Atrocity – After the Storm

Dass Atrocity zu den wandlungsfähigsten Metal-Bands überhaupt zählen, stellte die Gruppe in den vergangenen Jahren schon oft unter Beweis. Auch ihr neues Album “After the Storm”, das ab dem 3. September erhältlich sein wird, schlägt in diese Kerbe. Dieses Mal haben sich Atrocity derart weit in Ethno- und Folk-Gefilde vorgewagt, dass vom Metal kaum mehr etwas übrig ist.

Atrocity fast ohne Metal? Wie sich das anhört erfahrt ihr in dieser CD-Rezension.

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Auf “After the Storm” treten Atrocity nicht alleine als Interpret auf, sondern als Atrocity feat. Yasmin. Bei dieser gewissen Yasmin, die auf dem gesamten Album als Sängerin zu hören ist, handelt es sich um die in Neuseeland wohnhafte Schwester von Atrocity-Gründer Alexander Krull. In den 1990er Jahren veröffentlichten Yasmin und Atrocity bereits gemeinsam das Album “Calling the Rain”.

Nun also frischen die beiden Partein ihre Zusammenarbeit wieder auf. Herausgekommen ist das sehr experimentelle Album “After the Storm”, das – Atrocity hin oder her – eigentlich nicht mehr als Metal-Album zu bezeichnen ist. Von den elf enthaltenen Stücken können lediglich zwei dem Metal zugeordnet werden. Der Rest des Albums bietet eine interessante Mixtur aus Weltmusik, Ethno und Folk Rock.

Bei den zwei Metal-Stücken handelt es sich um “Black Mountain” und “Transilvania”. “Black Mountain” ist dabei im Midtempo gehalten und profitiert stark von einem schönen Kontrast aus Yasmins zartem Gesang und Alexanders Growls. Auf dem gesamten restlichen Album wird auf die Growls hingegen verzichtet, selbst im zweiten Metal-Stück “Transilvania” sind diese tabu. Dem Metal ordnet sich das eher im Downtempo verhaftete “Transilvania” dafür mit angenehm schweren Riffs zu.

In Puncto Metal ist damit über “After the Storm” auch schon alles gesagt, denn mehr Metal als die zwei genannten Lieder gibt es auf der CD nicht. Die übrigen Stücke sind stattdessen allesamt deutlich gediegener und bieten eine enorme Bandbreite von schmachtigen Akustik-Ethno-Balladen (“Goddess Of Fortune And Sorrow”) über weltmusikalisch angehauchte Folk-Rock-Lieder (“Call of Yesteryear”) bis hin zu instrumentalen Nummern mit Flöte, Streichern und Akustikgitarre (“Eternal Nightside”).

All diese verschiedenen Stoßrichtungen gelingen Atrocity dabei musikalisch wie atmosphärisch sehr gut. Die einzelnen Stücke auf “After the Storm” wirken dabei untereinander keineswegs kantig und unvereinbar, sondern bleiben trotz ihrer grundverschiedenen Ausprägungen als Elemente des gleichen Werkes zu erkennen.

“After the Storm” kann somit zweifellos als sehr gelungen bezeichnet werden, die Fans von Atrocitys “metalligeren” Werken sollten aber ohne falsche Erwartungen an den Kauf gehen.

Fazit

Mit “After the Storm” bieten Atrocity ihren Hörern eine lohnenswerte und ausgesprochen vielseitige musikalische Erfahrung.

Wer sich von der Gleichung Atrocity = Metal lösen kann, wird an diesem Album ganz sicher Freude haben.

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de