Nocte Obducta – Verderbnis

Obwohl Nocte Obducta über Jahre hinweg als aufgelöst galten, sind sie nicht wenigen Black-Metal-Fans bis heute ein Begriff. Hierfür hat die Band zu ihrer aktiven Zeit mit einigen hochwertigen Veröffentlichungen gesorgt, die auch über das “Abschiedsalbum” von 2008 hinweg im Gedächtnis geblieben sind.

Wie sich nun zeigt leben Totgesagte wieder einmal länger. Mit “Verderbnis – Der Schnitter kratzt an jeder Tür” melden sich Nocte Obducta in diesen Tagen nämlich zurück. Einen Eindruck von ihrem neuen Album verschafft euch diese Rezension.

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Da sind sie also wieder – Nocte Obducta. Die Nachricht von ihrer Wiederkehr hat unter Fans ja durchaus für Furore gesorgt. Die werden seitdem wohl auch darüber gegrübelt haben, in welche klangliche Richtung das neue Album wohl genau gehen wird. Zur Auswahl hätte ja eine recht große Bandbreite an Möglichkeiten gestanden, denn schon zu früheren Zeiten konnte man Nocte Obducta durchaus als experimentierfreudig bezeichnen.

Bei ihrer etwas über 40 Minuten langen “Verderbnis” geht die Reise nun hin zu sehr düster gehaltenem Midtempo-Black-Metal. Charakteristisch sind hierbei vor allem die präzisen, kalten Riffs, die stets in den Vordergrund drängen und einen gewissen Oldschool-Flair entfalten. Hierzu passt gut der nicht weniger frostige Gesang, der mal stark verzerrt, mal aber auch recht klar eingesetzt wird. Auf die Texte kann ich an dieser Stelle leider nicht genauer eingehen – ich habe von dem Album ledigliche eine digitale Version ohne Booklet.

Außer dem Wechsel zwischen klar und verzerrt fallen am Gesang vor allem Ausflüge in die gesprochene Form auf. So nimmt sich der Gesang im Titeltrack “Verderbnis” einer Erzählform an und geht in “Schweissnebel” gänzlich in den gesprochenen Textvortrag über. In letzterem kann man durch sein geradezu über-schauriges Wesen durchaus parodistische Züge erkennen.

Vom instrumentalen Klangbild her bewegen sich Nocte Obducta wie erwähnt vor allem im Midtempo. Der Rumpfteil aus düsterem Metal wird hierbei gelegentlich von ruhigen Ambient-Passagen durchzogen. Ob die Band sich hiermit den Post-Genres annähern will sei dahingestellt, in jedem Fall bringen die Ambient-Teile eine mystische Note mit ein und bilden einen gelungenen Kontrast zum übrigen Metal-Klangbild.

Was den eigentlichen Metal-Teil angeht, so hätten sich Nocte Obducta etwas facettenreicher zeigen können. Allein durch ein härteres Spiel hätte das Album schon spürbar an Intensität gewonnen. Leider ist jedoch “Wenn Ihr die Sterne seht” das einzige von acht Liedern, in dem Blastbeats zum Einsatz kommen. Wenn Nocte Obducta an anderer Stelle mal ins schnellere Tempo übergleiten – was selten genug passiert – dann erinnert das wie im zwei Minuten kurzen “Niemals gelebt” eher an zünftigen Thrash-Rock als an Black Metal.

Das an sich muss ja nicht schlecht sein, etwas mehr (Blastbeat-)Dampf und mehr Ausbrüche ins Hightempo hätte man sich aber schon gewünscht. Wenn man die ganz großen Momente der Vergangenheit zum Vergleich heranzieht, dann muss man auch sagen, dass dieses Mal kein echter Höhepunkt wie zum Beispiel “Und Pan spielt die Flöte” dabei ist. Als Gesamtkunstwerk punktet “Verderbnis” dennoch, denn Nocte Obducta gelingt abermals ein markiges Album mit Ecken und Kanten, das unkonventionell daherkommt und seine Hörer sicher finden wird.

Fazit

“Verderbnis” ist ein hörenswertes Album, wenn auch nicht das beste von Nocte Obducta.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de