Die norwegische Formation Tristania zählt seit Jahren zu den festen Größen des Gothic Metal. Ende August holt die Gruppe nun zu ihrem neuesten Streich aus und veröffentlicht ihr mittlerweile sechstes Studioalbum „Rubicon“.
Wie es sich anhört erfahrt ihr in dieser Rezension.
Im Vergleich mit anderen Gothic-Metal-CDs ist das 47 Minuten lange „Rubicon“ ein eher ruhiges Album. Zwar setzen auch Tristania phasenweise auf Growl-Gesang, durch den eher weichen Instrumenteinsatz und das (meistens) mittlere bis langsame Spieltempo wird es aber nie wirklich hart.
Darüber hinaus charakterisiert sich die Band vor allem durch eine enorme Vielfalt. Das eingesetzte Gothic-Metal-Konzept, das bei Tristiania wie auch bei anderen Genre-Bands aus atmosphärischem Metal mit Untermalung durch Elemente klassischer Musik besteht, gestalten die Norweger zu jeder Zeit sehr abwechslungsreich. So tritt die klassische Begleitung, bei Tristania Klavier und Streichinstrumente, mal opulenter auf, mal nur durch einzelne Klaviernoten und mal gar nicht. Das Stück „Patriot Games“ beispielsweise reduziert jegliche Gothic-Einflüsse auf ein Minimum und kommt eher als traditionelles Melodic-Metal-Stück herüber.
Selbst in den deutlicher durch symphonische Hintergründe gekennzeichneten Phasen zeigen sich Tristania aber was Streicher und Konsorten angeht als eher zurückhaltend. Denkt man zum Beispiel an den einstigen Tristania-Grüner Morten Veland, der den Hörern mit seinem hervorragenden neuen Projekt Mortemia ganze Orchester und Chöre entgegenwirft, dann wirken Tristania geradezu bescheiden.
Schlecht macht das Tristania selbstverständlich nicht, ob man Gothic Metal mit größerer oder kleinerer Gewichtung der Symphonik bevorzugt ist reine Geschmackssache. Qualitativ jedenfalls können sich auch die deutlich geringer dosierten aber immer stimmigen Klassik-Einflüsse von Tristania mehr als nur hören lassen.
Deren abwechslungsreicher – wenn auch insgesamt wenig umfangreich ausfallender – Einsatz spiegelt sich auch auf anderen Ebenen der Musik von Tristania wieder. Auch gesanglich geht es zum Beispiel abwechslungsreich zu, die Norweger haben sowohl weiblichen Klargesang, männlichen Klargesang als auch Growl-Gesang mit an Bord. Die drei Gesangsstile treten dabei nicht zwingend alle in einem Lied auf, sondern wechseln sich stets ab. Ob einstimmig, mehrstimmig, Solo oder Duett – Tristania lassen keine Langeweile aufkommen.
Die Machart der Lieder unterscheidet sich dabei ebenfalls merklich. Vom stimmungsvollen „Year Of The Rat“ mit seinem weichen Gesang und seinem leichtfüßigen Klavierspiel über das teils gegrowlte „Magical Fix“ bis hin zu „Amnesia“ als balladeskem Duett ist alles dabei. Die instrumentalen Leistungen sind dabei unabhängig von den verschiedenen Liedaufbauten stets mehr als gelungen.
Fazit
Fans des etwas weicheren Gothic Metal erhalten mit „Rubicon“ ein gutes und vor allen Dingen sehr vielseitiges Werk.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de