Die Melodic-Death-Metal-Band Obscurity gehört noch nicht zu den ganz großen Namen der Szene, hat sich in den letzten Jahren aber durchaus einige Bekanntheit erspielt. So trägt es nun auch einem gesteigerten Selbstbewusstsein Rechnung, dass die Truppe aus dem Bergischen Land ihrem kommenden Album den eigenen Bandnamen als Titel gibt.
“Obscurity” ist das sechste Album der Gruppe und erscheint am 19. Oktober.
Mit ihrem letzten Album “Tenkterra” hatten Obscurity im Jahr 2010 zum ersten Mal ein Konzeptalbum vorgelegt. Damals ging es um verschiedene Germanenstämme und deren Kampf gegen die Römer. Obscuritys neues Album kommt jetzt wieder ohne festes Konzept aus. Wie von der Band gewohnt geht aber nach wie vor um Schlachtenlyrik in jeder Variation. Die Bezüge zum Bergischen Land dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Ob ein Obscurity-Album nun ein bestimmtes inhaltliches Konzept verfolgt oder nicht, ändern am Sound sowieso wenig. Wie eh und je setzt es wieder wuchtigen, sehr direkten Melodic Death Metal ohne große Schnörkel oder Experimente.
Das einzige Stück, das stilistisch aufhorchen lässt, ist “So Endet Meine Zeit”. Dieses Lied ist praktisch eine Ballade und enthält neben Klargesang auch textlosen ooooh-Gesang. Ein solches Stück – ruhig, langsam, mit Klargesang und atmosphärischen Einlagen – ist man von Obscurity überhaupt nicht gewohnt.
Wirklich mitreißen kann der Titel nicht – diese ruhigeren Gewässer sind einfach nicht das Metier von Obscurity. Da ist es gut, dass die Band mit den restlichen zehn Liedern ihres gut 51 Minuten langen Albums bei ihrem Kerngeschäft bleibt: Melodic Death Metal ohne wenn und aber.
So geht es auf “Obscurity” zum großen Teil wieder heftig zur Sache, die Riffs leisten steten Vortrieb, harsche Growls und Screams treffen auf donnernde Blastbeats. Auf die stete Geradlinigkeit, mit der Obscurity ihr Album durchziehen, kann man sich dabei immer verlassen. Von der Komposition her war die Band in der Vergangenheit aber schon besser und packender.
Ihr vorletztes Album “Várar” bleibt was das angeht auch weiterhin unerreicht. “Várar” hatte echte Hits wie “Nach Asgard Wir Reiten”, “Battle Metal”, “Worringen” und “Im Herzen des Eises” im Gepäck. Diese Songs waren dermaßen eingängig, dass sich Obscurity auch mit den ganz großen Namen des Genres messen konnten. Die Melodien, vor allem aber die Refrains dieser Stücke hatte man schon beim ersten Durchgang verinnerlicht. Eben dieses enorme Hit-Potenzial trug wesentlich dazu bei, dass Obscurity ihre Bekanntheit in der Folgezeit deutlich steigern konnten.
Dieses Niveau erreichen Obscurity heute leider nicht mehr. Auch ihr neues Album hat einige griffige Stellen, einige markante Refrains und gibt sich von der allgemeinen Umsetzung her keine Blöße. Die Intensität, die Spannung und die Begeisterungsfähigkeit von damals hat das neue Werk aber einfach nicht.
Metal-Fans können sich “Obscurity” trotzdem zur Gemüte führen, denn das Versprechen eines harten, geradlinigen und wuchtigen Albums hält das Werk allemal. Ihren nächsten Meilenstein wird die Band aber erst dann vorlegen, wenn sie an die frühere Qualität ihrer Komposition anknüpfen kann.
Fazit
“Obscurity” ist ein hörenswertes Album, kommt aber nicht an “Várar” von 2009 heran.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de