Schandmaul – Anderswelt

Am 4. April erscheint mit „Anderswelt“ das mittlerweile sechste Studioalbum von Schandmaul.

Die Arbeiten an dem Album dauerten über ein Jahr an.

Wie sich das neueste Werk der sechsköpfigen Mittelalter-Folk-Rock-Band anhört, erfahrt ihr in dieser Rezension.

schandmaul_-_anderswelt
Das 14 Stücke mit einer Gesamtspielzeit von gut 49 Minuten umfassende Album beginnt mit dem stimmungsvollen Stück „Frei“, das von einem gefangenen Soldaten handelt, der nach verlorenem Krieg in Leibeigenschaft gerät und aus dieser flieht.

Meist im Mittelalter angesiedelte Geschichten wie diese erzählen die Stücke von Schandmaul seit jeher. Textlich werden sich alte Schandmaul-Fans auf „Anderswelt“ gleich heimisch fühlen, denn auch bei dem neuen Album hat sich daran nichts geändert. Besungen werden auch Themen aus der Mythologie, so zum Beispiel im Stück „Sirenen“ eben diese Frauengestalten, die durch ihre Gesänge Seefahrer in ihr Unglück gelockt haben sollen.

Auch aus der Nibelungensage stammen Vorlagen für Stücke des Albums: Das Lied „Krieger“ besingt die Geschichte von Siegfried dem Drachentöter, der in der Sage durch ein Bad in Drachenblut vermeintlich unverwundbar geworden ist, jedoch durch ein Blatt, das bei diesem Bad seine Schulter abdeckte, einen verbleibenden Schwachpunkt hat, der ihm später zum Verhängnis wird.

Das für das Album namengebende Stück „Anderswelt“ handelt von der Entdeckung eines Tores in eine andere Welt. Sehr passend zu diesem Thema ist das Cover des Albums, erinnert es doch an das Bild Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich, einem der bedeutendsten Maler der Romantik. Die Rückenfigur in Friedrichs Bild und der Blick über eine unwirkliche, geheimnisvolle Landschaft werden oft als Darstellung einer Brückenposition zwischen zwei Welten interpretiert – sehr passend, dass sich dieses Bild im Cover von „Anderswelt“ widerspiegelt.

Musikalisch setzen Schandmaul auf ihrem neuen Album erneut auf sanften, aber doch gerne schwungvollen Folk-Rock einerseits und eher balladenartige und sehr ruhige Stücke, die das Attribut Rock eigentlich nur noch bedingt innehaben, andererseits. Das Instrumentarium ist dabei wieder sehr breit gefächert, der Folklore-Anteil wird mit Geige, Drehleier (Anna Kränzlein) und Dudelsack, Flöten und Schalmeien (Birgit Muggenthaler) dargeboten.

Spieltechnisch befindet sich das Album erneut auf sehr hohem Niveau.

Neben den von der Band selbst gespielten Instrumenten kommt bei fünf Stücken auch ein Cello zum Einsatz, das Letzte-Instanz-Cellist Benni Cellini eingespielt hat und zum Beispiel im Stück „Königin“ sehr atmosphärisch eingesetzt wird.

Gesondert erwähnt sei noch das Stück „Fiddlefolkpunk“, mit dem es auch auf „Anderswelt“ wieder ein instrumentales Stück geschafft hat. Vom Klang her sticht das kurze Stück sehr aus dem Album hervor, da es nicht unbedingt dem Klangkonzept der übrigen Stücke der CD entspricht. Klanglich würde man es eher auf einem Album von Fiddler’s Green vermuten.

Fazit

Die zwei Jahre Wartezeit seit dem letzten Schandmaul-Album haben sich für Fans der Band gelohnt.

Mit ihrem neuen Album „Anderswelt“ gehen Schandmaul ihren Weg ohne allzu große Experimente oder Neuerungen gekonnt weiter. „Anderswelt“ ist ein gutes, abwechslungsreiches, ruhiges und melodisches Folk-Rock-Album, dessen Aufnahme in das heimische CD-Regal niemand bereuen muss.

 

Rezension: Stefan Frühauf, stefan(at)dark-festivals.de