Ganz ohne Plattenlabel im Rücken hat die österreichische Musikgruppe Ballycotton ihr neues Album “Jenseits vom Ende der Zeit” veröffentlicht.
Die Band, die in wechselnder Besetzung über die Jahre hinweg schon vier Alben aufgenommen hat, spielt akustische und instrumentale Folklore.
Mehr zum Album erfahrt ihr in dieser Rezension.
“Jenseits vom Ende der Zeit” enthält 13 Musikstücke mit einer Gesamtspielzeit von über einer Stunde. Angefüllt ist diese umfangreiche Spielzeit mit einer sehr eigenen Phantasie-Folklore, die akustisch und instrumental dargeboten wird.
Diese Angaben muss ich jedoch zunächst präzisieren. Der Bezeichnung akustisch hängt eine kleine Ausnahme an, denn ab und an ist in der Musik von Ballycotton auch ein E-Bass zu hören. Dieser fällt allerdings selbst wenn er zu hören ist kaum auf. Ebenso bedeutet instrumental nicht, dass auf “Jenseits vom Ende der Zeit” keine Stimmen zu hören sind. Diese erklingen nämlich sehr wohl, aber in Form von textlosem Obertongesang, durch den die Art und Weise des stimmlichen Einsatzes eher dem Einsatz von Musikinstrumenten als dem von Gesang gleicht.
Die erste Stück des Albums, “Spiel mich (Tag und Nacht)”, ist auch schon gleich mit der Höhepunkt der CD. Das mehr als flotte und vortriebige Lied beeindruckt durch seinen Schwung und seine Geschwindigkeit. Derart schnell und mitreißend hat man selten akustische Folklore gehört. Das Gehörte scheint dem Verständnis der ach so ruhigen und defensiven Folklore-Musik vollends entfliehen zu wollen.
Man kann es nun durchaus bedauern, dass das Album im Fortgang an Geschwindigkeit und Intensität abbaut, denn der gezeigte Vortrieb und die Spielfreude sind im Folklore-Bereich beinahe einzigartig. Auch im weiteren Verlauf des Albums sind einige schnellere Passagen zu hören, so durchgehend und kraftvoll wie in “Spiel mich” werden diese aber nicht. Schade, man hätte gerne noch mehr solcher Stücke gehört!
Nicht schade sondern sehr gut ist, dass das Album mit außerordentlich viel Abwechslungsreichtum aufwartet. Allein der Obertongesang ist schon ungewöhnlich, aber auch instrumental variieren Ballycotton stark. Mal bieten die Österreicher Schunkel-Rhythmen feil, mal wird es schon beinahe melancholisch. Wer möchte, wird auf “Jenseits vom Ende der Zeit” auch Einflüsse von Polka und keltischer Folklore finden können, der Phantasie Folk von Ballycotton ist frei von allen Genre-Grenzen.
Für Abwechslungsreichtum sorgt auch schon allein das Instrumentarium. Gitarre, Mandoline, Geige, Akkordeon, Bass und Perkussionsinstrumente in diversen Variationen und Zusammenstellungen – Folk-Fans kommen voll auf ihre Kosten.
Das gezeigte spielerische Können ist hierbei stets tadellos. Vor allem in den schnelleren Passagen zeigen sich hervorragende musikalische Leistungen.
Insgesamt liegt mit “Jenseits vom Ende der Zeit” eine ebenso lohnenswerte wie außergewöhnliche CD vor, die man so nicht allzu oft zu hören bekommt.
Fazit
Uneingeschränkt empfehlenswert. Folklore-Freunde können hier beherzt zugreifen.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de