Der Tag genau heute vor zehn Jahren, der 17.07.2004, markierte für mich ein denkwürdiges, ja wohl auch ein Stück weit wegprägendes Ereignis. An diesem 17.07.2004 traten In Extremo in Zwingenberg auf – für mich mein erstes “richtiges” Konzert.
Heute veröffentliche ich daher keine Rezension, keinen neutralen Bericht – heute möchte ich aus meiner ganz persönlichen Sicht auf dieses Konzert zurückblicken, das ein einschneidendes Erlebnis meiner Jugend war und in letzter Konsequenz auch meinen späteren Werdegang als Musikjournalist beeinflusst hat.
Ganz mein erstes Konzert war diese Show von In Extremo nicht. Schon vorher war ich auf einigen kleineren Sachen, aber eben weil die in der Nähe waren und es sich gerade so anbot. Das Konzert von In Extremo war aber das erste etwas weitere Konzert, zu dem ich nicht ging weil es eben gerade in der Nähe war, sondern weil ich unbedingt wegen der Band hinwollte – deshalb mein erstes “richtiges” Konzert.
Damals war ich 14 Jahre alt und In Extremo für mich musikalisch das Maß aller Dinge. Die damals noch mittelmäßig bekannten In Extremo, deren Stern gerade aufging und die heute Popstars sind, waren seit ich denken kann meine Lieblingsband.
Es ist kein Geheimnis, dass ich schon lange kein Fan von In Extremo mehr bin. Bei ihrem grottenschlechten Album “Sängerkrieg” von 2008 – jenes nach dem Bundesvision Song Contest – bin ich schwer enttäuscht ausgestiegen. Seit diesem Tag habe ich auch nie wieder eine Lieblingsband gehabt. Vielleicht eine Lieblingsband im Genre X, eine Lieblingsband im Genre Y – aber nicht mehr die eine große Lieblingsband, denn das waren nur In Extremo.
Ich möchte jetzt nicht ausschweifen und über die spätere Enttäuschung reden, sondern vielmehr die Bedeutung von In Extremo für mich anno 2004 verdeutlichen. So kam es nun also, dass ich mit 14 Jahren am 17.07.2004 mein erstes Konzert von In Extremo sah. Mit zwei gleichaltrigen Freunden ging die Reise nach Zwingenberg in Südhessen, gelegen zwischen Darmstadt und Mannheim.
Den Ort habe ich weder davor noch danach jemals wieder betreten, vielleicht fahre ich allein um der Nostalgie Willen irgendwann mal wieder hin. An diesem Tag jedenfalls stieg in der Melibokushalle das Konzert, auf das ich schon Wochen und Monate hingefiebert hatte. Die Eintrittskarte für damals 21,90 € ließ ich mir als Vorab-Geburtstagsgeschenk zu meinem 15. Geburtstag wenige Wochen später schenken.
Bei dem Konzert wurden dann die Erwartungen von meinen Mitreisenden und mir auf so vielerlei Hinsicht erfüllt oder übererfüllt. Ich erinnere mich an so vieles an diesem Abend. Daran, endlich mal Gleichgesinnte zu treffen und das Gemeinschaftsgefühl. An die unglaubliche Hitze und wie die Feuerwehr und die mäßige Vorband Wasserflaschen verteilten. An die Pyroshow von In Extremo und das großartige Konzert.
Vor allem aber erinnere ich mich an die herausragende Stimmung, die in der Halle herrschte. Das Musik ein solches Maß an Begeisterung hervorrufen kann, wie ich es vorher noch nie erlebt hatte, war wohl mit die wichtigste Erkenntnis des Abends.
So verfestigte dieser Konzertabend eine Tendenz, die es bei mir wohl auch schon vorher gegeben hatte: Die Erkenntnis nämlich, dass Musik jene Kunstform sein würde, der ich in meinem Leben den größten Teil meiner Aufmerksamkeit widme. Ich habe immer auch Interesse an anderen Dingen zeigen können und während meiner Gymnasialzeit begeistert im Schultheater gespielt. Bis heute löst aber keine Kunstform so viel in mir aus wie Musik.
Schon damals ging mein Bezug zur Musik über den des normalen Hörers hinaus. Nach dem Konzert in Zwingenberg schrieb ich meinen ersten Konzertbericht – für die Schülerzeitung. Bei den folgenden Konzerten wiederholte ich das. Damals waren meine Berichte natürlich noch nicht Berichte im eigentlichen journalistischen Sinne, sondern zu einem großen Teil persönliche Erlebnisberichte. Die positiven Reaktionen darauf ermunterten mich aber, damit weiter zu machen.
So dauerte es nicht mehr lange bis ich (natürlich im Internetforum von In Extremo!) auf das damals junge dark-festivals.de aufmerksam gemacht wurde. Dort stellte ich meine Texte zum Konzert in Zwingenberg und weiteren folgenden Konzerten ein und wollte “ab und an” mal einen weiteren Beitrag für diese Internetseite schreiben. So fing alles an – und mittlerweile bin ich seit Jahren Musikjournalist.
Für all das war dieser 17.07.2004 ein wichtiger Tag. So denke ich noch heute gerne zurück an dieses erste Konzert vor zehn Jahren, das einer der prägendsten Momente meiner Jugend war und für mich auf ewig unvergesslich bleiben wird.
Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de