Oberer Totpunkt – Erde Ruft

In diesem Monat ist mit „Erde Ruft“ das zweite Album des Hamburger Dark-Electro-Duos Oberer Totpunkt erschienen.

Das Projekt bestehend aus Bettina Bormann und Michael Krüger zeichnet
sich durch das Vortragen seiner Texte in Form von gesprochenen Worten
und den Verzicht auf Gesang aus.

Weiteren Aufschluss über „Erde Ruft“ gibt euch diese Rezension.

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„Erde Ruft“ enthält zehn Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 49 Minuten.

Das auffälligste Element des Albums ist der Umgang mit den Texten.
Gesang im eigentlichen Sinne ist auf „Erde Ruft“ nämlich nicht zu
hören. Stattdessen trägt Lyrikerin (Sängerin wäre wohl unpassend)
Bettina Bormann Passagen ihrer Kurzgeschichten vor. Nur in einem
einzigen Stück („Hamburg“) tendiert die Vortragsweise in Richtung
Sprechgesang, fast immer wird aber tatsächlich nur gesprochen.

Wenn überhapt Gesang zu hören ist, dann nur von einer Hintergrundstimme
und auch das nur kurz. Bei der außergewöhnlichen Art des Textumgangs
von Oberer Totpunkt bedarf es kaum einer Erwähnung, dass der textliche
Aspekt der Gruppe auch deutlich im Vordergrund steht. Der musikalische
Teil hat eher begleitenden Charakter. Zu hören sind meist elektronische
und Schlagzeug-Klänge, die den Textvortrag ausschmücken und jederzeit
passend untermalen.

Die Texte von Bettina Bormann sind wie auch ihre Vortragsweise packend
und mitreißend. Inhaltlich bewegen sich die Texte zwischen Fiktion und
Philosophie. Neben Bormanns Gedankengängen, auch Denkanstößen für die
Zuhörenden, werden existentielle Fragen gestellt. Oft werden auch
Aspekte des Glaubens dargestellt oder Bezüge dazu hergestellt
(„Schlacht“, „Hexenjagd“). Auch ernste Themen wie Suizid werden
angetastet („Sepultura Asini“), daneben kommt auch Gesellschaftskritik
(„Hamburg“) und Feminismus („Hexenjagt“) zum Ausdruck.

Jederzeit sind die Texte dabei sehr tiefgründig und wirken fast
zeitlos. Man strengt sich an, jedes Wort auf dem Album zu verstehen.
Selbst wenn der Vortrag nur in Flüsterform erfolgt („Sie sind da“) gibt
man sich Mühe, kein Bruchstück dieses Gesamtkunstwerks zu verpassen.
Insgesamt stellt sich „Erde Ruft“ als ebenso ungewöhnlich wie
überzeugend dar.

Fazit

Ein empfehlenswertes Werk abseits ausgetretener Pfade.

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de