenes im 19. Jahrhundert, in dem Coppelius ihre Herkunft sehen.

Gesondert erwähnt sei auch noch das kurze Stück „Absinth“: Bei dieser Warnung vor ihrem auf der Bühne oft verabreichten Lieblingsgetränkt singen Coppelius erstmals a capella.

Fazit

Die lange wartenden Fans werden mit „Time-Zeit“ nicht enttäuscht. Selten wurde so auf ein Debutalbum gewartet, doch es hat sich gelohnt.

Coppelius, eines der intelligentesten Musikprojekte, das in den letzten Jahren in die Musiklandschaft hinzutrat, haben ihre kuriose, unverbrauchte Art der Musik auf ein uneingeschränkt empfehlenswertes Album gepackt…

… auch wenn die Herrschaften auf kommenden Konzerten permanent der Frage ausgesetzt sein werden, warum es „Killers“ nicht auf die CD geschafft hat. 

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de