Knapp drei Jahre nach ihrem letzten Output meldet sich in diesen Tagen die deutsche Doom-Metal-Band Ahab zurück.
Vor kurzem hat die Gruppe nämlich ihr neues Werk „The Giant“ vorgestellt. Das Album bedient sich – wie von Ahab gewohnt – Motiven aus Nautik und Seefahrergeschichten.
„The Giant“ hat eine Laufzeit von gut einer Stunde, die sich auf nur sechs Lieder verteilt. Allein das macht schon deutlich, dass die Zeichen bei Ahab ganz auf Doom Metal stehen. Genre-typisch warten Ahab also mit einer sehr langsamen Spielgeschwindigkeit und einer schwermütigen Atmosphäre auf.
Wie schon das letzte Album „The Divinity Of Oceans“ ist auch „The Giant“ geprägt von einem steten Wechsel zwischen Growls und Klargesang. Dieser Kontrast ist gut gelungen und wird zum größten Stilmerkmal von Ahab. Dass sich die beiden Gesangsstile überlappen oder das Klangbild zu voll klingt, muss man dabei nicht befürchten. Im Gegenteil: Growls und Klargesang überlappen sich nicht und haben beide genug Raum zur Entfaltung.
Auch die instrumentale Seite kommt durch den zweifachen Gesang nicht zu kurz. Im Stück „Antarctica The Polymorphess“ vergehen sogar ganze drei Minuten, bis der Gesang überhaupt einsetzt.
Das neben dem Gesang zweite große Merkmal von Ahab ist die nautische Thematik. Dieses Mal lassen die Musiker ihr Werk auf dem Roman „The Narrative of Arthur Gorden Pym of Nantucket“ von Edgar Allan Poe basieren. In den wie gewohnt englischen Texten bieten Ahab also erneut Seefahrergeschichten auf.
Dass die Texte konsequent die Seefahrt zum Gegenstand haben ist natürlich markant und hebt Ahab von anderen Bands ab. Genau mit diesem Herausstellungsmerkmal verschenkt die Gruppe aber auch einiges an Potenzial. Sämtliche Seefahrer-Anleihen bleiben nämlich ganz auf die Texte beschränkt. Allein vom Klangbild her unterscheiden sich Ahab hingegen nicht von anderen Doom-Metal-Bands.
Jenseits der Texte spiegelt sich die nautische Thematik in der Musik von Ahab also nicht wieder. Wer den Text nicht versteht – was zumindest bei den Growls ja durchaus denkbar ist – der bekommt von der maritimen Orientierung der Band vielleicht gar nichts mit. Das ist sehr schade, denn das Themenfeld Seefahrt gibt für eine klangliche Umsetzung ziemlich viel her.
Na gut, es muss ja nicht jede Band auf den Piraten-Zug aufspringen oder heitere Akkordeon-Passagen mit einbringen. So etwas verlangt ja niemand. Zumindest ein bisschen Wellenrauschen, Windgeräusche oder ein Schiffshorn hätte man aber ruhig einsampeln können. Bei einem Album, das großspurig als „Nautik Doom Metal“ angekündigt wird, erwartet man eben auch, dass sich die nautische Komponente im Klang niederschlägt.
Diese Erwartung wird auf „The Giant“ nicht erfüllt. Für ein Album, das gerade durch sein unkonventionelles Konzept punkten will, klingt es zu geradlinig. Potenzielle Käufer sollten sich also sehr bewusst sein, dass sie mit „The Giant“ klanglich gesehen ein Oldschool-Album erwerben. Wer das weiß, kann sich mit dem Werk aber durchaus anfreunden. Die Umsetzung ist an sich nämlich gelungen – Freunde der Schwermut erwartet ein gut eingespieltes und sauber produziertes Album.
Fazit
Ahab holen aus ihrem Seefahrer-Konzept zu wenig heraus.
Darüber hinaus geht „The Giant“ für Doom-Metal-Fans aber voll in Ordnung.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de