Henke – Maskenball der Nackten

Die Band Henke wurde gegründet von und benannt nach Oswald Henke, dem ehemaligen Frontmann von Goethes Erben. 2011 debütierte er mit seiner neuen Gruppe, die sich musikalisch lose zwischen Gothic und Alternative bewegt.

Mit „Maskenball der Nackten“ steht nun das zweite Album von Henke an. Erscheinungstermin ist der 1. März.

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„Maskenball der Nackten“ hat eine Gesamtspielzeit von 50 Minuten. Dass dies kein Album wie jedes andere ist, wird aber schon nach der ersten Minute klar. Henke verwenden nämlich so gut wie keinen Gesang. Wer jetzt meint, dass es sich um eine rein instrumentale Band handelt, der irrt.

Einen Text haben die Lieder nämlich sehr wohl. Der wird aber als gesprochenes Wort vorgetragen – in einen Gesang im eigentlichen Sinne steigert sich Namensgeber Oswald Henke nur in den seltensten Momenten hinein. Im Prinzip noch seltener als bei Goethes Erben. Die Instrumente nehmen sich sehr stark zurück, sodass der Textvortrag zu keinem Zeitpunkt überlagert wird.

Die spartanische musikalische Inszenierung in Verbindung mit dem gesprochenen Text lassen „Maskenball der Nackten“ im Vergleich zu anderen Szene-Veröffentlichungen stark hervorstechen. Es gibt wenige CDs, die mit dieser stilistisch vergleichbar sind – von Henkes früheren Schaffensfeldern mal abgesehen. Da das Konzept von Henke so deutlich aus der Menge fällt möchte ich mich auch einer Punktebewertung enthalten.

Etwas überspitzt könnte man festhalten, dass Oswald Henke in seiner neuen Band mehr Poet ist als Musiker. Viel mehr als einige Schlagzeug-Beats, leichte Rock-Rhythmen, ein bisschen Elektronik und den steten Einsatz des Klaviers sollte man von der instrumentalen Seite her nicht erwarten. Dem höher, schneller, weiter der heutigen Musikszene entsagt die Band hier konsequent.

Daraus folgt auch, dass man sich von „Maskenball der Nackten“ keine Ohrwurm-Melodien oder stimmungsvolle Refrains erhoffen sollte. So eine Art von CD ist das Album einfach nicht. Das Werk, ja die ganze Band ist durch und durch eben sehr speziell. Anstatt toller Hooklines und packender Melodien liefern Henke lieber ein außergewöhnliches Konzept und deutsche Texte, die weit über dem durchschnittlichen Niveau liegen.

Einem Teil der Musikliebhaber wird sich der Reiz dieser Herangehensweise sicher nicht erschließen. Das ist auch in Ordnung so, etwas derart Experimentelles ist nicht unbedingt für die Charts gemacht. Wer aber bereit ist, sich auf „Maskenball der Nackten“ einzulassen, findet ein interessantes Werk, das auch durch eine unerwartete Vielseitigkeit besticht.

Im Angesicht der nur wenigen und immer sparsam verwendeten Instrumente haben Henke nämlich ein doch recht abwechslungsreiches Klangbild geschaffen. So geht die instrumentale Seite von totalem Minimalismus bis hin zu einem leicht rockigen Sound. Auch der Textvortrag wandert dementsprechend von leidend bis nachdrücklich ein Mal quer über das Stimmungsbarometer. Ein langweiliger Märchenonkel ist Henke also mit Sicherheit nicht.

Fazit

„Maskenball der Nackten“ ist ein interessantes, ungewöhnliches Album. Es eignet sich nicht für jeden, wird Fans von Henke aber sicher nicht enttäuschen.

(ohne Punktewertung)

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de