Schon seit einigen Wochen erhältlich ist „Pro-Depressiva“, das neue Album der Grabnebelfürsten. Die CD wird aller Voraussicht nach das letzte Werk der Black-Metal-Band sein. Zwar wollen die beteiligten Musiker im Nachfolgeprojekt 3001 aktiv bleiben, die Band Grabnebelfürsten aber mit dem vierten Album ruhen lassen.
Wie sich der Abgesang der Gruppe anhört erfahrt ihr in dieser Rezension.
„Pro-Depressiva“ enthält sechs Tracks mit einer doch recht überschaubaren Gesamtspielzeit von gut 38 Minuten. Darin enthalten sind auch das Intro „Morgengrauen“ sowie das Stück „Einsicht vs. Erkenntnis“, mit dem sich die Grabnebelfürsten in gelungener Weise jenseits des Black Metal austoben. Nur auf die Black-Metal-Stücke heruntergebrochen enthält „Pro-Depressiva“ vier Lieder mit einer Laufzeit von rund einer halben Stunde. Acht (!) Jahre nach dem letzten Album „Schwarz gegen Weiß“ hätte es ruhig etwas mehr sein dürfen.
Doch nun zur Musik: Die Grabnebelfürsten verstehen sich als eine der durchaus anspruchsvolleren Gruppen des Genres. Reines Oldschool-Geballer war noch nie das Ding dieser Band. Stattdessen enthält ihre Musik auch ruhigere Passagen und ist atmosphärisch ausgelegt. Stimmung und Inszenierung haben zu jeder Zeit einen höheren Stellenwert als schiere Härte.
Nun hat die Szene in den acht Jahren seit dem letzten Grabnebelfürsten-Album nicht geschlafen. Bands wie Eïs oder Agrypnie haben die Messlatte im künstlerisch anspruchsvollen, deutschsprachigen Black Metal sehr hoch gelegt. Und tatsächlich hat „Pro-Depressiva“ nicht ganz die Tiefe, Komplexität und Vielschichtigkeit der Werke, die das Genre in den letzten Jahren bewegt haben.
Jedoch zeigen die Grabnebelfürsten eine durchaus respektable Leistung. So findet sich auf „Pro-Depressiva“ ein breites Stimmungsfeld, das das Klangbild von diffus-ruhigen Passagen bis hin zu harten Abschnitten mit Blastbeats und hohem Tempo führt. Die dichte Atmosphäre ist dabei gegeben, diverse Wendungen im Sound lassen keine Langeweile aufkommen.
Gut gefallen auch die längeren Instrumentalpassagen, die vor allem in der Mitte und gegen Ende des Albums auftreten. Hier zeigen die Grabnebelfürsten auch ihr spielerisches Können, vor allem die gute Gitarrenarbeit weiß zu gefallen.
Alles in allem führen die Grabnebelfürsten dieses atmosphärische Black-Metal-Konzept aber nicht so weit wie einige vergleichbare Bands. Die schon erwähnten Eïs oder Agrypnie setzten zum Beispiel auch auf repetitive, hypnotische Passagen oder bieten ein eingängigeres Songwriting. Der Sound der Grabnebelfürsten wirkt im Vergleich viel simpler, fast schon schlicht.
Kritik muss sich auch die Abmischung gefallen lassen, denn der Gesang ist insgesamt zu leise geworden. Vor allem wenn statt dem gutturalen Gesang Einwürfe von Klargesang vorkommen, drängen die Instrumente die Stimme an den Rand der Wahrnehmbarkeit.
Zum Abschluss sei noch einer der Höhepunkte des Albums erwähnt, der gleichzeitig auch eine stilistische Überraschung ist. Das letzte Titel, „Einsicht vs. Erkenntnis“, ist ein sehr minimalistisches, auf Elektronik und Klavier aufgebautes Stück, das keinen Gesang hat, sondern sich stattdessen eines gesprochenen Textvortrags bedient. Absolut gelungen!
Fazit
Kein unbedingtes Musthave, für Genre-Fans aber voll in Ordnung.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de