Die Schweizer Gothic-Rocker The Beauty of Gemina sind in den letzten Jahren unter Szenegängern mehr und mehr zu einem Begriff geworden. Das liegt nicht zuletzt an ihrer wiederholten Präsenz im Vorprogramm populärer Bands wie ASP.
Im Januar stellen The Beauty of Gemina nun ihr viertes Album “Iscariot Blues” vor. Mehr über das Werk erfahrt ihr in dieser Rezension.
Der Begriff des Gothic Rock ist wie so viele Genre-Definitionen bekanntlich weit dehnbar. So laufen unter dem Label Gothic Rock mitunter stimmungsvolle Rock-Bands, die trotz einer gewissen Düsternote in erster Linie für mitreißende Songs und packende Refrains stehen.
Am ganz anderen Ende der Skala stehen dann ruhige, atmosphärisch-düstere Bands, deren Sound nicht selten mehr an Wave als an Rock erinnert und sich eher für die Freunde der leisen Töne eignet. Zu dieser zweiten Kategorie zählen zweifellos auch The Beauty of Gemina. Die Schweizer lassen es nämlich sowohl vom Tempo als auch von der Intensität ihrer Musik her lieber ruhig angehen.
So erwartet einen mit dem 45 Minuten langen “Iscariot Blues” ein stilles, oft sogar minimalistisches Werk, das eine getragen-melancholische Atmosphäre zum Ziel hat. Einen starken Fokus legen The Beauty of Gemina hierbei vor allem auf den Gesang von Bandgründer Michael Sele. Den könnte man am ehesten als zurückhaltend und, pardon, ein bisschen nuschelig bezeichnen, was zum Teil Erinnerungen an alte Stücke der Sisters of Mercy weckt. Sonderlich facettenreich mag Seles Gesang zwar nicht sein, charakteristisch ist er aber allemal.
Genau so defensiv wie der Gesang ist auch das instrumentale Klangbild von The Beauty of Gemina. Das Fundament bildet meist ein sanfter Rock-Rhythmus, der sachte von Akustikgitarre oder Elektro-Schleifen begleitet wird. Von der Ausgestaltung her bietet sich den Hörern zwar auch mal eine Ballade (“Stairs”) oder mal ein dezent helleres Stück (“Seven-Day Wonder”), im Prinzip beschränken sich die Schweizer aber auf eine überschaubare klangliche Bandbreite.
Hier mögen auch viele den Schwachpunkt des Albums sehen: Es passiert einfach nicht allzu viel. Wirkliche Überraschungen, denkwürdige Momente oder dergleichen sparen The Beauty of Gemina auf “Iscariot Blues” nämlich aus. Stattdessen befasst sich die Band mit eher subtilen Klangelementen. “Last Night Home” zum Beispiel hat die Gruppe zwar nur spartanisch inszeniert, setzt aber derart auf Wiederholungen, dass man ein fast schon hypnotisches Element herauslesen kann.
Obwohl also nicht viel passiert, kann man “Iscariot Blues” keinesfalls als banal bezeichnen. Bei aller Würdigung des künstlerischen Anspruchs würde man sich auf der CD aber dennoch mehr griffige Momente, schlicht mehr Profil wünschen. Bislang klingt vieles aber noch zu gleich. Hier müssen The Beauty of Gemina in Zukunft mit mehr Facettenreichtum und einer konsequenteren Melodieführung gegensteuern.
Fazit
Mit ihrem sehr wave-lastigen, minimalistisch anmutenden Gothic Rock haben The Beauty of Gemina zweifellos einen markanten Stil gefunden. Die Umsetzung ist bislang aber noch zu berechenbar und lässt echte Höhepunkte vermissen.
Punkte: 6.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de