Coppelius – Extrablatt

Die adretten Zylinderträger von Coppelius bieten ihren Fans Metal- und Rockmusik auf kammermusikalischen Instrumenten. Mit dieser eigenwilligen Mischung hat sich die Band bereits eine treue Fanbasis erspielt und ist auch live sehr präsent.

Am 15. Februar veröffentlichen Coppelius nun ihr viertes Album „Extrablatt“. Ein Grund das Grammophon aufzudrehen?

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Wenn man sich musikalisch ein wenig im Bereich von Metal oder der so genannten Schwarzen Szene bewegt, dann hat man von Coppelius im Normalfall zumindest mal gehört. Das gilt vor allem wenn man das eine oder andere Festival besucht, denn mittlerweile klappern Coppelius regelmäßig das ganze Land ab.

Falls Coppelius trotzdem noch kein Begriff sind, sei ihr Konzept noch einmal kurz erläutert: Die Band spielt Rock und Metal auf Schlagzeug, Cello, Kontrabass und zwei Klarinetten. Auf „Extrablatt“ kommen wie bereits auf vorherigen Alben in geringem Umfang Cembalo und Klavier hinzu.

Mit seinen 14 Liedern kommt „Extrablatt“ auf eine Gesamtspielzeit von 50 Minuten. Am Sound von Coppelius hat sich grundsätzlich wenig getan, eine Sache ist dieses Mal aber etwas anders als gewohnt. Das Cello läuft viel öfter als früher durch einen elektrischen Verstärker und kommt damit dem Klang einer E-Gitarre sehr nahe.

In manchen Liedern wie „Reichtum“ spielt das Cello richtige Riffs und verliert seinen organischen Streicherklang fast völlig. Das kann man mögen oder nicht. Es ist wie bei den neueren Alben von Apocalyptica: Ein Teil der Hörer mag den metallischen Klang, der andere Teil fragt sich, warum man bitte ein Cello benutzt, wenn es im Endeffekt dann fast wie eine E-Gitarre klingt.

Ob man das elektrisch verstärkte Cello also mag oder nicht ist eine reine Geschmacksfrage, die die Coppelius-Fans wohl unterschiedlich beantworten werden. Deshalb möchte ich das „metallisierte“ Cello hier auch nur als neutrale Feststellung und nicht als Wertung verstanden wissen.

Was ist sonst zu „Extrablatt“ zu sagen? Nun, ich möchte mit dem anfangen, was nicht so gelungen ist, dann hebe ich mir das Lob für später auf. Coppelius haben im Mittelteil ihres Albums einen zusammenhängenden Block von Midtempo-Stücken, der nicht richtig zündet. Die Titel „Keine Kamera“, „I’d change everything“ und „Glanz und Eleganz“ plätschern in mäßigem Tempo dahin, sind etwas zu locker-flockig geraten, einfach etwas zu unverbindlich.

Die Stücke sind nicht schlecht und eignen sich sicher als Begleitmusik zu was auch immer für einer Tätigkeit. Sie reißen aber einfach nicht so mit wie die Glanzstücke von Coppelius und dürfen deshalb live gerne ausgespart werden. Manche werden auch „Glaubtet ihr?“ zum Kanon dieser eher mittelprächtigen Stücke zählen, doch das steigert sich in seinem Verlauf dank mehr Tempo und Intensität immerhin noch ordentlich nach oben.

Mit diesem hörbaren, aber eben nicht begeisternden Mittelteil ist „Extrablatt“ sicher nicht das beste Album von Coppelius, es gab auf anderen Veröffentlichungen der Band einfach eine größere Dichte an Hits. Abseits der genannten Stücke gehen Coppelius aber zu Werke wie eh und je und so wirkt dieser Mittelteil wie ein Tal zwischen zwei Berghängen.

Auf diesen „Berghängen“, also zu Beginn und gegen Ende des Albums, breiten Coppelius all ihre Tugenden aus, für die sie von ihren Fans so geschätzt werden. Die Band bietet einen vielseitigen, abwechslungsreichen Sound, der von Balladen („Butterblume“) bis hin zu richtig flotten Rock-Nummern („Running Free“, im Original von Iron Maiden) eine enorme Bandbreite abdeckt.

Wieder erzählen Coppelius in ihren Liedern auch herrlich abstruse Geschichten. In „Geschwind“ ist der Protagonist zum Beispiel ein Kind mit wüstem Trinkverhalten („Geschwind wie der Wind trinkt das Kind den Absinth.“). Auch der Schauerhumor der vergangenen Alben findet auf „Extrablatt“ wieder seinen Platz. Schon in der Vergangenheit fanden bei Coppelius in Stücken wie „Operation“ oder „Lilienthal“ ja diverse Personen ein unangenehmes Ende. Dieses Mal ist es „Mitten ins Herz“, das die Geschichte eines Pechvogels erzählt, der mit der Armbrust versehentlich seine Geliebte über den Haufen schießt.

Über alle Zweifel erhaben sind erneut die Spielfertigkeiten von Coppelius. Alles sitzt und bewegt sich auf hohem technischen Niveau, gerade die Klarinettensoli sind wieder richtig Klasse geworden. Neben „Running Free“ ist mit „Maria“ übrigens auch noch ein weiteres – sehr gelungenes – Cover mit von der Partie, dieses Mal von Subway to Sally.

Insgesamt gibt es auf „Extrablatt“ wieder sehr viel zu entdecken. Zwar nicht bei allem, aber bei vielem davon lohnt sich die Entdeckung auch auf alle Fälle!

Fazit

Ein gutes Album von Coppelius – wenn auch nicht das beste.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

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