Kummerbuben – Schattenhang

Am 30. April veröffentlichen die Schweizer Kummerbuben ihr zweites Album „Schattenhang“. Die Band, die sich musikalisch im Bereich Folk Pop und Folk Rock bewegt, sieht sich selbst als „Entstauber der Schweizer Volkslieder“ (Pressetext). Dies trifft auch durchaus zu, denn die Kummerbuben haben es sich zur Aufgabe gemacht, traditionelles Liedgut aus der Schweiz neu zu interpretieren und zu modernisieren.

Wie sich das Ergebnis anhört erfahrt ihr in dieser Rezension.

kummerbuben_-_schattenhang
„Schattenhang“ kommt mit seinen 14 Liedern auf eine Gesamtspielzeit von knapp 50 Minuten. Bis auf zwei französischsprachige Ausnahmen („La Marie“, „Le Coq Est Mort“) wird das komplette Album auf Schweizerdeutsch gesungen. Die zwei französischen Stücke sind gleichzeitig die einzigen Lieder des Albums, bei denen Text und Musik traditionellen Ursprungs sind, die restlichen Stücke sind lediglich textlich traditionell und musikalisch das Werk der Kummerbuben.

Im Booklet des Albums finden sich neben den abgedruckten Liedern zu einem jedem der Stücke auch mehr oder minder ausführliche (glücklicherweise auf Hochdeutsch geschriebene!) Erläuterungen zum Dichter oder den anderweitig historischen Hintergründen des jeweiligen Textes.

Die musikalische Umsetzung ihrer traditionellen Quellen erfolgt bei den Kummerbuben denkbar vielseitig. Das Repertoire reicht von vielen flotten, teilweise schon zum Schunkeln einladenden Folk-Rock- und Folk-Pop-Stücken („Andermatt“, „Händschelied“, „Stomperli“) über akustische Balladen („I Dr Aare“) bis hin zu geradezu psychedelisch anmutenden Liedern („Anneli, wo bisch geschter gsi?“).

An Abwechslungsreichtum wird auf „Schattenhang“ also ganz und gar nicht gespart, kein Lied klingt wie das andere. Das ungewöhnlich zusammengestellte Instrumentarium der Band (Gitarre, Kontrabass, Saxofon, Akkordeon, Schlagzeug) tut hierzu sein übriges und trägt stark zum sehr eigenen, unverwechselbaren Klangbild der Kummerbuben bei. Musikalisch gut gespielt sind die Stücke ohnehin.

Ob gerade ein schnelles oder ein ruhiges Stück aus den Boxen dringt, ob sich gerade Saxophon oder doch eher das Akkordeon ein Stelldichein gibt, zu jeder Zeit prägt die Musik der Kummerbuben der markante Gesang ihres Vokalisten Simon Jäggi. Der kratzbürstige Gesang zieht sich mit seiner Klangfarbe irgendwo zwischen Schornstein und Rosteimer wie ein roter Faden durch das ganze Album und vereint damit auch grundverschiedene Stücke als bindendes Glied zu einem großen Ganzen.

Fazit

Die Kummerbuben sind eine ungewöhnliche, sehr eigene Band, die mit ihrem interessanten Konzept und seiner gelungenen Umsetzung überzeugen.

Mit einem bunten Instrumentarium, einer markanten Stimme, viel Abwechslungsreichtum und auch dem fast durchgängigen Vertrauen auf die schweizerdeutsche Sprache bietet „Schattenhang“ ein hörenswertes musikalisches Erlebnis abseits der Norm.

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de