Aethernaeum ist das zweite Standbein von Eden weint im Grab-Frontmann Alexander Paul Blake. Die Band spielt deutschsprachigen Dark Metal mit Folklore-Einflüssen. Am 2. Oktober ist Aethernaeums drittes Album „Naturmystik“ erschienen.
Diese Rezension nimmt es genauer unter die Lupe.
Der Titel des Albums ist Programm, denn „Naturmystik“ gibt ziemlich genau wieder, worum es hier geht. Aethernaeum widmen sich inhaltlich nämlich der Natur- und Sagenwelt oder projizieren bestimmte Gefühlslagen auf die Natur. Dafür lässt die Band sich ausreichend Zeit, denn ihr Album hat mit 66 Minuten Gesamtspielzeit nahezu Überlänge.
Musikalisch geht es dabei in die anspruchsvollere Richtung. Das lässt sich schon allein daran ablesen, dass das Album gerade für Fans von Gruppen wie Agalloch, Empyrium oder Dornenreich beworben wird. Das Niveau der großen Vorbilder erreichen Aethernaeum nicht, aber fangen wir zunächst von vorne an:
Aethernaeum bieten einen düster aber auch melodisch gehaltenen Sound, der mitunter sehr verschiedene Facetten zeigt. Schnelle Abschnitte mit Blastbeats gibt es genauso wie ruhige, komplett akustische Passagen. Diese sehr unterschiedlichen Klangbilder wechseln sich teilweise auch innerhalb einzelner Lieder ab.
Der Gesagt variiert dabei ebenso stark wie das instrumentale Klangbild. Von Flüstern über Klargesang bis hin zu verzerrtem Gesang ist alles dabei. Gesungen wird dabei durchgehend in deutscher Sprache. Besonders auffällig ist der verzerrte Gesang. Hierbei handelt es sich nicht um den üblichen Scream- oder Growl-Gesang extremer Metal-Bands, also nicht um Gutturalgesang im eigentlichen Sinne. Blakes verzerrter Gesang ist stattdessen eher ein Knurren, bei dem die Texte noch recht gut zu verstehen sind. Sehr markant!
In den ruhigeren Passagen von „Naturmystik“ kommt eine Akustikgitarre vor und selten findet auch ein Klavier Platz. Die wuchtigeren Passagen des Albums zeigen sich als melodischer, gitarrenlastiger Dark Metal mit einer häufig recht schnellen Spielgeschwindigkeit. Mitunter wird im Bezug auf Aethernaeum auch von Black Metal gesprochen, ganz soweit würde ich aber nicht gehen – dafür fehlen dann doch die „richtigen“ Screams.
Einen Bogen zwischen den ruhigen und härteren Abschnitten spannt das Cello, das sowohl bei den harten als auch zarten Seiten von Aethernaeum einen hohen Stellenwert einnimmt. Nicht nur aber auch wegen des Cellos als Bindeglied gelingen Aethernaeum die Übergänge zwischen harten und weichen Passagen gut. Nie wirken die Wechsel abgehakt oder aufgesetzt.
Punkten kann die Band auch mit der Atmosphäre, die eine der größten Stärken ihres Konzepts ist. So wirkt dem Ambiente immer schön diffus, immer ein bisschen nebulös und hat hier und da auch mal einen epischen Einschlag. Die Atmosphäre ist insgesamt also gelungen und tragfähig.
Sowohl bei den Spielfertigkeiten als auch der Komposition laufen Aethernaeum ihren Vorbildern dagegen hinterher. Die Band vergleicht sich ja selbst mit Agalloch, Empyrium und Dornenreich und zieht sich damit sehr große Schuhe an. Wenn man die Gitarrenarbeit von Agalloch oder die mitreißende Geige von Dornenreich betrachtet, können Aethernaeum bei weitem nicht mithalten. Alexander Paul Blakes Band zeigt grundsolide, immer vollends ausreichende Spielfertigkeiten, wirklich vom Stuhl reißen die aber niemanden.
Auch kompositorisch hätte es noch etwas mehr sein dürfen. Zwar ist das Klangbild von Aethernaeum atmosphärisch wie erwähnt gelungen, gemessen an der Länge des Albums fehlen aber Höhepunkte, fehlen Momente, die wirklich hängen bleiben.
Fazit
„Naturmystik“ ist ein Album mit Wiedererkennungswert, Abwechslung und einer gelungenen Atmosphäre. In Sachen Songwriting und Spielfertigkeiten bewegen sich Aethernaeum hingegen nicht auf dem Level der großen Namen des Genres.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de