Wo in dicken, groß geschriebenen Lettern INGRIMM draufsteht, da ist nicht Mittelalter-Rock sondern Mittelalter-Metal drin. Denn wo für Bands wie Saltatio Mortis oder In Extremo Schluss ist, legt die Regensburger Gruppe noch eine ordentliche Schippe drauf.
Mit “Böses Blut” veröffentlichen Ingrimm am 21. Mai ihr drittes Album. Einen Eindruck davon verschafft euch diese Rezension.
“Böses Blut” enthält elf Lieder mit einer Gesamtspielzeit von einer dreiviertel Stunde. Wie schon die auf den beiden Vorgängeralben sind auch die Stücke auf “Böses Blut” komplett in deutscher Sprache gehalten.
Auch sonst bleibt bei Ingrimm alles beim Alten. Als Mittelalter-Instrumente werden nach wie vor Dudelsack und Drehleier eingesetzt. Beide Instrumente entfallen weiterhin auf nur einen Musiker, sodass die Mittelalter-Instrumente nur einzeln zu hören sind. Im Gegensatz zu anderen Bands mit Mittelalter-Instrumenten fällt bei Ingrimm der Mittelalter-Anteil also vergleichsweise gering aus, der Metal-Teil überwiegt deutlich.
Dennoch sind die Mittelalter-Instrumente bei Ingrimm keinesfalls bloß Beiwerk, sondern werden aktiv oder beständig eingesetzt. Erfreulich ist, dass Ingrimm nach ihrem zweiten Album “Todgeweiht”, das verglichen mit dem Debüt “Ihr sollt brennen” nicht ganz so hart war wie dieses, auf “Böses Blut” wieder Vollgas geben.
So zieht einem schon das erste Stück “Die Pest” geradezu die Schuhe aus. Schlagzeug und Bass hämmern im Doublebass, Sänger Fenris lässt tiefe Growls in seinen Gesang einfließen und über alledem ragt im Refrain eine erstklassig gespielte, sehr schnelle Dudelsack-Melodie. Ingrimm lassen es also krachen wie eh und je – und das fast durchgehend. Selbst ein Stück wie “Eisenwind”, das in seiner ersten Minute den Eindruck einer gefühlvollen Rock-Ballade macht, steigert sich in seinem Verlauf zu Growl-Gesang und Gitarrensolo hoch.
Im Angesicht des wie angesprochen nur einfach besetzten Mittelalter-Parts und des druckvoll vor sich hin donnernden Klangfundaments von Ingrimm könnte man nun befürchten, dass der Mittelalter-Anteil komplett untergeht. Dies tut er aber glücklicherweise nicht. Im Gegenteil treibt die harte Gangart von Ingrimm den schönen Kontrast zwischen traditionellen, mittelalterlichen und modernen, elektrisch verstärkten Instrumenten geradezu auf die Spitze.
Noch weiter verstärken könnte man die Wechselwirkung von Metal- und Mittelalter-Instrumenten natürlich, indem man den Mittelalter-Teil, wie es im Mittelalter-Rock ja auch gerne getan wird, mehrfach besetzt. Aber dafür, dass Ingrimm eben nur fünf Musiker sind, holen sie aus ihrem Sound das Maximale heraus.
Somit kann auch das dritte Werk von Ingrimm voll überzeugen. Die Regensburger setzen sich im Bereich der mittelalterlich beeinflussten Musik fest und machen nicht den Eindruck als ob sie bald wieder verschwinden würden.
Fazit
Für Fans von Mittelalter-Rock – oder eben Mittelalter-Metal – ist “Böses Blut” eine lohnende Anschaffung.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de