Mit dieser Rückkehr hätten viele wohl gar nicht mehr gerechnet: Totenmond sind wieder da. Das brachiale Trio irgendwo zwischen Metal und Hardcore Punk existiert schon seit über 30 Jahren, war in den letzten Jahren aber komplett von der Bildfläche verschwunden. Ihr letztes Album „Thronräuber“ datiert auf das Jahr 2008.
Acht Jahre später bringt die Band nun tatsächlich wieder ein Album heraus. Es trägt den Titel „Der Letzte Mond Vor Dem Beil“ und erscheint am 19. August. Hier ist die Rezension dazu.
Umfangreich ist „Der Letzte Mond Vor Dem Beil“ nicht gerade. Die zehn Tracks des Albums kommen auf eine Gesamtspielzeit von rund 40 Minuten. Davon müsste man eigentlich noch das Outro „Die Salbung“ abziehen und auch „Die Entheiligung des blasphemischen Josef und der ewige Regen“. Das über sieben Minuten lange Stück dient nämlich als eine Art Intro und hat nicht viel mehr zu bieten als Regengeräusche und ein leises Riff.
Netto bleibt also nur eine halbe Stunde neue Musik übrig. Nach acht Jahren in der Versenkung hätte es ruhig etwas mehr sein dürfen. Den Umfang des Albums mögen alte Fans der Band also bedauern, vom Stil her finden sie sich dafür gleich zurecht.
Totenmond zeigen sich auf ihrem neuen Album nämlich so wie man sie in Erinnerung hat. Der Sound ist hart und ungeschliffen, die Produktion alles andere als Hochglanz. Zu dem mehr als kernigen instrumentalen Klangbild gesellt sich ein Bollwerk von Gesang. Der ist vom Stil her kein Gutturalgesang im eigentlichen Sinne, sondern eher geschriener Klargesang – deshalb aber kein Stück zahmer.
Zum üblichen Totenmond-Stil gehört auch, dass die Liedtexte ebenso direkt und verbindlich sind wie der Sound. In den überwiegend deutschsprachigen Liedern – nur „Into the Fire“ ist auf Englisch gehalten – wird es mitunter also auch derb. In „Hölle mit Hof“ schreit es einem zum Beispiel die Zeile „Gott ist eine Hure, die jeder ficken darf“ entgegen.
Es bestehen also keine Zweifel: Totenmond sind immer noch Totenmond. Ihr an sich sehr geradliniges Konzept hat die Band dabei relativ abwechslungsreich umgesetzt. Der Hardcore-, Metal-, Crust-Crossover des Trios schlägt sich mal in sehr schwungvollen Haudrauf-Passagen mit hoher Geschwindigkeit nieder, mal aber auch im langsamen Stampfrhythmus tonnenschwerer Riffs.
Der Stil hat also nach wie vor seinen Reiz und auch die Umsetzung geht in Ordnung. Rein musikalisch ist das was Totenmond hier bieten aber nicht wirklich etwas besonderes. Das Songwriting sticht unter Gesichtspunkten wie Melodieführung oder Refrains nicht hervor und auch spieltechnisch bietet das Trio nicht mehr als den Standard.
Die Essenz des Albums liegt also weder in seinem Ohrwurm-Potenzial noch in technischer Finesse, sondern im unkonventionellen, brachialen Stil und seiner Umsetzung. Fans der Band wissen das, wer Totenmond nicht kennt sollte sich darüber im Klaren sein.
Fazit
Acht Jahre nach „Thronräuber“ zeigt „Der Letzte Mond Vor Dem Beil“ Totenmond so wie man sie kennt: Anders, brachial, ungefiltert – und rein musikalisch keine Sensation.
Punkte: 6.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de