Gut zwei Jahre nach ihrer letzten CD veröffentlicht die Gothic-Rock-Band Lyriel am 24. Februar ihr viertes Album „Leverage“.
Hier erfahrt ihr was das ursprünglich schon für Herbst 2011 geplante Werk zu bieten hat.
Lyriel gehören zu den Gothic-Rock-Bands, die ohne viel Elektronik auskommen. Stattdessen setzen die Gummersbacher auf eine Geige und ein Cello, die meistens für die Hintergrundbegleitung zuständig sind. Trotz der Streichinstrumente macht das Klangbild des Albums einen recht hellen Eindruck, was auch am weichen Klargesang von Frontfrau Jessica liegt. Manchmal sind sogar folkige Einflüsse zu hören, zum Beispiel wenn die Geige in „Parting“ eine heitere Melodie an den Tag legt.
Insgesamt klingen Lyriel also nicht allzu düster. Wirklich hart ist die Band genauso wenig, das verhindert schon alleine der hohe Balladen-Anteil von „Leverage“. Mithin richtet sich das Album also vor allem an die Freunde der weichen Gothic-Rock-Klänge. Denen bietet sich ein melodischer und gut hörbarer Sound, der voll im Rahmen des Üblichen liegt, wirkliche Überraschungsmomente aber vermissen lässt.
So fahren Lyriel zwar mit dem auf, was für das Genre typisch ist, sparen aber an wirklichen Eigenheiten, die die Band charakterisieren würden. Das Potenzial hierfür hätten zwar zumindest die Streichinstrumente, diese werden jedoch nicht konsequent genug eingesetzt. Geige und Cello füllen auf „Leverage“ nämlich anständig den Hintergrund aus, prägen aber zu selten die Melodien im Vordergrund.
Gerade die Strophen hätten hierfür aber noch viel Raum gelassen, wirken sie mit teils platten und simplen Rhythmen doch oft uninspiriert. Viel besser stehen da schon die Refrains dar, die sich stets voll auf die Gesangsstimme und damit einen der großen Pluspunkte des Albums konzentrieren.
Apropos Gesang: Für „Wenn die Engel fallen“ konnten Lyriel Thomas Lindner von Schandmaul als Gastsänger gewinnen, der das Lied zusammen mit Lyriel-Sängerin Jessica zu einem schönen Duett macht. Der Titel des Liedes verrät übrigens noch eine Neuerung im Hause der Gothic-Rocker. Im Gegensatz zum Vorgängeralbum, auf dem ausschließlich auf Englisch gesungen wurde, sind die Lieder auf „Leverage“ mittlerweile sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch verfasst.
Trotz solchen Neuerungen und trotz prominentem Gastbeitrag lässt sich allerdings nicht überhören, dass Lyriel mit „Leverage“ nicht ihr bestes Album vorlegen. Noch dazu ist die Gesamtspielzeit mit nur 35 Minuten recht mager ausgefallen. Wer also nicht gerade ausgesprochener Balladen-Fan ist, der findet im Gothic-Rock-Bereich aktuell bessere Alternativen.
Fazit
Trotz einiger schöner Momente bleiben Lyriel insgesamt hinter ihren Möglichkeiten.
Punkte: 6 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de