Erdling ist die neue Band von Neill Devin, dem ehemaligen Gitarristen der NDH-Rocker Stahlmann. Auch Erdlings Schlagzeuger Niklas Kahl war früher bei Stahlmann aktiv. Erdling selbst werden jedoch als Dark-Rock-Band angekündigt und möchten damit zumindest dezent andere Akzente setzen als die Silbermänner.
Am 22. Januar erscheint mit „Aus den Tiefen“ das Debütalbum von Erdling. In dieser Rezension erhaltet ihr eine Einschätzung dazu.
An Selbstbewusstsein scheint es Erdling offenbar nicht zu mangeln. Anders lässt es sich nicht erklären, dass „Aus den Tiefen“ nicht nur als reguläres Album erscheint, sondern auch als Deluxe-Version mit zusätzlicher Bonus-CD. Das ist für ein Debütalbum doch recht ungewöhnlich.
Hinter der Bonus-CD, die sieben Remixe beziehungsweise besondere Versionen von Erdling-Liedern enthält, steht auch aus einem anderen Grund ein Fragezeichen: Das eigentliche Album fällt mit rund 37 Minuten Laufzeit etwas knapp aus. Anstelle von Bonusmaterial hätten es vielleicht ein oder zwei Lieder mehr auf dem normalen Album sein dürfen.
Gegenstand dieser Rezension ist ausschließlich die Standard-Version des Albums, die Bonus-CD wird nicht bewertet. Die wie schon erwähnt 37 Minuten Laufzeit verteilen sich auf zehn Lieder. Diese werden allesamt in deutscher Sprache gesungen, wobei die Liedtexte dem Standart des Genres entsprechen. Ein wenig Herzschmerz hier, ein paar Durchhalteparolen dort und viel nichtssagendes Allerlei – das was auch die anderen Bands bieten, es ist nun mal Unterhaltungsmusik.
Die von Erdling selbst gewählte Genre-Bezeichnung Dark Rock trifft es auf „Aus den Tiefen“ ziemlich gut. Geboten wird stets melodisch bleibende Rockmusik mit einer gewissen Düsternote. Das Klangbild wird elektronisch unterfüttert, wobei der Umfang der Elektronik mitunter stark variiert.
Rock-Balladen wie „Stimme der Wahrheit“ haben auch mal breite elektronische Hintergründe, kernigere Lieder wie das Titelstück „Aus den Tiefen“ kommen dagegen mit deutlich weniger Elektronik aus.
In den schnelleren, rockigen Stücke des Albums weht durchaus auch eine Prise NDH mit. So haben die Lieder Ecken und Kanten und sind produktionstechnisch nicht zu sehr glattgebügelt. Trotzdem handelt es sich bei Erdling sicher nicht um einen bloßen Abklatsch von Stahlmann.
So klingen Erdling insgesamt ein gutes Stück weicher, wozu auf „Aus den Tiefen“ auch ein recht hoher Anteil an Rock-Balladen beiträgt. Die Musik von Erdling zielt insgesamt weniger auf harte Rock-Fans ab, stattdessen dürfen sich Freunde von etwas geschmeidigerem Düsterrock wie Unzucht angesprochen fühlen.
Die Umsetzung dessen ist Erdling gut gelungen, etwas wirklich Eigenes bringt die Band bisher aber noch nicht mit. Innovationen, mit denen sich Erdling von anderen Gruppen des Genres abheben, sollte man also eher nicht erwarten.
Dafür punktet „Aus den Tiefen“ mit einem guten Songwriting, das einige Glanzmomente hat. Hier sind vor allem Lieder wie „Blitz und Donner“ oder „Firmament“ zu nennen, die mitreißen und richtig gut ins Ohr gehen. Dieses Niveau können Erdling auf „Aus den Tiefen“ noch nicht durchgehend halten – aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Fazit
Kein Senkrechtstart, aber ein hörenswertes Debüt mit Potenzial zu mehr.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de