Germ – Escape

Der Australier Tim Yatras ist oder war in der Vergangenheit unter anderem bei Austere und Woods Of Desolation aktiv. Mittlerweile richtet der Musiker sein Augenmerk vorwiegend auf sein Ein-Mann-Projekt Germ.

Mit Germ macht Yatras düsteren, atmosphärischen Metal, der sich kaum einem bestimmten Subgenre zuordnen lässt. Jüngst ist sein viertes Album „Escape“ erschienen, dem sich diese Rezension widmet.

germ - escape

„Escape“ kommt mit zwei kurzen Zwischenspielen und sechs vollwertigen Liedern auf eine Gesamtspielzeit von rund 44 Minuten. Das klangliche Fundament liegt klar im Metal, aufgrund des Scream-Gesangs und gelegentlicher Blastbeats würden manche wohl eine Nähe zur Post-Black-Metal-Schiene sehen.

Gleichzeitig hat „Escape“ aber auch viele zurückhaltendere Passagen und nutzt neben den Screams auch Klargesang. Einer genauen stilistischen Einordnung weiß sich das Album wie schon eingangs geschildert also zu entziehen.

Die Musik auf „Escape“ hat einen sehr melodischen, weichen Überbau und ein sehr volles Klangbild. Die Fülle entsteht durch sehr breit und flächig eingesetzte Gitarren, die stark verzerrt sind. So überlappen sich die verschiedenen Gitarrenspuren gerne und lassen nie eine Lücke entstehen. Dafür sorgen auch die Keyboard-Hintergründe, die mal synthetisch und mal orchestral herüberkommen, mal aber auch den Anschein von Chören haben.

Das sehr volle, weiche Klangbild mit den verzerrten, ineinander verzahnten Gitarren erinnert an Alcest zu ihrer Metal-Zeit. Im Gegensatz zum sehr warmen Klangbild von Alcest herrschen bei Germ aber eher kalte Klangfarben vor. Weich und kalt ist im Fall von Germ tatsächlich kein Widerspruch.

Der Sound ist mit Wechseln zwischen schnellen und langsamen Passagen, den zwei Gesangsstilen und der vielseitigen Hintergrundbegleitung recht abwechslungsreich geraten. Charakteristisch ist vor allem der Scream-Gesang, der oft gedämpft klingt oder wie hinter einem Wasserfall. Anders als bei dem recht verständlichen Klargesang kann man bei den Screams oft überhaupt nicht sagen, ob Text gesungen wird oder es sich einfach nur um textloses Schreien handelt.

Wie hat Tim Yatras alias Germ dieses markante Konzept nun aber umgesetzt? Nun, spielerisch und produktionstechnisch ist „Escape“ erst einmal kein besonderes Album. Die Spielfertigkeiten sind grundsolide, verzichten aber auf Soli oder sonstige Besonderheiten. Von der Produktion her ist der gewollt unsaubere Stil mit den verwaschenen Gitarren und dem gedämpften Gesang Geschmackssache.

Was Germ aus diesem Fundament aber herausholt ist mehr als beachtlich. Das Album hat eine durchgehend dichte Atmosphäre und verfängt mit seiner guten Melodieführung. Der Sound ist nicht unbedingt auf Ohrwürmer ausgelegt, manche hypnotischen Loops entfalten aber geradezu Sogwirkung.

Auch die Hintergrundbegleitung ist durchgehend gelungen und verschafft dem Album gekonnt Akzente. So erhält zum Beispiel „With The Death Of A Blossoming Flower“ gegen Ende durch die orchestrale Begleitung noch einen heroischen Charakter. Bei solch schönen Momenten fallen dann auch kleine Längen in den bis zu neun Minuten langen Liedern kaum mehr ins Gewicht.

Fazit

Ein entdeckenswertes Album.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de