Vor zehn Jahren sorgten Fritz Graner und Kris Weller mit ihrem Musikprojekt E Nomine für Furore und mischten nicht nur die Musiklandschaft, sondern auch die Charts im gesamten deutschsprachigen Raum auf.
In der Zwischenzeit hat man von E Nomine nicht mehr viel gehört. Nun melden sich Graner und Weller jedoch mit der Nachfolge-Band Schlafes Bruder zurück. Ihr Debütalbum “Heute war Gott nicht hier” ist vor wenigen Tagen erschienen.
Im Vergleich zu E Nomine gibt es bei Schlafes Bruder einige Unterschiede, aber auch einige Gemeinsamkeiten. Während sich E Nomine stark an Techno-Beats orientierten und oft gesprochenen Textvortrag verwendeten, bauen Schlafes Bruder auf ein rockiges Klangbild und mehr gesungene Passagen.
Die elektronische Komponente hat jedoch auch bei Schlafes Bruder einen hohen Stellenwert. Verschiedene Synth- und Keyboard-Einwürfe kleiden großflächig den Hintergrund des Klangbildes. Im Vordergrund gibt es schroffe, trotzdem aber melodische Gitarrenriffs. Insgesamt könnte man die Musik von Schlafes Bruder als Elektro- beziehungsweise Industrial Rock bezeichnen.
Die große Gemeinsamkeit von E Nomine und Schlafes Bruder ist der Bezug zu christlicher Liturgie. So singen Schlafes Bruder über Themen wie Kreuzzüge oder Absolution. Die gesamte Band ist an diesem Konzept ausgerichtet, das Innere des CD-Booklets zieren die Zehn Gebote.
All die christlichen Bezüge sind bei Schlafes Bruder aber kaum mehr als Stilelemente. Religiöse Elemente werden auf dem Album zitiert, aber nicht näher untersucht. Man kann “Heute war Gott nicht hier” weder Bewunderung noch Kritik am Christentum entnehmen, denn eine wirklich tiefer gehende Beschäftigung damit findet nicht statt. Von einer CD mit dem Logo von RTL II auf dem Cover hat man das wohl aber auch nicht erwartet.
So bleibt die Religion einfach ein Baustein im klanglichen und optischen Konzept von Schlafes Bruder, das als solches durchaus auch funktioniert. In den Liedern des Debüts hört man zum Beispiel auch sakral anmutende Chöre, die mitunter sehr stimmungsvoll herüberkommen.
Ansonsten lehnt sich das Album stilistisch an NDH-Bands wie Rammstein oder Eisbrecher an. Das funktioniert mal mehr und mal weniger gut. Der Beginn des Albums steht dabei am besten dar. Mit “Absolution” und “Kyrie Eleison” haben Schlafes Bruder zwei sehr eingängige Stücke an den Anfang gestellt, die mit sauberen Melodien und knackigen Refrains gut ins Ohr gehen. So machen Schlafes Bruder durchaus Laune.
Dieses Niveau kann die Band leider nicht über das gesamte Album hinweg halten. Später flacht die Komposition auch mal ab und die ruhigeren Stücke zünden nicht so gut wie wie flotteren Lieder des Anfangs. Komplett sparen können hätte man sich die Schnulz-Ballade “Ich bin Liebe”, die selbst dem aktuellen Album von Unheilig vom Schmalz-Faktor her locker den Rang abläuft.
Fazit
Als leichte Kost für zwischendurch ist “Heute war Gott nicht hier” voll in Ordnung und hat gewiss seine Daseinsberechtigung. Zum Dauerbrenner taugt das Debüt von Schlafes Bruder aber nicht.
Punkte: 6 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de