Schneewittchen ist ein ziemlich schräges Musikduo bestehend aus Sängerin Marianne Iser und Pianist Thomas Duda. Am 18. Mai erscheint ihr neues Album „Keine Sekunde Schweigen“.
Die Produktion der CD wurde (Zitat) „gefördert durch die Initiative Musik mit Projektmitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages“.
Dass das Album größere Verbreitung finden wird darf trotzdem bezweifelt werden.
„Keine Sekunde Schweigen“ enthält 13 Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 53 Minuten. Ein festes Genre kann man der CD gar nicht zuordnen, denn Schneewittchen würfeln die verschiedensten Genres zusammen.
Im Prinzip gibt es auf dem Album nur zwei Konstanten. Die erste ist die sehr schlichte Inszenierung, die sich meistens auf nur wenige Instrumente beschränkt. Die zweite ist der sehr markante Gesang von Marianne Iser, die röhrt wie Onkel Otto und zeitweise an Nina Hagen erinnert.
Von ihrer genauen stilistischen Ausprägung her legen sich Schneewittchen nicht fest. Stattdessen wildert das Duo in verschiedensten Genres. Pop-Rock-Nummern sind genauso dabei wie Elektro-Pop-Stücke oder solche mit dem Charme der Neuen Deutschen Welle. Damit wären die positiven Ausprägungen der Musik von Schneewittchen genannt, doch all das hat auch eine Schattenseite.
Schneewittchen machen nämlich auch vor Kitschballaden oder den Niederungen des Schlagers nicht Halt. „Ja, ich will“ könnte zum Beispiel auch im Nachmittagsprogramm von SWR4 laufen. Auch bei anderen Balladen auf „Keine Sekunde Schweigen“ muss man absolut schmerzfrei sein. Das liegt auch daran, dass Sängerin Marianne im Prinzip eine echte Rock-Röhre ist. Dass einem eben diese Frau mit ihrer Stimmfarbe dann auch Schnulzen nahe bringen will, macht „Keine Sekunde Schweigen“ teilweise zur Herausforderung.
Die großen stilistischen Gegensätze in den Songs führen positiv gesehen natürlich zu einem hohen Grad an Abwechslungsreichtum. Für jeden wird wohl irgendwie ein Lied dabei sein. Die Frage, wer dann aber bitte das ganze Album kaufen soll, hat sich offensichtlich niemand gestellt.
Eine Frage, die sich aber sehr wohl stellt, ist die, ob Schneewittchen ihre Musik eigentlich ernst meinen. Könnte das Duo eine Parodie im Stil von Alexander Marcus sein? Nein, wahrscheinlich nicht. So sind die Texte der Band – wenn auch teilweise überzeichnet – tatsächlich ernsthaft. Die Band ist zwar skurril, spielt auch mit ihrem extravaganten Image, scheint alles in allem aber keine Parodie zu sein.
Schlecht musiziert ist „Keine Sekunde Schweigen“ übrigens nicht. Komposition und technische Umsetzung hauen einen zwar nicht vom Hocker, brauchen sich aber auch nicht zu verstecken. Das allein bewahrt die CD aber nicht davor, ein einziges stilistisches Wirrwarr zu sein, das den Hörern zudem noch mit bizarren Balladen einiges abverlangt.
Fazit
Als Mischung aus Pop, Rock und NDW mit einer mehr als markanten Frontstimme hat die Musik von Schneewittchen grundsätzlich Potenzial.
„Keine Sekunde Schweigen“ leidet jedoch an käsigen Balladen und dem Fehlen eines durchgehenden Stils. In der Gesamtschau wirkt das Album dadurch einfach nur grotesk.
Punkte: 4 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de