Knapp zweieinhalb Jahre nach „Unendlich viele Wege“ stellt die Mittelalter-Rock-Band Ignis Fatuu am 8. Juli wieder ein neues Album vor. Das nunmehr vierte Werk der Band heißt „Meisterstich“ und ist ein Konzeptalbum über den Maler und Grafiker Albrecht Dürer.
Der aktuelle Pressetext von Ignis Fatuu ruft dazu auch gleich die Geburtsstunde des Renaissance-Rocks aus. Was dahinter steckt erfahrt ihr in dieser Rezension.
„Meisterstich“ kommt mit 13 Liedern auf eine Gesamtspielzeit von gut 50 Minuten. Gesungen wird wie bei Ignis Fatuu üblich durchgehend auf Deutsch. Geboten wird melodischer Mittelalter-Rock mit einer recht breiten Instrumenten-Auswahl.
Wie erwähnt ist „Meisterstich“ ein Konzeptalbum über den wie auch Ignis Fatuu aus Nürnberg stammenden Albrecht Dürer. Die 13 Lieder sind von Kupferstichen Dürers inspiriert, die Titel der Kunstwerke wurden auch gleich als Titel der Musikstücke übernommen.
Mit dem Konzept ist es dabei so eine Sache. Macht man ein Konzeptalbum über einen klassischen Komponisten, kann man sein Liedgut in das eigene einfließen lassen. Bei einem Konzeptalbum über einen Dichter böte es sich an, Teile seiner Texte in den Liedern zu verwenden. Das Konzeptalbum von Ignis Fatuu beschäftigt sich aber nun mal mit einem bildenden Künstler – also mit einer Materie, die sich rein musikalisch erst einmal nicht niederschlägt.
Dürer war für „Meisterstich“ also Inspirationsquelle und die Lieder des Albums tragen die Namen seiner Stiche. Das war es dann aber auch. Wer Dürers Werke und vor allem ihre Titel nicht kennt, würde den Bezug des Albums zum bildenden Künstler wohl kaum herstellen. Ganz einfach gesagt: Würde das mit dem Dürer-Konzept nicht dabeistehen, ginge es an der ganz überwiegenden Zahl der Hörer wohl glatt vorbei.
Das ist nicht furchtbar schlimm, denn das Album verliert dadurch ja nichts. Man sollte das Attribut eines Konzeptalbums bei „Meisterstich“ aber eben nicht zu hoch hängen. Schon lange vor „Meisterstich“ boten Ignis Fatuu mehr als den „typischen“ Mittelalter-Rock und fuhren neben Gitarre und Dudelsack auch Flöte, Drehleier oder eben die klassische Geige ins Feld. Etwas völlig Neues im Sinne von „Renaissance-Rock“ bietet „Meisterstich“ den Hörern also nicht.
Geboten wird stattdessen der gewohnt vielseitige und instrumental breit aufgestellte Mittelalter-Rock, den man von Ignis Fatuu bereits kennt. Die Band hat ihren Sound dabei abermals gut umgesetzt, kann eine gelungene Melodieführung für sich verbuchen und ist auch spieltechnisch durchgehend auf der Höhe der Zeit.
Im Vergleich zum vorherigen Album „Unendlich viele Wege“ fällt „Meisterstich“ wieder ein hörbares Stück schneller und lebhafter aus. Das Mehr an Geschwindigkeit steht Ignis Fatuu gut zu Gesicht und bringt auch ein Mehr an Stimmung und Elan mit sich.
Ignis Fatuu machen ihre Sache also gut und liefern mit „Meisterstich“ ein hörenswertes Album ab. Ein neues Genre muss man deshalb nicht gleich ausrufen.
Fazit
Den konzeptionellen Hintergrund von „Meisterstich“ sollte man nicht überbewerten. Ein gelungenes und hörenswertes Mittelalter-Rock-Album ist das Werk trotzdem.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de