Die Hamburger Formation Vogelfrey will sich als Mittelalter-Metal-Band verstanden wissen. Wo für bekannte Mittelalter-Rock-Bands Schluss ist, packen die Nordlichter nämlich noch einiges an Härte obendrauf.
Am 12. November veröffentlicht die Gruppe nun ihr Debütalbum „Wiegenfest“. Hier erfahrt ihr mehr dazu.
Mit der Intention, dem Mittelalter-Rock einen härteren Bruder zur Seite zu stellen, gelangen schon der bayerischen Gruppe Ingrimm so manche Erfolge. In die gleiche Kerbe wollen nun also auch Vogelfrey schlagen. Was den Härtegrad angeht positioniert sich die Band dabei leicht unter Ingrimm, denn anders als bei den Bayern kommen bei Vogelfrey praktisch keine Growls zum Einsatz.
Dennoch bieten auch Vogelfrey einen druckvollen, harten Sound, der verglichen mit Mittelalter-Rock-Bands wie Saltatio Mortis oder In Extremo deutlich mehr Pfeffer hat. Im Gegenzug fällt die Mittelalter-Instrumentarisierung bei Vogelfrey etwas weniger üppig aus. So setzt die Band zwar eine Rauschpfeife ein, gegen die zwei oder auch drei Dudelsäcke bekannter Mittelalter-Rock-Bands sieht diese aber natürlich kein Land.
Das ist jedoch nicht weiter schlimm, Vogelfrey haben den Fokus ihres Mittelalter-Metal eben auf den Metal-Teil gelegt. Außerdem kommen zu der Rauschpfeife auch noch Geige und Cello hinzu, die – wenn auch nicht unbedingt im engeren Sinne mittelalterlich – den Folk-Anteil der Band aufwerten.
Mit diesem Konzept kleiden Vogelfrey ihr knapp 49 Minuten langes „Wiegenfest“ sehr abwechslungsreich aus. Es erklingen rockige Mitsing-Hymnen („Heldentod“), Balladen bei denen die Streichinstrumente schön zur Geltung kommen („Im schwarzen Hain“) oder flotte Metal-Stücke, die die Köpfe zum Kreisen bringen werden („Ball der Gehängten“). Musikalisch wird all dies sehr ansprechend in Szene gesetzt, sowohl die Folk- als auch die Rock-Instrumente sitzen, ab und an sind auch schöne Gitarrensoli zu hören.
Das Stück „Ball der Gehängten“ wird übrigens manchem Mittelalter-Rock-Fan bekannt vorkommen, denn dieselbe Melodie gab es auch schon als „Totentanz“ von Van Langen & des Teufels Lockvögel.
Textlich befassen sich Vogelfrey meist mit heidnischem Allerlei, hervorstechend ist jedoch das Stück „Blutgericht“. Dieses basiert auf Heinrich Heines Gedicht zum schlesischen Weberaufstand. Jener fand im Jahr 1844 statt – Mittelalter, liebe vogelfreye Damen und Herren, war gewiss wann anders, aber sei es drum.
Fazit
Als Mittelalter-Metal-Band mit hohem Streicheranteil haben sich Vogelfrey ein markantes Konzept geschaffen.
Dieses setzt die Hamburger Gruppe mit ihrem „Wiegenfest“ auch gut um. Das Album ist charakteristisch, abwechslungsreich und – gerade für ein Debüt – auch gut gespielt.
Punkte: 8.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de