Castle Rock Festival 2014 – Festivalbericht

Ein Mal im Jahr findet auf Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr das Castle Rock Festival statt. Dieses Jahr war dabei ein besonderes in der Festival-Historie, denn die Veranstaltung feierte ihr 15jähriges Jubiläum.

Das Festival fand am 4. und 5. Juni statt, mit dabei waren insgesamt elf Bands. Mehr zum Verlauf des Festivals erfahrt ihr in diesem Bericht.

Tag 1 – Freitag, der 4. Juli 2014

Das Tor zum Innenhof des Schloss Broich öffnete sich am ersten Tag kurz nach 17 Uhr. Traditionell traten auch in diesem Jahr am Freitag weniger Bands auf als am Samstag, genauer gesagt am Freitag vier und am Samstag sieben, daher auch die relativ späte Einlasszeit. Beim Einlass zog noch Nieselregen über das Schloss Broich hin weg, beim Beginn des Musikprogramms war es dann aber trocken.

Beste Voraussetzungen also für Eden Weint Im Grab, die ab 17:30 Uhr das Festival eröffneten. Doch die Dark-Metal-Band aus Berlin hatte das Glück an diesem Tag nicht gerade gepachtet. So begann die Gruppe ihr Konzert zwar pünktlich, aber ohne ihre Geigerin. Nach Ende des ersten Liedes erklärte Sänger Alexander Blake den Fans auch warum: Das Flugzeug der Geigerin hatte Verspätung, sodass diese es nicht rechtzeitig nach Mülheim geschafft hatte. Auch von Problemen mit Technik und Soundcheck berichtete er den Anwesenden.

So hatten Eden Weint Im Grab es nicht gerade einfach, machten aber das Beste daraus. Nach dem zweiten Lied bedankte sich Blake ausdrücklich bei den Fans, die sich für das Festival anstatt für Fußball entschieden hatten – denn der erste Festivaltag fiel mit dem WM-Spiel von Deutschland gegen Frankreich zusammen. Eden Weint im Grab boten den Festivalbesuchern einige Klassiker wie „Undine“ und „Ein Requiem in Sepia“ dar, hatten aber mit „Jenseitsflugmaschine“ auch ein Lied von ihrem kommenden Album „Geysterstunde II“ mitgebracht.

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Beifall trotz fehlender Geige: Eden Weint Im Grab

Nach 40 Minuten Spielzeit und „Krieg im Wunderland“ als letztem Lied verabschiedeten sich Eden Weint Im Grab und erhielten trotz fehlender Geigerin ordentlich Applaus. Um 18:30 Uhr ging es dann mit Scream Silence weiter. Die Gothic-Rock-Band kam gut an, wobei die vorderen Reihen offensichtlich von einigen treuen Scream-Silence-Fans bevölkert wurden. Mit einem Programm aus hauptsächlich schnelleren Liedern nahm die Gruppe, die schon öfter in Mülheim zu Gast war, immer mehr Besucher für sich ein.

Bei ihrem Abschied erhielten Scream Silence dementsprechend viel Applaus. Das motivierte die Band offensichtlich derart, dass sie noch ein Stück als Zugabe nachlegte. Nach einer Zugabe hatte zwar niemand gerufen, aber die Menge nahm auch das zusätzliche Lied wohlwollend auf. Wohlwollend blieb unterdessen auch das Wetter, nämlich warm und trocken.

Die nun folgenden A Life Divided wurden von Michael Bohnes, dem Leiter des Veranstalter-Teams, anmoderiert. Dieser begrüßte alle anwesenden Festivalbesucher und überließ dann der Band das Feld. So enterten A Life Divided um 19:30 Uhr mit „The Lost“ die Bühne. Von der Electro-Rock-Band heißt es ja immer, dass ihr vor allem die weiblichen Fans zugetan seinen. Dieses Klischee sah man in Mülheim bei einem Blick in die vorderen Reihen durchaus bestätigt.

Die dort anwesenden Damen feierten gut mit und zeigten sich mitunter auch textsicher. Doch auch den Rest des Publikums wussten A Life Divided für sich zu gewinnen und machten gut Stimmung. Zwischen den Liedern zeigte sich Sänger Jürgen auch als Fußballfan und gab gelegentlich den aktuellen Stand des Spiels zwischen Deutschland und Frankreich durch. Neben Fußball-Updates garnierten A Life Divided ihre Show auch ab und zu Pyro-Effekten.

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Electro Rock und etwas Fußball: A Life Divided

Ungünstig aus Sicht der Pyrotechnik war bloß, dass es um diese Uhrzeit noch hell war – aber naja, ein Flammen-Effekt hier und da schadet ja trotzdem nichts. Nach 50 Minuten A Life Divided und einer Umbaupause wurde es um 20:45 Uhr Zeit für die Letzte Instanz als Tages-Headliner. Auch hier übernahm Michael Bohnes die Anmoderation und wies insbesondere darauf hin, dass die Letzte Instanz schon im Jahr 2000 am Castle Rock Festival teilgenommen hatte.

Die Band trat dann mit „Nur für uns“ auf die Bühne und wurde von der Menge gebührend empfangen. Weiter ging es mit „Kalter Glanz“ und einem Publikum, das von Anfang an gut mitfeierte. Nach dem zweiten Stück nutzte Sänger Holly die Chance, dem Castle Rock Festival zum Geburtstag zu gratulieren und bedankte sich bei dem Veranstalter-Team um Michael Bohnes. Auch Holly hob noch einmal hervor, dass die Letzte Instanz schon 2000 auf dem Castle Rock Festival zu sehen war – wenngleich er selbst damals noch nicht der Band angehörte.

Zusammen mit dem Publikum stimmte die Letzte Instanz nun ein „Happy Birthday To You“ für das Castle Rock Festival an, danach ging ihr reguläres Programm mit „Flucht ins Glück“ weiter. Die Band, deren Stil man als Crossover aus Folk Rock und Gothic Rock beschreiben kann, lieferten den Festivalbesuchern eine gute Show, die optisch gelegentlich mit Pyro-Effekten auf und über der Bühne in Szene gesetzt wurde.

Das Publikum war über das gesamte Konzert hinweg und verlangte am Ende selbstredend nach einer Zugabe. Die kam mehr als furios: Ein Schlagzeug-Solo leitete „Rapunzel“ ein, das in der Mitte unterbrochen wurde und in „Seven Nation Army“ von den White Stripes überging. Hierbei wagten unter großem Applaus zunächst Benni Cellini (Cello), dann M. Stolz (Geige) und dann Holly (Gesang) den Ritt über die Menge – Hochstimmung auf Schloss Broich!

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Tadellos: Letzte Instanz

Anschließend wurde „Rapunzel“ zu Ende gespielt und „Wir sind allein“ bildete den gelungenen Abschluss des Konzertes. Um 22 Uhr verabschiedete sich die Letzte Instanz von ihrem jubelnden Publikum und der erste Festivaltag fand sein Ende.

 

Tag 2 – Samstag, der 5. Juli 2014

Am zweiten Festivaltag gab es auch in diesem Jahr nicht nur mehr Bands, sondern auch mehr Besucher als am ersten. Insgesamt fuhr das Castle Rock Festival anno 2014 zwar nicht den Besucherrekord seiner 15jährigen Geschichte ein, der Zuspruch ist jedoch nach wie vor gut. Noch nicht ganz so viel los war um 13:00 Uhr beim Konzert der ersten Band Eisenherz.

Das lag wohl auch am Wetter, das sich zu diesem Zeitpunkt deutlich weniger gnädig zeigte als am Vortag. So regnete es bereits beim Einlass und auch über das gesamte Konzert von Eisenherz hinweg. Direkt vor der Bühne waren die Reihen deshalb eher licht, viele Konzertbesucher verfolgten die Show lieber von weiter hinten unter Schirm oder Regenjacke. Trotzdem machte die Band mit den zwei Gesangsstimmen – eine männlich, eine weiblich – ihre Sache ordentlich.

So ernteten Eisenherz gerade gemessen am Wetter ordentlich Applaus. Große Begeisterungsmomente waren hier natürlich noch nicht zu erwarten, als Eröffnungs-Band war die Gruppe aber vollauf zufriedenstellend. Kurz nach 14:00 Uhr ging es weiter mit Cain. Die Band hatte etwas mehr Glück mit dem Wetter, denn anstatt des anhaltenden Regens nieselte es jetzt nur noch.

Bei Cain stand weicher, melodischer Gothic Rock mit hohem Balladenanteil auf dem Programm. Damit hatte die Gruppe den wohl sanftesten Sound des diesjährigen Castle Rock Festivals. Bei den Anwesenden kamen Cain damit in jedem Fall gut an und dank des besseren Wetters standen nun auch mehr Menschen vor der Bühne. Um 14:45 Uhr kamen Cain dann zum Ende ihres Auftritts.

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Cain sorgten für die ruhigeren Klänge

Nach der Umbaupause moderierte der Veranstalter Sündenklang an. Hierbei teilte er den Festivalbesuchern die aktuelle Wettervorhersage mit: Demnach würde eine Unwetterfront an Mülheim vorbeiziehen und das Schloss Broich zumindest von Gewittern verschont bleiben. Kurz nach 15:10 Uhr begannen Sündenklang ihr Konzert dann mit „Kreuzzug“. Im Laufe des Konzerts bedankte sich die Band bei Veranstalter und Festival, denn mit ihrem anderen Projekt Stahlmann waren auch die Sündenklang-Musiker schon auf Schloss Broich zu sehen.

Sündenklang animierten ihr Publikum souverän. Die Menge klatschte fleißig mit und wog die Hände im Takt, auch wenn es sich zeitweise wieder etwas einregnete. Ab und an brannten Sündenklang auch einige Feuer-Effekte ab. Zwar war es noch hell, aber nach dem Regen wurde dieser kleine Trockengang von den Anwesenden gerne angenommen.

Nach Sündenklang hätten eigentlich Lost Area auftreten sollen, doch auf Wunsch von Delain hatten diese mit ihnen den Slot getauscht. So stand ab 16:25 Uhr also die niederländische Symphonic-Metal-Band auf der Bühne – als erste Band, die ihren Auftritt an diesem Tag komplett ohne Regen beginnen konnte. Die Stimmung im Publikum war bei Delain vom ersten Lied an sehr gut.

Geboten wurden neben bewährten, älteren Stücken auch „Stardust“ und „Army of Dolls“ vom neuen Album „The Human Contradiction“. Delain zeigten sich auf dem Castle Rock Festival in Hochform. Ihr wirklich starker auftritt wurde auch entsprechend vom Publikum honoriert, dass die ganze Zeit über feierte und voll mit der Band ging. Beim letzten Lied „We Are The Others“ feuerten Delain dann noch einige große Luftschlangen in die Menge und verabschiedeten sich um 17:05 Uhr unter großem Zuspruch.

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Starke Vorstellung: Delain

Um 17:30 Uhr folgten Lost Area, die im Lineup wie erwähnt einen Platz nach oben gerutscht waren. Die Festivalbesucher bereiteten der Band einen guten Empfang, eingefleischte Fans in den ersten Reihen sangen auch routiniert mit. Zu Anfang hab es noch technische Probleme mit der Gitarre, aber auch das tat der Stimmung keinen Abbruch.

Gegen Ende des Auftritts kam bei Lost Area, für die dies nach eigenem Bekunden ihre letzte Show war, sogar noch richtig die Sonne raus. Nach „When Darkness Falls“ erklärte die Band den Fans näheres zu ihrem Abschied: Demnach werde Lost Area nach elf Jahren aufgelöst, alle Bandmitlieder wollen aber anderweitig aktiv bleiben. Als letztes Lied des Auftritts (und vielleicht ihrer Bandgeschichte?) spielten Lost Area „White Wedding“ von Billy Idol und traten um 18:25 Uhr mit viel Applaus von der Bühne.

Gegen 18:55 Uhr moderierte Veranstalter Bohnes Crematory an und kündigte gleichzeitig für 2015 das 16. Castle Rock Festival an. Zu Crematory bemerkte er, dass deren Sänger Felix bei einer früheren Auflage des Castle Rock seine heutige Frau kennen gelernt hat. Als die Gothic-Metal-Band dann die Bühne betrat, wurde sie schwungvoll empfangen. Mittem im zweiten Lied gab es dann aber kurz Aufregung. Ein Bühnenhelfer flüsterte Sänger Felix etwas ins Ohr und der fragte dann in die Menge, ob ein Arzt im Publikum anwesend sei.

Nach Ende des Liedes gab es dann die Erklärung: Hinter der Bühne war offenbar jemand umgefallen, nun aber bereits wieder stabil. Alles also nicht so schlimm wie befürchtet. Das Konzert konnte dann auch mit „Höllenbrand“ weitergehen und das Publikum war gut dabei. Beim nun folgenden „Shadowmaker“ fing es aber wieder an zu regnen – und das nicht zu knapp. „Besser als Sonnenbrand“, befand Sänger Felix noch frohen Mutes. Es regnete sich jedoch richtig ein, viele Fans packten die Schirme aus oder stellten sich im Gebäude unter.

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Crematory ließen sich vom Regen nicht beirren

Vor der Bühne war die Stimmung nach wie vor gut, auch wenn es bald wie aus Eimern goss. Die treuen Fans ließen sich davon nicht abhalten und fühlten sich wohl sie im Spaßbad. Beim vorletzten Lied „Virus“ hörte der Regen dann zur Freude der Menge auf. Umso besser ging das Publikum dann beim letzten Stück „Black Celebration“ mit und um 19:55 Uhr endete das Konzert. Nach kurzen Zugabe-Rufen gab Gitarrist und Nebensänger Matthias noch eine Ballade ohne die Band zum Besten. Schließlich kamen Crematory noch einmal komplett auf die Bühne und ließen sich feiern.

Um 20:30 Uhr folgte dann der Tages-Headliner Ensiferum. Die finnische Folk-Metal-Band legte mit „In My Sword I Trust“ und dem beliebten Klassiker „One More Magic Potion“ einen fulminanten Start hin. Das Publikum war sofort Feuer und Flamme, vor allem in den vorderen Reihen gab es kein Halten mehr. So musste Sänger Petri auch nicht lange bitten, als er vor dem dritten Lied „From Afar“ einen Moshpit haben wollte.

Die Stimmung war also von der ersten Sekunde an super, die Abmischung war leider alles andere als das. Der Gesang war viel zu leise gemischt und anfangs kaum wahrnehmbar. Ausgerechnet bei dem populären „One More Magic Potion“ standen Ensiferum wie die Goldfische auf der Bühne – die Lippen bewegten sich, man hörte aber keinen Gesang. Im Laufe der Konzertes wurde der Gesang dann etwas lauter, das Problem war über längere Zeit aber keinesfalls behoben.

Technisch war dies also beileibe nicht das beste Ensiferum-Konzert, von der Stimmung her war es aber über alle Zweifel Erhaben. Die Menge feierte trotz der technischen Widrigkeiten und war vor allem von den großen Stücken am Anfang begeistert. Als dann etwas ruhigere Lieder gespielt wurden, wurden sofort Rufe nach „Iron“ laut – gefragt waren also echte Stimmungsbringer.

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Abmischung mäßig, Stimmung herausragend: Ensiferum

Die kamen dann auch in Form von „Lai Lai Hei“ und „Twilight Tavern“. Vor allem bei „Twilight Tavern“ waren die Fans vollauf begeistert und nicht mehr zu bändigen. Beim nun folgenden „Burning Leaves“ war dann – nach einer geschlagenen Stunde – auch das Problem mit der Lautstärke des Gesangs behoben. Überfällig, aber besser spät als nie. Der Ausklang des Konzertes wurde nun umso besser.

Nach dem „Battle Song“ verließen Ensiferum die Bühne und kamen befeuert von Rufen nach einer Zugabe (oder nach „Iron“) mit einem Cover von Iron Maidens „Wratchchild“ samt Pyro-Effekten zurück. Schon mit „Wrathchild“ holten Ensiferum alles aus dem Publikum raus, setzen dann aber mit „Stone Cold Metal“ gleich nach. Danach gab es dann zum Abschluss das lange ersehnte „Iron“ und Ensiferum hinterließen um 22:00 Uhr ein begeistertes Publikum.

 

Auch in diesem Jahr bekamen die Besucher auf Schloss Broich einiges geboten. Neben der schönen Locationen hat sich erneut auch die abwechslungsreiche Bandauswahl bewährt, die von verschiedenen Metal-Spielarten bis Gothic- oder Electro-Rock wieder einmal eine große Bandbreite abdeckte.

Mein Fazit: 15 Jahre Castle Rock Festival sind eine echte Erfolgsgeschichte – eine Erfolgsgeschichte, die so gerne weiter gehen kann.

 

Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de