Waldgeflüster – Meine Fesseln

Mit „Meine Fesseln“ erscheint am 10. Januar das dritte Album der Black-Metal-Formation Waldgeflüster. Zwar existiert ein Live-Lineup und auf der neuen CD wirken auch einige Gastmusiker mit, im Prinzip ist Waldgeflüster aber das Ein-Mann-Projekt des Musikers Winterherz.

Dieser hatte sich zuletzt vor über zweieinhalb Jahren mit dem letzten Album „Femundsmarka“ zu Wort gemeldet. Wie sich nun „Meine Fesseln“ schlägt lest ihr in dieser Rezension.

waldgefluester - meine fesseln
„Meine Fesseln“ hat eine Laufzeit von gut einer Stunde und geht stilistisch den Weg der vorherigen beiden Alben weiter. Zu hören ist melodisch gehaltener Black Metal, der meistens im Midtempo angesiedelt ist. Für die melodische Ausrichtung sorgen vor allem die Gitarren, die einen sehr hohen Stellenwert haben und stets im Vordergrund stehen.

Das harsche Black-Metal-Klangbild geht oft in ruhigere Passagen über, in denen dann auch eine Akustikgitarre zum Einsatz kommt. Textlich setzen Waldgeflüster nach wie vor auf Naturmystik, wobei die Liedtexte durchgehend deutsch sind. Der Gesang ist dabei abermals zweistimmig, denn neben dem Growl- beziehungsweise Scream-Gesang ist auch eine Klarstimme zu hören.

In der Gesamtschau – melodischer Black Metal, Midtempo, Akustikgitarre, Naturmystik, deutsche Texte, zweistimmiger Gesang – ist bei Waldgeflüster also alles beim Alten geblieben. Neuerungen im Konzept oder wirkliche Überraschungen gibt es nicht, aber die waren wohl auch gar nicht beabsichtigt.

Stattdessen können sich Black-Metal-Fans erneut auf ein sehr komplexes und vielschichtiges Werk freuen. Waldgeflüster gehören nämlich zu jenen anspruchsvollen Black-Metal-Bands, für die nicht schiere Härte, sondern Stimmung und Atmosphäre im Vordergrund stehen. Wer Waldgeflüster noch nicht kennt, dem sei also gesagt: Oldschool-Fans sind hier nicht an der richtigen Adresse.

Fühlt man sich hingegen stilistisch angesprochen, dann hat man auf „Meine Fesseln“ viel zu entdecken. So bewegen sich Waldgeflüster auf ihrem neuen Album wieder in einem breit ausgefallenen Klangspektrum. Hierfür beispielhaft sind natürlich die Wechsel zwischen harten Metal- und ruhigen Akustik-Passagen, die gelungen sind und nie aufgesetzt wirken.

Doch auch darüber hinaus wird „Meine Fesseln“ klanglich nie zu berechenbar. So kommt auch mal ein Klavier hinzu, es wird mit Hall experimentiert oder die Spielgeschwindigkeit wird bei „Trauerweide Teil I“ bis hinunter ins Downtempo gedrosselt.

Von den instrumentalen Fertigkeiten her ist „Meine Fesseln“ durchgehend ansprechend, wenngleich man bei Waldgeflüster nicht auf dem spielerischen Niveau von großen Namen wie Eïs oder Dornenreich liegt.

Das wichtigste auf „Meine Fesseln“ ist jedoch, dass Waldgeflüster die Atmosphäre – und damit die eigentliche Intention ihres Albums – wirklich gut umsetzen konnten. „Meine Fesseln“ ist atmosphärisch zu jeder Zeit dicht und hat ein tiefgreifendes Stimmungsbild. Man muss die kleine Einschränkung machen, dass nicht jedes Lied auf dem gleichen Niveau ist. Dafür gibt es auf dem Album aber mitunter echte Höhepunkte. Wenn in „Karhunkierros“ zum Beispiel Scream- und Klargesang als zweistimmiges Duett wirken, dann ist das schon ein Gänsehaut-Moment.

Es mag technisch perfektere Alben geben, solche die etwas zugänglicher sind oder noch bessere Spielfertigkeiten haben. Trotzdem ist „Meine Fesseln“ ein gelungenes und stimmungsvolles Album, das in sich stimmig und rund wirkt.

Fazit

Das bisher beste Album von Waldgeflüster.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de