Down Below – Zur Sonne – Zur Freiheit

“Zur Sonne – Zur Freiheit” ist der Titel des morgen erscheinenden neuen Albums von Down Below. Die Gothic-Rock-Band erlangte vor allem mit ihrem Auftritt beim Bundesvision Song Contest 2008 Bekanntheit. Ab dem 2009 erschienenen Album “Wildes Herz” sang die Gruppe, die vorher englische Liedtexte hatte, dann konsequent auf Deutsch.

Durch den Wechsel der Sprache brachte “Wildes Herz” seinerzeit eine tiefgreifende Stiländerung mit sich. Eine weitere, ebenso tiefgreifende Stiländerung manifestiert sich nun mit “Zur Sonne – Zur Freiheit”. Welche das ist erfahrt ihr in der Rezension.

down below - zur sonne zur freiheit
Das letzte Album, das ich von Down Below mitbekommen habe, war das schon erwähnte “Wildes Herz” von 2009. Auch im Nachhinein kann man “Wildes Herz” mit Fug und Recht als eines der besten deutschsprachigen Gothic-Rock-Alben der letzten Jahre bezeichnen. Der Nachfolger “Zeichen” von 2012 ging komplett an mir vorbei. Vielleicht auch deshalb, weil mir “Zeichen” als eine Art Zwischenschritt fehlt, bin ich beim Sprung von “Wildes Herz” auf “Zur Sonne – Zur Freiheit” erstmal fassungslos.

Die Band hat sich viele ihrer Stärken von früher bewahrt, geht stilistisch dann aber einen Weg, den man nicht als vorteilhaft beschreiben kann. Um es gleich vorneweg zu schicken: “Zur Sonne – Zur Freiheit” ist im Vergleich zu “Wildes Herz” komplett weichgespült. Fast das gesamte Album besteht aus Rock-Balladen. Mit “Lauf” gibt es noch ein (ein!!) Lied, das als echter Rock-Titel durchgeht. Der Rest der 45 Minuten langen CD geht aber vollständig in die Balladen-Richtung.

Wenn man die Stücke isoliert betrachtet, dann sind Down Below dadurch nicht unbedingt schlecht geworden. Im Gegenteil: Das Songwriting ist gut wie eh und je, es gibt griffige Melodien und richtig gute Refrains, die teils das Zeug zum Ohrwurm haben. Das Problem ist, dass Down Below einem auf “Zur Sonne – Zur Freiheit” eine dreiviertel Stunde genau das gleiche servieren.

Früher hatten Down Below ein hohes Maß an Vielseitigkeit, von dem heute praktisch nichts mehr geblieben ist. Die Trümpfe des guten Songwritings, der packenden Melodien, der tollen Refrains spielte die Band auf die verschiedensten Weisen aus. Es hab Rock-Stücke mit richtig breiten Riffs, auch mal Rock-Balladen, genauso aber auch sehr schnelle, mitreißende Brecher wie das großartige “Euphorie” vom 2009er-Album.

Dass jetzt nur noch Rock-Balladen gespielt werden tut Down Below nicht gut. Die Band beschneidet sich ihrer eigenen Kreativität und verliert ihren früheren Abwechslungsreichtum. So sind die Lieder auf “Zur Sonne – Zur Freiheit” nicht nur alle vom Typus Rock-Ballade, sondern auch noch vom Aufbau her fast gleich. Die Songs haben sehr, sehr sparsam inszenierte Strophen, die voll auf den Gesang von Frontmann Neo Scope ausgerichtet sind. Die Refrains kommen dann breit und knallig mit deutlich mehr Klangspuren und Pfiff.

Diesen Ablauf – minimalistische Strophe, knalliger Refrain – hört man auf “Zur Sonne – Zur Freiheit” wieder und wieder und wieder. Nach spätestens 20 Minuten ist das doch arg ermüdend. Auch der weibliche Gastgesang in “Unvergessene Zeit” täuscht nicht über den fehlenden Abwechslungsreichtum hinweg, da die Stücke eben immer wieder nach der gleichen Schablone ablaufen.

Dabei sind die Lieder – einzeln für sich betrachtet – ja keineswegs schlecht. Wenn man drei oder vier dieser Balladen auf ein echtes Rock-Album von Down Below gepackt hätte, wäre das Ergebnis wahrscheinlich irgendwo zwischen sehr gut und phänomenal. Aber ein reines Balladen-Album in dieser geballten Eintönigkeit funktioniert einfach nicht. Eine früher vielseitige Band hat sich hier selbst an die Leine gelegt.

Fazit

“Zur Sonne – Zur Freiheit” ist an sich kein schlechtes Album, bietet es doch gutes Songwriting mit schicken Refrains und Melodien. Nochmal: Es ist nicht wirklich schlecht! Das Problem ist aber, dass es auf diesem Werk schlicht und einfach keine Abwechslung gibt.

Die Band macht das gleiche wieder und immer wieder – und das eine dreiviertel Stunde lang. Wie eine Schablone richtig sich ein jedes Lied ohne nennenswerte Variation am selben Schema aus. Härtere oder schnelle Lieder kommen dagegen einfach nicht mehr vor – ein Schelm, wer unheiliges dabei denkt.

Nun mag es auch Menschen geben, die den ganzen Tag immer gleich aufgebaute Balladen mit der immer gleichen Stimmung und Geschwindigkeit hören möchten. Doch wer sind diese Menschen? Für wen machen Down Below das? Wer ist die Zielgruppe von diesem Album? Das originäre Gothic-Rock-Publikum jedenfalls nicht.

Punkte: 6.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de