Solution .45 – Nightmares In The Waking State – Part I

Die schwedisch-finnische Band Solution .45 spielt genreübergreifenden Metal, der zahlreiche Einflüsse in sich vereint. Dass die Gruppe stilistisch so breit aufgestellt ist, wundert bei näherem Hinsehen nicht. Die Bandmitglieder sind oder waren nämlich bei diversen skandinavischen Metal-Gruppen unterschiedlicher Ausprägungen aktiv.

Fünf Jahre nach ihrem Debütalbum stellen Solution .45 nun am 20. November ihr neues Werk „Nightmares In The Waking State – Part I“ vor. Diese Rezension nimmt es näher unter die Lupe.

solution 45 - nightmares part i

Mit zehn englischsprachigen Liedern und einer Gesamtspielzeit von rund einer Stunde ist „Nightmares In The Waking State – Part I“ recht umfangreich geworden. Solution .45 scheinen diesen Platz zu brauchen, denn die Musik der Band will vieles zugleich sein. Der Sound der Band bedient sich Elementen verschiedener Metal-Richtungen und vermeidet eine klare Genre-Definition.

Es fängt an mit zwei Gesangsstilen: Gutturalgesang und lupenreinem Klargesang. Beide Gesangsstile wechseln sich auf dem Album ab und werden dabei von Lied zu Lied höchst unterschiedlich gewichtet.

Steht der Gutturalgesang im Vordergrund, bekommen oft auch die Instrumente etwas mehr Druck und das Klangbild erinnert an Melodic Death Metal – mit einem progressiven Einschlag, denn der Aufbau der Stücke ist mitunter recht komplex. Übernimmt der Klargesang die Führung, schwenkt der Sound in Richtung von modernem Melodic Metal.

Die unterschiedlichen Gewichtungen der beiden Gesangsstile können so weit reichen, dass in einem Lied eine der Gesangsspuren auch mal gar nicht vorkommt. Die Ballade „In Moments Of Despair“ wird zum Beispiel nur mit Klargesang bestritten und bietet auch Platz für Akustikgitarre und Klavier. „In Moments Of Despair“ könnte so auch die Ballade eines Power-Metal-Albums sein.

Nur wenig später treten Solution .45 dann in „Second To None“ aber wieder kräftig aufs Gas und liefern dazu tiefen Growl-Gesang. Wer noch letzte Zweifel am Variantenreichtum des Albums hat, der sei noch auf die Hintergründe hingewiesen: Oft kommt der Sound ohne gesonderte Hintergrundbegleitung aus, hin und wieder treten jedoch auch breite elektronische Spuren oder sogar symphonische Klänge hinzu.

Bei all den verschiedenen Ausprägungen des Albums wird mancher Metal-Fan wohl etwas den roten Faden vermissen. Eines muss man Solution .45 dabei aber auf jeden Fall lassen: Die Band hat ihr Album hoch abwechslungsreich gestaltet und wird trotz der umfangreichen Spieldauer nie berechenbar.

Was die Umsetzung angeht punkten Solution .45 mit astreinen Spielfertigkeiten. Wenn ihre Lieder auch sehr unterschiedlich sein mögen, haben sie doch eines gemeinsam: Was geboten wird ist technisch immer auf hohem Niveau und das nächste knackige Gitarrensolo lässt nie lange auf sich warten. Auf „Nightmares In The Waking State – Part I“ sind also zweifellos Profimusiker am Werk und auch die hochwertige Produktion trägt dem Rechnung.

Abstriche gibt es hingegen beim Songwriting. Zwar geben sich Solution .45 da keine wirkliche Blöße, echte Ohrwürmer fehlen aber. Die Lieder mögen an sich recht gefällig sein, auf ein oder zwei richtige Kracher mit Ohrwurm-Melodie wartet man aber vergebens. Manch andere Band, die von den Spielfertigkeiten her hinter Solution .45 zurückbleibt, bietet beim Songwriting einfach mehr.

Fazit

„Nightmares In The Waking State – Part I“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album auf hohem technischem Niveau. Bei der Komposition haben hingegen andere Bands die Nase vorn.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de