Marionette – Nerve

Marionette aus Schweden haben sich 2005 gegründet und positionieren sich seitdem musikalisch irgendwo zwischen Melodic Death Metal und den Core-Genres.

Mit diesem Konzept hat die Gruppe bislang zwei Alben vorgelegt. Der dritte Streich hört auf den Namen “Nerve” und ist seit dieser Woche erhältlich.

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“Nerve” enthält ganze 14 Tracks mit einer Gesamtlaufzeit von einer guten dreiviertel Stunde. Zu hören ist ein melodisches Death-Metal-Fundament, das Marionette mit allerlei verschiedenen Einflüssen speisen. Mal hämmert die Band deftig drauflos und lässt Blastbeats hören, mal übt sie sich in ruhigem Midtempo und ergänzt die Screams von Sänger Alex durch Klargesang. Oft präsent ist eine wie auch immer geartete Hintergrundbegleitung, die mal durch synthetisches Keyboard, mal durch Piano und mal durch die Imitation von Streichinstrumenten erfolgt.

All das macht bei “Nerve” den Eindruck, dass Marionette sich trotz sechs Jahren im Geschäft nach wie vor auf Stilsuche befinden. Eine klare rote Linie kann man auf dem Album nämlich noch nicht ausmachen. Zwar sorgen all die verschiedenen stilistischen Ausprägungen für Abwechslung, einige von Marionettes Experimenten gehen aber auch kräftig in die Hose.

Das gilt vor allem für die synthetische Hintergrundbegleitung. Die ist oft derart penetrant und nur unzureichend auf das übrige Klangbild abgestimmt, dass sie zum nervigen Gedudel verkommt. Die gelegentlichen Streicher-Klänge, die wohl für einen Einfluss aus klassischer Musik stehen sollen, hätte man sich streckenweise ebenso sparen können.

So verwundert es auch nicht weiter, dass die besten Momente von Marionette in ihren eher spartanischen Phasen zu finden sind. Da ist zum Beispiel das langsame “Remember Your Name”, das in den Strophen komplett auf Synthesizer verzichtet und auch im Refrain nur zurückhaltend (und diesmal gelungen) untermalt wird. Zusammen mit sauberem Riffing und einem griffigen Refrain mausert sich der Titel zu einer hörenswerten Core-Ballade und einem der besten Lieder des Albums.

Stichwort griffiger Refrain: Einen solchen bekommt man auf “Nerve” durchaus noch öfter zu hören. Vor allem das Songwriting der Strophen wird mit seiner unpräzisen, wenig konkreten Melodieführung keinem der Refrains gerecht. Wenn dann noch ein ungünstiges Hintergrundbild hinzukommt, dann kann es wie in “Revelation 6:8” passieren, dass man sich die Strophe noch gar nicht wirklich erschließen konnte, sich dann aber schon sehr unvermittelt im Refrain wiederfindet.

Während das Songwriting also noch Schwächen offenbart, gefallen auf “Nerve” schon die Tempi- und Stimmungswechsel sowie der Kontrast zwischen Klar- und Gutturalgesang. Diese Boni können Marionette bislang aber nicht konsequent genug ausspielen, da sie sich nach wie vor auf der Suche nach ihrem Konkreten Stil befinden. Dafür, diese Suche abzuschließen, wäre es jetzt – nach dem dritten Album – aller höchste Zeit.

Fazit

Ein durchschnittliches Album mit Pro- und Contra-Argumenten.

Punkte: 6 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de