Tibetréa aus München bezeichnen ihre Musik gerne als Fantasy Folk. Darunter kann man sich eine ruhige Folklore mit den verschiedensten Einflüssen vorstellen.
Am 22. Juni veröffentlicht die Gruppe ihr zweites Album „Cadbodua“, benannt nach einer gallischen Kriegsgöttin. Was das Werk taugt lest ihr in dieser Rezension.
„Cadbodua“ enthält 13 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von 44 Minuten.
Klanglich kommt das Album auf den ersten Blick recht gewöhnlich daher. Zu hören ist ruhige, akustische Folklore, die meistens in gemächlichem Tempo dargeboten wird. Erstmal nichts Besonderes also. Im Verlauf der CD erschließt sich dem Hörer aber die enorme Vielfalt, die Tibetréa in ihre Musik gelegt haben.
Schon die Grundlagen für die Lieder auf „Cadbodua“ könnte kaum abwechslungsreicher sein. So haben Tibetréa mittelalterliche Lieder umgesetzt, aber auch schottische Traditionals, historische bretonische Stücke und sogar ein Lied der Maori (Ureinwohner Neuseelands). Im Ergebnis wird „Cadbodua“ dadurch zu einem Meer aus Sprachen und Instrumenten.
Unter den Instrumenten finden sich dabei nicht nur die „normalen“ Folklore-Werkzeuge wie Flöten, Harfen und Lauten. Tibertréa fahren nämlich auch mit so ungewöhnlichen Dingen wie Maultrommel, Trompete oder sogar Glockenspiel auf. Für Abwechslung ist auf „Cadbodua“ also gesorgt und auch ihre Originalität kann man der Band sicher nicht absprechen.
Von der musikalischen Substanz her müssen die Bayern aber noch deutlich mehr bringen. Spieltechnisch ist „Cadbodua“ nämlich schlichtweg nicht mehr zeitgemäß. Viele der Lieder sind sehr simpel gestrickt und auch im Aufbau sehr einfach gehalten. Zu echten Solo-Passagen, wirklich beachtlicher Melodieführung oder anderen hervorstechenden Momenten kommen Tibetréa also gar nicht.
Dabei ist es nicht so, dass die Band an anspruchsvollen instrumentalen Passagen scheitert. Die wirklich anspruchsvollen Passagen baut die Gruppe nämlich gar nicht erst ein. Etwas mehr Komplexität dürfte es in Zukunft also ruhig sein. Bislang bieten Tibetréa leider noch nichts, was wirklich spektakulär und Aufsehen erregend wäre.
Der große Pluspunkt der CD ist und bleibt ihre enorme Vielfalt und stilistische Bandbreite. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass bestenfalls durchschnittlich gespielt und gesungen wird.
Fazit
„Cadbodua“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album, das sich weder auf eine Epoche noch eine Region festlegt.
Die technische Umsetzung ist allerdings mäßig, hier haben Tibetréa noch Nachholbedarf.
Punkte: 5.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de