Bereits zum zehnten Mal fand am 29. und 30. August 2014 in Wörrstadt das Neuborn Open Air Festival statt. Zur Jubiläumsauflage luden die Veranstalter 14 Bands ein, die eine große stilistische Bandbreite von klassischem Heavy- und Thrash Metal bis hin zu modernem Metalcore abdeckten.
Der folgende Bericht blickt auf den Verlauf des Festivals zurück.
Tag 1 – Freitag, der 29. August 2014
Selbst das Wetter schien es mit der Jubiläums-Ausgabe des Neuborn Open Air Festivals (kurz Noaf) gut zu meinen. So konnten sich die Festivalbesucher an diesem Tag auf blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein einstellen. Der mit einem Vorzelt ausgestattete Essensbereich diente daher auch nicht etwa als Regenschutz, sonder eher als Schattenspender.
Am Festivalgelände an sich gab es dabei wenig auszusetzen. Eine Händlerzeile war ebenso vorhanden wie vollkommen ausreichende Essens- und Getränkestände, an denen man sich zu fairen Preisen versorgen konnte. Auf Kritik stießen einzig die Sanitäranlagen, da es keine Toilettenwagen mit WCs gab, sondern nur die berühmt-berüchtigten Dixi-Klos. Punkten konnte hingegen das freundliche Personal, egal ob im Security- oder Organisationsbereich.
Das Musikprogramm eröffneten an diesem Tag Stepfather Fred, die nach einer kurzen Begrüßung durch ein Mitglied des Veranstalter-Teams um 15 Uhr loslegten. Die Reihen vor der Bühne waren zu diesem Zeitpunkt erwartungsgemäß noch licht, hiervon ließ sich die Band aber nicht beirren und lieferte eine ordentliche Show. Den kleineren Bands generell und den Eröffnungs-Bands im Besonderen kamen beim Noaf ihre recht großzügig bemessenen Spielzeiten zugute.
Schon Stepfather Fred hatten 40 Minuten Spielzeit und profitierten stark davon, dass während ihres Konzerts immer mehr Besucher auf das Festivalgelände strömten. Insgesamt zeigten sich Stepfather Fred als durchaus geeigneter Opener. Eine Umbaupause später ging es ab 16 Uhr mit One Last Legacy weiter. Der Moderator freute sich dabei über die Anwesenden und gab an, dass um diese Uhrzeit noch nie so viel vor der Bühne los gewesen sei.
Das lag sicher auch am strahlenden Sonnenschein – beste Voraussetzungen also für One Last Legacy. Die moderne Metal-Band aus der Region erreichte mit ihren ebenfalls 40 Minuten Spielzeit eine gute Stimmung im Publikum und wurde entsprechend mit Applaus bedacht. In der nächsten Umbaupause sorgte nun zunächst ein Rettungshubschrauber für Aufsehen, der direkt neben dem Festivalgelände landete. Scheinbar hatte jemand eine allergische Reaktion auf einen Wespenstich erlitten, zum Glück mit glimpflichem Ausgang.
Pünktlich um 17 Uhr standen dann Dead Lord aus Schweden auf der Bühne. Die vier Musiker lieferten sauberen Heavy Rock beziehungsweise Melodic Metal, insgesamt also einen sehr klassischen Sound. In ihrem Programm waren mitunter auch Balladen vertreten, sodass Dead Lord im Vergleich zu den sanftesten Bands des Festivals gehörten. Die Publikumsreaktionen waren während der gut 50 Minuten langen Darbietung durchgehend gut.
In der nun folgenden Umbaupause fanden sich vor der Bühne vor allem junge Menschen mit bunten Tattoos und/oder getellerten Ohren ein. Das heißt so viel wie: Zeit für Metalcore! Den gab es ab 18:15 Uhr in Form von More Than A Thousand. Die aus Portugal stammende Truppe lieferte einen schwungvollen Sound mit sowohl Growl- als auch Klargesang. Im Vergleich zur vorherigen Band bot sich nun also ein echtes Kontrastprogramm.
Vor der Bühne wurde es bei More Than A Thousand auch mal richtig voll. Die Fans waren gut mit dabei, sprangen und ließen sich von der Band zum Circle Pit anleiten. Der Jubel für die stimmungsvolle Darbietung war entsprechend groß, als More Than A Thousand kurz nach 18:50 Uhr die Bühne verließen.
Ab 19:20 Uhr gehörte das Feld dann Onslaught, dem ersten wirklich großen, alt eingesessenen Namen des Festival-Lineups. Das Publikum bereitete der Oldschool-Thrash-Metal-Band gleich einen guten Empfang, als sie mit „The Sound Of Violence“ auf die Bühne trat. Ihre Fans in den ersten Reihen waren von den ersten Noten an voll bei der Sache.
Verglichen mit der vorherigen Band war nun der Altersdurchschnitt deutlich höher – sowohl vor als auch auf der Bühne. Die Stimmung war aber ebenso gut, auch einzelnte Crowdsurfer machten sich auf die Reise. Mit im Programm hatten Onslaught dabei auch ganz alte Lieder wie „In Search of Sanity“ von 1989. Ihren Abschied gaben die Briten um 20:20 Uhr mit „Thermonuclear Devastation“ und ernteten großen Applaus.
Gegen 20:45 Uhr ging es mit Mustasch weiter – die erste Band, die ihr Konzert im Dunklen startete. Vor der Bühne war es nun richtig voll und die Stimmung von Beginn an gut. Die schwedische Heavy-Metal-Band nahm ihr Publikum mit Stücken wie „Borderline“ und „Speed Metal“ voll mit, erneut machten sich auch einige Crowdsurfer auf den Weg über die Köpfe der Menschen.
Sänger Ralf gab bei seinen Ansagen an die Menge immer wieder auch einige Brocken Deutsch zum Besten. Bei ihrem Abgang um 21:40 Uhr stimmte die Band dann zusammen mit dem Publikum „We Built This City (On Rock’n’Roll)“ von Starship an – grandiose Stimmung auf dem Festivalgelände.
Schon in der jetzt folgenden Umbaupause standen die Fans von Tages-Headliner Doro erwartungsvoll vor der Bühne. Einige Eingefleischte stimmten schon mal „All We Are“ an. Um 22:35 Uhr war es dann soweit und die Metal-Queen und ihre Band traten vor ihr Publikum. Doro nahm die Menge voll mit und ging auch immer wieder auf Tuchfühlung mit ihren Fans. Bei „Burning the Witches“ hielt sie zum Beispiel das Mikrofon ins Publikum und überließ den Refrain den Fans.
Energiebündel Doro, die in diesem Jahr 50 geworden ist und seit 30 Jahren auf der Bühne steht, zeigte sich fit wie immer und dazu sehr optimistisch: „Vielleicht ja auf die nächsten 30 Jahre!“, rief sie der begeisterten Menge zu. Das Konzert gipfelte schließlich in „Breaking the Law“ gefolgt von „All We Are“ und die gesamte Zuhörerschaft sang nach Kräften mit.
Nach zwei Liedern als Zugabe endete um Mitternacht unter großem Jubel das Konzert von Doro und mit ihm auch der gelungene erste Festivaltag.
Tag 2 – Samstag, der 30. August 2014
Der zweite Festivaltag zeigte sich bewölkter und etwas kühler als der Vortag, es blieb aber weitgehend trocken. Das Musikprogramm startete um 15 Uhr – eine zivile Zeit, zu der auch schon eine größere Zahl an Campern den Weg aus dem Zelt gefunden hatte. Die Opener Light To The Blind hatten aber ohnehin eine ganze Traube treuer Fans im Schlepptau. Kein Wunder, denn die Band kommt aus Alzey und hatte auf dem Neuborn Open Air Festival damit quasi ein Heimspiel.
Die Nähe zu den Fans wird bei Light To The Blind scheinbar sowieso groß geschrieben. Ihr Sänger wanderte bei dem Konzert auch munter im Publikum umher. Trotz einer nicht immer optimalen Abmischung sorgte die Band mit ihrer 30-minütigen Show durchgehend für gute Stimmung.
Um 15:45 Uhr wurde es dann Zeit für die Nitrogods. Das Trio konnte mit geballter Rock’n’Roll-Power überzeugen, streute zum Teil aber auch ruhigere Nummern in ihr Programm mit ein. Bei den Festivalbesuchern kam die Band gut an, einige Fans der klassischen Klänge riefen am Ende ihrer 55 Minuten langen Show sogar nach einer Zugabe. Die war im Zeitplan allerdings nicht mehr vorgesehen.
Vor allem die jüngeren Noaf-Besucher zog es dann bei Any Given Day in die vorderen Reihen. Die moderne Metal(core)-Band legte sich ab 17 Uhr voll ins Zeug. Ihr Sänger hatte dabei schon nach kurzer Zeit einen derart roten Kopf, dass einem Angst und Bange werden konnte. Ihre Fans nahm die Gruppe zu jeder Zeit voll mit. Bei bedecktem, aber immer noch trockenem Wetter feierte und sprang die Menge zu den Liedern der Band.
Zum Höhepunkt des Auftritts von Any Given Day geriet ihr Cover von Rihannas „Diamonds“, bei dem das Publikum eine große Wall Of Death formte. Gegen 17:50 Uhr kamen Any Given Day unter großem Applaus zum Ende. In der nun folgenden Umbaupause begann es etwas zu tröpfeln, der Regen blieb schlussendlich aber aus.
Iron Savior konnten ihr Konzert um 18:05 Uhr also trockenen Fußes beginnen. Bei der klassischen Heavy-Metal-Band war vor der Bühne nicht ganz so viel los wie zuvor bei Any Given Day, die Anwesenden hatten aber trotzdem ihren Spaß. Zwar hatten die Versuche von Sänger Piet, die Zuhörer nach vorne zu locken, nur bedingt Erfolg, dem guten Auftritt der Band tat das aber keinen Abbruch.
Nach gut einer Stunde Iron Savior und der anschließenden Umbaupause folgten um 19:30 Uhr Evergreen Terrace. Für die Metalcore-Band aus Florida war der Auftritt auf dem Neuborn Open Air Festival der letzte Auftritt einer längeren Europa-Tournee. So gaben die Bandmitglieder noch einmal alles und sprangen wie wild auf der Bühne herum. Das Publikum tat es ihnen gleich und feierte vollends mit.
Immer wieder bildeten sich auch Circle Pits, zudem hielten einige Crowdsurfer die Security auf Trab. Gegen 20:25 Uhr war die energiegeladene Show von Evergreen Terrace dann zu Ende und die Dunkelheit brach herein. Das kam Triptykon sehr gelegen, die um 21 Uhr eine anfangs fast komplett finstere Bühne betraten. Die Black/Death-Metal-Band mit dem schweren Sound setzte Licht nur sehr behutsam ein.
Springen oder Circe Pits konnte man im Publikum nun keine beobachten – vom Stil her ist die Musik von Triptykon hierauf einfach nicht ausgelegt. Das heißt jedoch keinesfalls, dass die Band nicht gut angekommen wäre. Die Zuhörer, die sich eher im Headbangen oder im andächtigen Lauschen betätigten, bedachten die Triptykon durchaus mit viel Applaus.
Nach dem Auftritt von Triptykon begann es nun zu tropfen. Würde es nun ausgerechnet zum Headliner doch noch regnen? Nein, auch bei Biohazard blieb es trocken. Die Band, deren Sound irgendwo zwischen Hardcore und Thrash Metal angesiedelt ist, legte um 22:45 Uhr los und nahm das Publikum sofort voll für sich ein.
Schon nach dem zweiten Lied animierte Sänger Billy die Menge zum Circle Pit. Später ließ er sich durch das Publikum reichen und spielte währenddessen weiter Gitarre. Biohazard lieferten bis Mitternacht brachiale Unterhaltung und großes Entertainment. Die Menge ging voll mit und diverse Crowdsurfer landeten in den Armen der Security, die nun so zahlreich wie bei keiner anderen Band vor der Bühne stand. Mit diesem schwungvollen Auftritt fand das Neuborn Open Air Festival dann auch sein Ende.
Insgesamt präsentierte sich das Noaf als gelungene Veranstaltung, die Bands von modern bis klassisch gut unter einen Hut brachte. Die hohe Besucherzahl zeigte, dass das Festival nach wie vor gut angenommen wird. Für die Macher des Noaf wurde die zehnte Auflage des Open Airs damit zum vollen Erfolg – so kann es gerne auch die nächsten zehn Jahre weiter gehen.
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de