Amon Amarth – Deceiver Of The Gods

Vor wenigen Tagen haben die schwedischen Melodic-Death-Metal-Pioniere Amon Amarth ihr neues Album „Deceiver Of The Gods“ veröffentlicht. Es handelt sich dabei um das neunte Studioalbum der Band und den Nachfolger des 2011 erschienenen „Surtur Rising“.

Was der „Betrüger der Götter“ taugt lest ihr in dieser Rezension.

amon amarth - deceiver of the gods

Wenn man über den Inhalt des Albums Bilanz zieht, fallen „Deceiver Of The Gods“ und das Vorgängeralbum „Surtur Rising“ sehr, sehr ähnlich aus. Beide Alben bieten ein, zwei richtig geniale Stücke im alten Stil von Amon Amarth, die von vorneherein begeistern. Beide Alben gehen zum größeren Teil stilistisch aber neue Wege, was mal eher überdurchschnittlich, mal auch nur durchschnittlich gelingt.

Auf „Surtur Rising“ waren die genialen Stücke im bewährten Stil „War Of The Gods“ und „Destroyer Of The Universe“. Als Pendant hierzu kann man auf „Deceiver Of The Gods“ das Lied „Coming Of The Tides“ nennen, vor allem aber das Titelstück „Deceiver Of The Gods“.

Gerade letzteres geht schon beim ersten Durchgang unweigerlich ins Ohr. Nach einem sehr markanten Riffing feuern Amon Amarth inklusive Blastbeats im Hightempo los. Schneller, treibender Sound gleitet in eine markige Riff-Wand und einen herausragenden Refrain ab, die Sologitarre darf natürlich auch nicht fehlen.

Dieser Song ist mit der beste auf dem Album. Er ist nicht nur im bekannten Stil gehalten, sondern auch großartig umgesetzt. Dieser Song ist für das nach ihm benannte Album aber nicht repräsentativ. Das 48 Minuten lange „Deceiver Of The Gods“ geht – wie schon „Surtur Rising“ – zum größten Teil andere Wege. Die meisten Stücke des Albums fallen nämlich ruhiger aus als das noch vor wenigen Jahren bei Amon Amarth der Fall war. Was die Alben der frühen Jahre an Härte boten, erreicht „Deceiver Of The Gods“ nicht.

Zwar ist das neue Album insgesamt wieder etwas schneller als „Surtur Rising“, dafür haben Amon Amarth aber ihren Thrash-Anteil heruntergefahren. So hat nun der Bass weniger zu melden und auch das Schlagzeug wurde über weite Strecken an die Leine gelegt. Blastbeats müssen zum Beispiel lange nicht in jedem Stück des Albums vorkommen. Stellenweise klingt „Deceiver Of The Gods“ fast nach Heavy Metal, ein Lied wie „Father Of The Wolf“ könnte ohne den Growl-Gesang auch locker von Manowar sein. Das meine ich ernst.

So mag „Deceiver Of The Gods“ etwas schneller sein als „Surtur Rising“, härter ist es aber nicht. Wo auf „Twilight Of The Thunder God“ noch Lars Petrov von Entombed zum Growl-Duett „Guardians Of Asgaard“ eingeladen wurde, steuert auf „Deceiver Of The Gods“ Messiah Marcolin von Candlemass Klargesang (!) zu „Hel“ bei. Dieses Feature steht beispielhaft dafür, wie Amon Amarth heute ihren Stil in eine etwas bekömmlichere, weichere Richtung lenken.

Alte Fans von Amon Amarth mögen da erst einmal das Gesicht verziehen. Dass Amon Amarth ihren Stil mit der Zeit auch verändern, muss ihre Musik aber nicht per se schlechter machen. Nun mag der Umstand, dass die besten Stücke wieder einmal die harten Lieder im alten Stil sind, den Kritikern zunächst Recht geben. Tatsächlich zeigen sich Amon Amarth bei den harten Liedern wie eben dem Titelstück deutlich von ihrer besten Seite, während von den weicheren Stücken gewiss nicht alle zünden. Jedoch haben Amon Amarth einige ihrer wichtigsten Herausstellungsmerkmale auch mit in die weichen Stücke getragen.

So kann man sich auch bei den weniger harten Stücken einer sauberen Melodieführung, richtig guter Gitarrenarbeit und nicht zuletzt dem herausragenden Gesang von Johan Hegg sicher sein. Die Stilanpassung ist also nicht grundsätzlich verfehlt, bisher kann aber das Songwriting der weicheren Stücke nicht mit den harten mithalten.

Dass sich das in Zukunft vielleicht noch zum besseren wandelt, lässt das Stück „Warriors Of The North“ erahnen. Mit dem fahren Amon Amarth nämlich eine über acht Minuten lange Metal-Ballade. Und was soll ich sagen? Das Lied ist absolut gelungen und für mich eine der größten Überraschungen des Albums!

Wenn Amon Amarth auch in Zukunft in eher ruhigeren Gefilden wildern möchten, dann wird es allerdings noch ihre Aufgabe sein, das tolle Songwriting aus harten Death-Metal-Stücken und Metal-Ballade auch in die ruhigeren Metal-Stücke zu übertragen. Man darf gespannt sein.

Fazit

„Deceiver Of The Gods“ führt den mit „Surtur Rising“ eingeschlagenen stilistischen Weg fort. Das Album bietet wenige, dafür aber herausragende Stücke im alten Amon-Amarth-Stil und darüber hinaus zahlreiche Lieder in einer etwas weicheren Ausprägung. Auf der weicheren Seite gelingt es Amon Amarth noch nicht immer, das musikalische Niveau ihrer härteren Stücke zu halten.

Insgesamt ist „Deceiver Of The Gods“ dennoch ein gutes Werk, wenn auch keines der Top-Alben von Amon Amarth.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

 

Ein Gedanke zu „Amon Amarth – Deceiver Of The Gods

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