Das französische Metal-Projekt Alcest weiß sich seit jeher einer genauen stilistischen Einordnung zu entziehen.
Mit verschiedensten Einflüssen vom Black Metal bis hin zum Post Rock hat Mastermind Neige seiner Band einen ganz eigenen Sound kreiert. Hiervon können sich Interessierte nun wieder aufs Neue überzeugen, denn mit “Les Voyages De L’Âme” (“Die Reisen der Seele”) ist vor wenigen Tagen das dritte Album von Alcest erschienen.
Der Titel von “Les Voyages De L’Âme” deutet schon zwei Dinge an, die für das Album charakteristisch sind. Erstens nämlich, dass die Texte des Werkes auf Französisch gehalten werden und zweitens, dass ihr Inhalt größtenteils esoterischer Natur ist.
Schon die ersten Strophen des gut 50 Minuten langen Albums offenbaren außerdem eine weitere wesentliche Eigenheit: Vom Anfang bis zum Ende prägt die CD ein gerade für Metal-Verhältnisse auffallend warmes Klangbild. Die Riffs sind voll und mild, der Klargesang sagenhaft weich und die Stimmung im Hintergrund erreicht mitunter fast schon sakrale Sphären. Selbst das Schlagzeug wird betont geschmeidig, hell und oft auf die Becken gespielt, was den hochmelodischen Eindruck komplettiert.
Auch vom reinen Aufbau her ist das Klangbild von “Les Voyages De L’Âme” sehr vielschichtig und damit voll gehalten, es entsteht selten ein Loch. Trotz all dieser warmen Eindrücke, trotz all dieser positiven Elemente liefern Alcest aber beileibe keine banalen Gute-Laune-Songs. Vielmehr sind ihre Lieder sehr atmosphärisch und nicht minder tiefgründig gehalten – Schönheit trifft Melancholie sozusagen.
Die Umsetzung dieses Konzeptes ist Alcest auf “Les Voyages De L’Âme” voll gelungen. Das sonnige, detailreiche Klangbild und seine sehr eigene Atmosphäre sind fesselnd und nehmen die Hörer schnell für sich ein. Als Höhepunkte erweisen sich dabei jene Stücke, die über die genannten Stärken hinaus noch mit hoher Eingängigkeit oder besonders markanten Passagen auftrumpfen können.
Hierzu zählen “Nous sommes l’Emeraude” und allen voran “Autre Temps”, deren Refrains einen geradezu emporheben. Leider können nicht alle Lieder des Albums mit solch einer Epik und Eingängigkeit aufwarten. Dafür hat das Werk allerdings noch viel anderes zu bieten.
So bleibt den Hörern beispielsweise zu entdecken wie Neige Growl-Gesang (“Là où naissent les couleurs nouvelles”) oder längere Blastbeat-Passagen (“Faiseurs de mondes”) mit einfließen lässt, ohne dabei das melodisch-milde Gesamtbild seiner Musik zu verlieren. Des weiteren hält “Les Voyages De L’Âme” noch einige stärker akustisch orientierte Abschnitte bereit, ebenso wie stark repetitive, hypnotisch anmutende Auftritte der E-Gitarre – um nur Beispiele zu nennen. Insgesamt kann man sich mit “Les Voyages De L’Âme” also eine ganze Zeit lang beschäftigen, was man als Freund der etwas anspruchsvolleren Metal-Klänge in keinem Fall bereuen wird.
Fazit
Ein hochwertiges, atmosphärisches Album, das sich zu entdecken lohnt.
Punkte: 8.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festials.de
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