Haggard – Interview

Am Sonntag, dem 19.10.2008, gab das Metal-Orchester Haggard ein Konzert im saarländischen Ottweiler. Vor Konzertbeginn bot sich für dark-festivals.de die Gelegenheit zu einem Interview.

Die Fragen stellte Stefan Frühauf. Beantwortet wurden sie von dem Gründer und kreativem Kopf von Haggard, Asis Nasseri.

Viel Spaß beim Lesen!

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Hallo Asis!

Gab es zu den Anfangszeiten von Haggard viele skeptische Stimmen, die gesagt haben, ein Metal spielendes Orchester könne nicht funktionieren?

Das ist eine gute Frage. Die ganzen klassischen Sachen haben sich ja mehr oder weniger reingeschlichen. Ich habe ’95 angefangen mit sieben Leuten was aufzubauen, es war dann auch Gegenstand einer Tour, die wir mit Illdisposed gespielt haben. Da waren wir zu sechst unterwegs, es war 1995 und danach ging es eigentlich rapide aufwärts mit der Besetzungszahl. Die kritischen Stimmen kamen nicht von den Fans, aber wir waren damals bei so einem Vollidioten namens Carlos Reuter, (denkt nach) ich weiß gar nicht mehr wie die Plattenfirma hieß, der hat uns einen Deal angeboten und hat das aufgrund der klassischen Sachen wieder zurückgezogen, weil das sowieso keine Zukunft hätte und blablabla und dies und das. Das war so ’95, ’96. ’96 ist dann der Carsten von Serenade (Serenade Records, Plattenlabel. Anm. d. Red.) auf uns Aufmerksam geworden. Dann haben wir bei dem unterschrieben. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass wir bei Drakkar (Drakkar Entertainment, aktuelles Plattenlabel von Haggard. Anm. d. Red.) gelandet sind. Generell gab es gerade so am Anfang schon Leute, die schon ein bisschen gezweifelt haben, aber die Zweifel wurden glaube ich alle ausgeräumt. 

Woher stammt überhaupt der Bandname Haggard?

Der ist altenglisch und bedeutet so viel wie wild.

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„Die Zweifel wurden glaube ich ausgeräumt“

Es muss schwer sein, so viele Bandmitglieder zum Proben oder zu Konzerten unter einen Hut zu bekommen. Wie schafft ihr das?

Also die Proben finden zum Teil auch im kleineren Kreise statt. Das heißt, es müssen nicht immer alle anwesend sein. Dann gibt es noch Generalproben, zum Beispiel vor einer Tour, wo alle da sind. Ansonsten auf Tourneen gibt es natürlich auch Wechsel. Wir haben jetzt drei Tourblöcke, die wir spielen, da wechseln wir die Musiker zum Teil schon aus. Es ist schon schwer, denn viele haben ihre Arbeit, da muss ich jonglieren.

Damit hast du meine nächste Frage schon beantwortet, nämlich wie ihr das mit der Besetzung regelt. Dann wollen wir doch über euer neues Album reden. Ende August ist euer neues Album „Tales of Ithiria“ erschienen. Nach euren Konzeptalben über historische Persönlichkeiten – Nostradamus und Galileo Galilei – ist es euer erstes Album über eine selbst verfasste Geschichte. Was war der Grund, euer gut funktionierendes und erprobtes Konzept zu verlassen und stattdessen Musik über eine fiktive Geschichte zu machen?

Der Grund ist was die Leute erwartet hätten. Die Leute hätten erwartet „Hey, Haggard, die History-Metaller, die machen jetzt gleich wieder etwas über eine historische Persönlichkeit“, aber so läuft das einfach nicht. Das geht so nicht. Ich will nichts machen, was die Leute zu sehr erwarten. Es war für viele eine Überraschung – „Häh, was, keine historische Persönlichkeit?“ – nö! „Tales of Ithiria“ ist eine Geschichte, die mir schon länger im Kopf rumschwebt, ist also nicht extra deswegen entstanden, sondern war etwas, das schon in den Grundzügen vorlag. Der Punkt ist, dass ich mir durchaus vorstellen kann, irgendwann mal wieder über eine berühmte historische Persönlichkeit zu schreiben. Im Prinzip könnte ich mir das schon vorstellen, es muss halt nur die richtige historische Persönlichkeit sein.

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Auf „Tales of Ithiria“ ist auch eine Haggard-Version des alten spanischen Stückes „Hijo De La Luna“ zu finden. Was hat das denn mit den Geschichten von Ithiria zu tun?

Rein gar nichts. „Hijo De La Luna“ ist ein Stück, das ich zu Ehre der lateinamerikanischen Fans machen wollte und weil das seit Jahren, Jahrzehnten eigentlich, ein Begleiter ist, den man immer wieder hört und der in alten Fassungen auch – von Monserrat Caballé zum Beispiel – wunderschön aufgenommen wurde. Die Geschichte ist recht dramatisch. Allerdings werden wir das Lied in Deutschland nicht spielen. Das werden wir nur in Lateinamerika spielen, weil die Leute da einfach die Story anders fühlen, das ist kein Popsong dort, die haben einen Bezug dazu. Das ist übrigens meine zweite Lieblings-Coverversion neben „Herr Mannelig“.

Im Januar seid ihr ja auch wieder in Lateinamerika. Wie erklärt ihr euch die dortige Beliebtheit?

Also in Lateinamerika hat man gerne einen Hang zur Klassik, europäische Komponisten kommen dort sehr, sehr gut an. Zum Beispiel in Venezuela. Das venezuelanische Staatsorchester ist ja sehr beliebt und hat auch schon viele Preise bekommen. Es gibt gute Orchester dort. Die Leute sind auch sehr musikalisch. Auch qualitativ wird die Musik da gut aufgenommen. Zum Teil singen die die Melodien mit, schreien die Texte mit, es ist der Wahnsinn. Im Januar sind wir wie gesagt auch wieder da, ich freue mich schon drauf, also ich mehr als auch darauf, hier in Europa zu spielen, denn spielen ist immer geil, aber so von den Eindrücken her ist das halt einfach eine andere Ebene.

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Asis Nasseri

Möchtest du zum Schluss unseren Lesern noch etwas sagen?

Erstmal vielen Dank für den Support natürlich, das ist mal ganz klar. Wir haben auch viele Leute unter unseren Fans, die schon seit den 90er Jahren Haggard kennen. Ich glaube, dass wir ganz tolle Fans haben und wir werden sicherlich schnell wieder hier in die Nähe kommen.

 

Interview: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de