Lantlos – Melting Sun

Lantlôs sehen den Ausgangspunkt ihres musikalischen Schaffens im Black Metal, bewegten sich aber immer schon recht weit über die Grenzen dieses Genres hinweg. Die Metal-Wurzeln blieben dabei trotz allem stets noch erkennbar, so zum Beispiel auf ihrem letzten Album „Agape“ von 2011.

Auf ihrem neuen Werk „Melting Sun“, das ab dem 2. Mai zu haben ist, ist das anders. Lantlôs trennen sich nun komplett von ihren Metal-Wurzeln und gehen voll in Richtung Artrock.

lantlos - melting sun

Ein Merkmal des Vorgängeralbums „Agape“ führt „Melting Sun“ konsequent fort: Mit nur knapp 41 Minuten Laufzeit ist es – typisch für Lantlôs – relativ kurz. Ansonsten hat sich im Vergleich zum vorherigen Album einiges getan, nämlich nicht weniger als der Abschied vom Metal.

Auf „Agape“ hielten Lantlôs noch mit (wenn auch wenigen) Blastbeats eine Verbindung zum Black Metal aufrecht und auch verzerrter Scream-Gesang war präsent. Auf „Melting Sun“ fallen Blastbeats nun ebenso weg wie der Scream-Gesang. Der Klargesang bleibt somit als einziger Gesangsstil zurück.

Damit gehen Lantlôs exakt denselben Weg wie Alcest, die Band ihres früheren Sängers Neige. Will heißen: Weg vom Metal, erst recht weg vom Black Metal, hin zu einem kunstvollen Artrock beziehungsweise progressivem Post Rock. Alcests im Januar erschienenes Album „Shelter“ ist folglich auch die einzige CD der letzten Monate, mit der man „Melting Sun“ sinnvoll vergleichen kann.

Die Parallelen von Alcest und Lantlôs sind auf ihren neuen Alben doch sehr deutlich. Neben dem Wegfall von Blastbeats, dem Wegfall von Scream-Gesang, dem Wegfall von Metal ist es auch die sehr warme Ausrichtung des gesamten Klangbilds, die die neuen Alben beider Bands gemeinsam haben.

Im Vergleich zu „Agape“ haben Lantlôs mit „Melting Sun“ also einen durchaus deutlichen Wandel vollzogen. Wo es auf früheren Alben der Band noch dystopische Passagen in kalter Klangfarbe gab, trifft man nun auf helle Harmonien weit jenseits jeder Aggressivität.

Lantlôs setzen dabei wie Alcest auf warme Gitarrenriffs und warmen Klargesang. Der Gesang hat dabei jedoch keinen übergroßen Stellenwert, da viele Instrumentalpassagen zu hören sind.

Umgesetzt haben Lantlôs ihre neue stilistische Ausrichtung in jedem Fall gut. Die Band liefert einen komplexen, stimmungsvollen Sound ab, der in sich schlüssig und abgerundet wirkt. Das Klangbild variiert dabei von rockig bis minimalistisch und lädt dazu ein, die Gedanken schweifen zu lassen.

An markanten Melodien oder Refrains sollte man „Melting Sun“ hingegen nicht messen, darauf ist das Album einfach nicht ausgerichtet. Stattdessen steht die markante, fast etwas surreale Atmosphäre im Vordergrund, die mit verschiedensten Elementen wie gesampelten Windgeräuschen oder jazzig angehauchten Riffs ausgemalt wird.

Fazit

Mit „Melting Sun“ führen Lantlôs ihre stilistische Entwicklung hin zu einem interessanten und hörenswerten Ergebnis. Man sollte sich aber bewusst sein, was man hier kauft – nämlich kein Metal-Album.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de