Seit Freitag steht mit “Grosse Freiheit” das siebente Album der Gothic-Rock-Band Unheilig in den Regalen.
Fast auf den Tag genau zwei Jahre sind seit der Veröffentlichung des Vorgängerwerks “Puppenspiel” vergangen. Wie sich die “Grosse Freiheit” anhört erfahrt ihr in dieser Rezension.
“Grosse Freiheit” enthält stolze 14 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von knapp einer Stunde. Wie von Unheilig gewohnt, singt Mastermind Graf auch auf dem neuen Album ausschließlich in deutscher Sprache.
Wie das CD-Cover mit seinem Schiffsbug schon vermuten lässt, geht die CD inhaltlich in eine maritime Richtung. Auf dem Album kommen das Meer, die Schifffahrt und alles was damit zu tun hat an vielen Stellen als Metaphern vor. Auch klanglich wird diese Thematik zumindest in Intro und Outro aufgegriffen.
So läutet das Intro “Das Meer” die “Grosse Freiheit” zunächst mit dem leisen, verrauschten Klang eines Seemannsradios ein. Durch diese Beinahe-Stille dröhnt dann das durchdringende Hallen eines Nebelhorns. Zu den Geräuschen der Brandung setzen dann atmosphärische Blechbläser und leiser Chorgesang ein – Gänsehaut-Feeling pur! Gegen Ende des Intro-Tracks kommen Rock-Sound, Streichinstrumente und der Gesang des Grafen hinzu. Ein wunderbar gestalteter Einstieg zur “Grossen Freiheit”.
Auf ihrem neuen Album bieten Graf und Band die gewohnte Mischung, die Unheilig-Fans schätzen. Die Bandbreite des Sounds reicht also von rockigen Nummern bis hin zu ruhigen Balladen. Auch sonst hat sich in der musikalischen Aufmachung bei Unheilig nicht viel geändert. Den Rock-Sound kleiden nach wie vor elektronische Synthesizer-Klänge, Klangspuren von Streichinstrumenten und auch (seltener) Klaviertöne aus. Auch inhaltlich gehen Unheilig gewohnte Wege, denn meistens geht es um Gefühle und Zwischenmenschliches und zwar auf – ebenfalls gewohnt – hohem Niveau.
Die erwähnten Streicher und Synthesizer müssen nicht immer zweigleisig in jedem Stück vorkommen, manche Lieder haben eine eher klassische Aufmachung mit Fokus auf die Streichinstrumente, andere Lieder überlassen aber auch ganz den Synthesizern das Feld. Durch die zahlreichen Variationen sowohl in Klangkonzept als auch in Intensität ist “Grosse Freiheit” wieder ein Unheilig-Album mit gewohnt großem Abwechslungsreichtum geworden.
Schnellere Rock-Stücke wie “Für Immer” lassen Stimmung aufkommen, Balladen wie “Heimatstern” zeigen die gediegene Seite von Unheilig und Rock-Balladen wie “Halt mich” bedienen den Zwischenteil. Bei den Rock-Balladen sticht vor allem das gefühlvolle und auch als
Singleauskopplung erfolgreiche Stück “Geboren um zu leben” heraus, das
mit dem gelungenen Einsatz eines Kinderchors auffällt. Unter den Rock-Stücken finden sich auch Lieder wie “Unter Feuer” und “Abwärts”, die komplett auf Streichinstrumente verzichten und eine stark ausgeprägte elektrische Begleitung haben. Mit diesen gehen Unheilig dann stark in Richtung Synth Rock.
Gerade bei den zuletzt genannten, elektronisch begleiteten Stücken sind die Bezüge zu Meer, Seefahrt et cetera besonders ausgeprägt. Bei diesen Stücken erinnern Unheilig teilweise deutlich an Eisbrecher. Sowohl inhaltlich, als auch klanglich, als auch von der Stimmfarbe der Sänger her ergeben sich deutliche Parallelen. Den Scherz über die identischen Frisuren der beiden Sänger verkneife ich mir mal.
Erwähnenswert ist auch noch das Outro “Neuland”, das einzige Instrumentalstück des Albums. Dieses greift Nebelhorn, Blechbläser und Dudel-Radio aus dem Intro wieder auf – sehr gelungen!
Fazit
“Grosse Freiheit” steht seinen Vorgängeralben in nichts nach. Unheilig legen erneut eine gelungene CD vor, an der Fans von Gothic Rock ihre Freude haben werden.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de